Clancy, Tom
Form von >nicht knackbaren<
Verschlüsselungen auf der Welt, obwohl letztlich alles zu knacken ist. Es ist
eigentlich eine Frage der Wahrscheinlichkeit, dass ...«
Granger
unterbrach ihn. »Erklären Sie uns das ein anderes Mal, Gavin.«
»Na gut,
wie Sie wollen ... Wie Sie vermutet haben, machte sich der Emir, oder wer auch
immer die Sache ausgeheckt hat, über seine Leute im Feld Sorgen. Es war ja
irgendwie dumm, ein OTP bei sich zu haben oder auf dem Notebook mit sich
herumzuschleppen, deshalb entwickelten sie ein System, das das OTP des Tages jeweils
neu hervorbrachte. Das kostet zwar Zeit, ist aber machbar.«
»Erklären
Sie uns das«, sagte Bell.
»Sie
benutzen eine Formel, die man Mittquadratmethode nennt. Sie wurde 1946 von
einem ungarischen Mathematiker namens John von Neumann entwickelt. Man braucht
dafür eine Ausgangszahl - die Länge spielt keine Rolle, aber sie muss aus einer
geraden Anzahl von Ziffern bestehen. Man quadriert sie, nimmt den Mittelteil
der sich ergebenden Zahl — auch hier spielt die Anzahl der Ziffern keine Rolle
- und setzt sie als neue Ausgangszahl ein. Weil die URC-Jungs das wahrscheinlich
auf dem Papier machen müssen, werden sie den Vorgang auf recht kleinen Zahlen
aufbauen. Ich zeige es Ihnen ...«
Biery
griff nach einem Block auf Hendleys Schreibtisch und schrieb:
»Da man
aber keine Null verwenden kann, muss man aufrunden. Die neue Ausgangszahl ist
daher 41. Diese wird quadriert, und so immer weiter, bis man das OTP-Raster
aufgefüllt hat.«
»Und diese
Zahlen sind zufällig?«, fragte Granger.
»Nein, sie
sind pseudo-zufällig, aber das würde man normalerweise nicht unterscheiden
können, sofern man nicht ein ganzes Paket von OTPs besitzt. Das würde freilich
einen Hochleistungsrechner voraussetzen. Je komplexer die Formel, desto
zufälliger sind die Zahlen, aber irgendwann lassen sich die Berechnungen nicht
mehr auf dem Papier durchführen.«
»Gut — und
welche Formel benutzen sie?«
»Sie
zählen Monat, Tag und Jahr zusammen. Nehmen wir zum Beispiel das heutige Datum:
Mai, 21, 2010.« Er schrieb:
5 + 21 + 2010 = 2036
»Vom
Ergebnis nimmt man nur die beiden mittleren Ziffern. Die Null wird natürlich
aufgerundet.«
»Dann ist
dreizehn die neue Ausgangszahl«, stellte Hendley fest.
»Genau.«
»Und sie
benutzen dieselbe Methode für alle ihre OTPs?«
»Für alle,
die wir auf der CD aus Almasis Safe gefunden haben.«
»Das ist
verdammt gute Arbeit, Gavin.«
»Danke.«
Biery stand auf und ging.
»Der Junge
hat uns gerade Kopf und Kragen gerettet«, stellte Granger trocken fest.
H adi glaubte eigentlich nicht an schlechte Omen —
schließlich wusste er, dass Allah dies als Aberglauben missbilligen würde. Doch
dass die riesige Statue Cristo Redentor, die Christusstatue, vom Botanischen
Garten von Rio aus zu sehen war, zehrte ein wenig an seinen Nerven.
Andererseits, beruhigte er sich, schien sich ganz Rio in Sichtweite der
Christusstatue zu befinden. Die Statue steht in 710 Metern Höhe auf dem
Corcovado-Berg und blickt auf die dicht bebauten Stadtbezirke hinunter, hinter
denen sich Hunderte Quadratkilometer Dschungel erstrecken. Die dreißig Meter
hohe Statue aus Stahlbeton, überzogen mit Speckstein, wiegt 1145 Tonnen und
ist das berühmteste Wahrzeichen der Stadt - und für Hadi ein deutlicher
Hinweis, dass er sich in einem Land der Ungläubigen befand.
Nachdem er
sich von Ibrahim und den anderen getrennt hatte, war Hadi die Strecke hierher
in recht guter Zeit gefahren. Aber die ersten zwei Stunden hatte er mit am
Steuerrad verkrampften Händen alle zwanzig Sekunden in den Rückspiegel
geblickt.
Eine
Stunde nach der Morgendämmerung war er in der Stadt Seropedica angekommen, die
ungefähr fünfzig Kilometer vor dem östlichen Stadtrand von Rio liegt. Dahinter
war das eigentliche Rio zu sehen: ein Stadtgebiet von 1300 Quadratkilometern,
das ungefähr sechs Millionen Menschen beherbergte. Die gleichnamige
Metropolregion hat rund 12 Millionen Einwohner — fast die Hälfte der
Bevölkerung Saudi-Arabiens in einem einzigen Urbanen Ballungsraum. Und Sáo Paulo war sogar noch größer,
aber dort war er bei Nacht gelandet und hatte auf dem Weg zu seinem Hotel in
Caieiras nur die nördlichen Randbezirke zu sehen bekommen.
An der
Eingangskasse des Botanischen Gartens kaufte er ein Ticket und eine Broschüre
mit Lageplan. In der Broschüre waren die wichtigsten Informationen über den
Park aufgeführt: Auf einer Fläche von 140 Hektar beherbergt
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