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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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behelfsmäßiger Schalldämpfer ... Er
wusste, dass er keinen Laut hören und keinen Mündungsblitz sehen würde. Auch
würde er keine Schmerzen verspüren.
    Er hatte
recht. Das Hohlspitzgeschoss der 9-mm-Parabellum traf ihn direkt über der
linken Augenbraue, pilzte beim Durchschlagen der Schädeldecke auf und verwandelte
ein softballgroßes Stück seines Gehirns in eine geleeartige Masse.
     
     
    »Verdammt!«, knurrte der frühere Präsident der
Vereinigten Staaten, John Patrick Ryan, in seinen Frühstückskaffee.
    »Was ist
los, Jack?«, fragte Cathy, obwohl sie bereits wusste, was »los« war. Sie liebte
ihren Mann innig, aber wenn ein Thema erst einmal seine Aufmerksamkeit erregt
hatte, verbiss er sich förmlich darin, ein Charakterzug, der ihn zu einem
guten Geheimdienstmann und einem noch besseren Präsidenten hatte werden lassen,
aber nicht unbedingt zu einer Person, mit der das Leben einfach gewesen wäre.
    »Dieser
Idiot Kealty hat keine Ahnung, was zum Henker er da macht. Und was noch
schlimmer ist: Es ist ihm egal. Gestern hat er in Bagdad zwölf Marines getötet.
Und weißt du, warum?« Cathy gab keine Antwort; sie wusste, dass dies eine rein
rhetorische Frage war. »Weil irgendjemand in seinem Stab der Meinung war, dass
wir ein falsches Signal aussenden, wenn unsere Marines mit geladenen Waffen
herumlaufen. Verdammt noch mal, sendet man denn erst Signale, wenn Leute ihre
Waffen auf dich richten? Und dann auch noch das: Der Truppführer verfolgte die
Schurken und schaffte es, sechs von ihnen umzunieten, bis man ihm befahl, sich
zurückzuziehen.«
    »Wer gab
den Befehl?«
    »Sein
Bataillonskommandeur, der wahrscheinlich eine Anweisung vom Divisionskommandeur
erhielt, der wiederum von irgendeinem Rechtsanwalt verblödet wurde, den
Kealtys Trottel irgendwo in die Befehlskette eingeschleust haben. Aber das
Schlimmste ist, dass es ihm völlig egal ist. Schließlich läuft gerade die
Verabschiedung des Haushalts, und dann gibt es auch noch die ganze Aufregung
über die verdammten Bäume in Oregon, die natürlich seine ungeteilte
Aufmerksamkeit erfordern.«
    »Nun,
solche Dinge haben immer zwei Seiten, und eine Menge Leute lassen sich durch
Umweltfragen auf die Palme bringen, Jack«, wies ihn Professor Cathy Ryan
zurecht.
    Kealty! Jack kochte innerlich. Dabei hatte er doch alles
genau geplant! Robby wäre ein guter Präsident geworden, nur hatte er, Jack,
diesen alten, geistig verwirrten Bastard vom Ku-Klux-Klan nicht in seine
Rechnung einbezogen, der jetzt immer noch in seiner Todeszelle in Mississippi
auf den Tag seiner Hinrichtung wartete. Jack war an diesem Tag im Oval Office
gewesen — und was war geschehen? Sechs Tage vor der Wahl, Robby lag in den
Meinungsumfragen mit sicherem Abstand vorn. Und dann: Nicht mehr genug Zeit, um
die Sache wieder auf die Reihe zu kriegen, die Wahl wurde zum Chaos, Kealty
blieb als einziger wichtiger Kandidat übrig, und alle für Robby abgegebenen Stimmen
wurden durch diese Konfusion ungültig. Und sehr viele Wähler waren aus schierer
Verwirrung erst gar nicht zur Wahl gegangen. Kealty, Präsident mangels Gegner;
eine Wahl ohne Wahlmöglichkeit.
    Und die
Übergangsperiode war, was kaum möglich schien, noch schlimmer gewesen. Die
Beerdigung fand in der Baptistenkirche von Jacksons Vater in Mississippi statt
und gehörte zu Jacks schlimmsten Erinnerungen. Die Medien zogen über seine
offen gezeigten Gefühle her. Präsidenten sollten schließlich wie Roboter funktionieren,
aber Ryan hatte nie zu dieser Sorte gehört.
    Und mit verdammt gutem Grund, dachte Ryan.
    Hier, in
genau diesem Zimmer, hatte Robby ihm, seiner Frau und seiner Tochter das Leben
gerettet - und das seines noch ungeborenen Sohnes. Jack hatte sein ganzes Leben
hindurch kaum jemals echte Wut empfunden, aber das war ein Thema, das bei ihm
einen geradezu vulkanartigen Ausbruch auslöste. Selbst Robbys Vater hatte ihm
in dieser Sache Vergebung gepredigt, eindeutiger Beweis dafür, dass Reverend
Hosiah Jackson ein besserer Mensch war als er, Jack, jemals sein würde. Also -
welches Schicksal war für Robbys Killer angemessen? Wie war's mit ein paar Pistolenkugeln
in die Leber ...? Würde vielleicht fünf oder zehn Minuten dauern, bis der
Bastard verblutet war, dann würde er brüllend vor Schmerzen zur Hölle fahren
...
    Was noch
schlimmer war: Der amtierende Präsident erwog eine generelle Umwandlung aller
Todesurteile in Amerika. Seine politischen Verbündeten betrieben bereits
aktive Lobbyarbeit für ihn in

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