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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Rand der Sitzecke drapiert. Die Botschaft war klar: Ich bin unbewaffnet.
    Der
Tschetschene spreizte die Hände und lächelte Juri an. »Ich weiß, Sie sind ein
vorsichtiger Mann, mein Freund.«
    Als
Antwort öffnete Juri seinen Sportmantel. »So wie Sie.«
    Ein
Kellner nahm ihre Bestellungen auf und verschwand wieder.
    »Danke,
dass Sie gekommen sind«, sagte Nima.
    Sein
Russisch war gut. Er hatte nur einen ganz schwachen fremdländischen Akzent.
Seine Haut war hell genug, dass man ihn für einen Einheimischen mit etwas
tatarischem Blut hätte halten können. Juri fragte sich plötzlich, ob der Mann
irgendwo im Westen auf die Schule gegangen war oder studiert hatte.
    »Das war
doch selbstverständlich. Es ist mir ein Vergnügen.«
    »Ich
wusste nicht, ob Sie gerade verfügbar sind.«
    »Für Sie,
mein Freund, immer. Sagen Sie, ist Ihr Kollege eigentlich sicher an seinem
Bestimmungsort angekommen?«
    »Ja. So
wie die Frau. Wie ich gehört habe, entspricht sie exakt Ihrer Schilderung.
Meine Vorgesetzten sind über die Hilfe, die Sie uns bisher geleistet haben,
sehr erfreut. Ich nehme an, das Entgelt war zufriedenstellend? Keine
Probleme?«
    »Keine
Probleme.« Tatsächlich lag das Geld inzwischen sicher auf einem
Liechtensteiner Konto. Betrüblicherweise brachte es kaum Zinsen, doch es war
dort vor den digitalen Augen neugieriger Geheimdienste und Polizisten
geschützt. Er hatte sich noch nicht entschieden, wie er die Gelder
zurücktransferieren würde, wenn er sie einmal brauchte, aber da gab es immer
Mittel und Wege, vor allem wenn man sich vorsah und bereit war, für solche
Dienste gut zu bezahlen. »Bitte geben Sie meinen Dank an Ihre Vorgesetzten
weiter.«
    Nima griff
sich ans Kinn. »Natürlich.« Danach kamen die Getränke, Wodka für Juri und
Sprudelwasser für Nima. Dieser nahm einen Schluck und sagte dann: »Wir haben
Ihnen einen weiteren Vorschlag zu machen, Juri, etwas, wofür Sie auf
einzigartige Weise geeignet sind, wie wir glauben.«
    »Ich stehe
ganz zu Ihrer Verfügung.«
    »Wie bei
den beiden vorherigen Aufträgen ist das Ganze eine delikate Angelegenheit und
im Übrigen für Sie auch nicht ganz gefahrlos.«
    Juri
breitete die Arme aus und lächelte. »Das gilt gewöhnlich für fast alles, was
in diesem Leben etwas wert ist, oder nicht?«
    »Wohl
wahr. Natürlich wissen Sie ja ...«
    Am Eingang
des Restaurants ertönte ein Schrei, und dann war das Splittern von Glas zu
hören. Als Juri aufblickte, sah er einen offensichtlich völlig betrunkenen
Mann, der gerade von seinem Stuhl aufstand und dabei einen Teller mit einem
nicht genau zu identifizierenden Essen in seiner erhobenen Handfläche hielt.
Die anderen Gäste starrten ihn an. Der Mann gab eine ganze Reihe von
unverständlichen Wörtern von sich, die Juri für tschetschenische Flüche und
Schimpfwörter hielt, die wohl die entsetzliche Qualität seines Essens
beschreiben sollten. Er geriet ins Wanken und taumelte auf einen Kellner mit
weißer Schürze zu.
    Juri
kicherte. »Offensichtlich ein unzufriedener Gast ...«Er ließ den Satz
unvollendet, als ihm bewusst wurde, dass Nima sich nicht einmal umgedreht
hatte, um nach der Ursache für die ganze Aufregung zu sehen. Stattdessen
schaute er Juri mit einem Anflug von Bedauern direkt in die Augen. Plötzlich
begannen im Kopf des früheren KGB-Offiziers die Alarmglocken zu läuten. Ablenkung, Juri, das Ganze ist eine arrangierte Ablenkung.
    Die Zeit
schien plötzlich wie eingefroren.
    Juri
beugte sich nach vorn. Er langte mit der Hand hinter sich an sein Kreuz, um die
Makarow aus dem Hosenbund zu ziehen. Seine Finger hatten gerade den geriffelten
Pistolengriff erreicht, als er merkte, dass die Küchenschwingtür zu seiner
Linken offen stand. Auf der Schwelle erkannte er die Figur eines Mannes.
    »Es tut mir
leid, mein Freund«, hörte er Nima in einem weit entfernten Teil seines Geistes
sagen. »Aber so ist es für uns alle am besten ...«
    Über die
Schulter seines Gegenübers sah Juri einen weiteren Kellner auf sie zukommen,
der ein Tischtuch in der Hand hielt, das er ganz langsam zusammenzufalten
begann. Es war ein Vorgang, der die Tat abschirmen sollte ... Aus den
Augenwinkeln bemerkte Juri eine Bewegung. Als er den Kopf nach links drehte,
sah er, wie die Gestalt in der Türöffnung, ein weiterer Kellner mit weißer
Schürze, etwas Dunkles und Röhrenförmiges in der Hand hielt und auf ihn
richtete.
    Irgendwo
in dem immer noch ruhigen, analytischen Teil seines Gehirns dachte Juri: Ein

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