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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Kontaktlinsen tragen, um seine Augenfarbe zu
verbergen und vielleicht sein Sehvermögen zu verbessern, das der Datei zufolge
nur mittelmäßig war. Er ging aufrecht, nicht nach vorn gebeugt, und das ganze
Gerede, dass er am Marfan-Syndrom leide, war von einem Experten dieser
Krankheit am Johns Hopkins Hospital beiseitegefegt worden — was die Leute in
Langley doch sehr überrascht hatte, weil diese Sache in der Geheimdienstwelt
gleichsam zum Evangelium geworden war. Der Emir benötigte also keine Dialysemaschine in seiner nächsten Umgebung.
    Warte mal einen Moment, Jack. Die Schlapphutgemeinde hatte eine
ganze Menge von Vermutungen über den Emir produziert. Aber sie hatten nur eine
einzige Meinung über die Marfan-Hypothese eingeholt? Reichte das, um die ganze
Theorie zu verwerfen? Soweit Jack wusste, hatte noch niemand einen Menschen zu
fassen bekommen, der dem Emir nahe genug gestanden hätte, um die eine oder die
andere Meinung darüber bestätigen zu können. Darüber sollte man jedenfalls
noch mal nachdenken.
    »He,
Jack«, hörte er eine bekannte Stimme. Dominic und Brian standen in der Tür.
    »Hallo,
Jungs, kommt rein. Was gibt's Neues?«
    Die beiden
Brüder zogen Stühle heran und setzten sich. »Bekomme Kopfweh, wenn ich lange am
Bildschirm Texte lesen muss«, sagte Dominic. »Deshalb will ich dir ein wenig
auf den Geist gehen. Woran arbeitest du gerade? Deine Bewerbung beim
Finanzministerium?«
    Jack
brauchte ein paar Sekunden, bis er die Anspielung verstand. Das Finanzministerium
führte die Aufsicht über den Secret Service. Nach dem verhinderten Anschlag in
Georgetown war dieser Witz unvermeidlich. Die Presse hatte ausführlich über
den Zwischenfall berichtet, aber Jacks Name war bisher nicht genannt worden,
was ihm nur recht sein konnte. Hendley kannte natürlich die ganze Story, was
Jack nichts ausmachte. Das war nur noch mehr Munition, wenn er sein Anliegen
dem Boss präsentierte.
    »Klugscheißer«,
gab Jack zurück.
    »Haben sie
schon was über diesen Idioten herausgefunden?«, fragte Brian.
    »Nicht
dass ich wüsste. Die Presse behauptet, es gebe keine Komplizen, aber bei so
einer Sache haben die Medien nur das, womit sie der Secret Service füttert.«
In einer Stadt, in der Indiskretionen eher die Regel als die Ausnahme waren, musste
der Secret Service wenigstens den eigenen Laden fest im Griff behalten. Jack
wechselte das Thema. »Ihr habt doch schon mal von der Marfan-Theorie gehört?
Die man beim Emir annimmt?«
    »Ja, ich
glaube schon«, antwortete Dominic. »Steckte aber nichts dahinter, stimmt's?«
    Jack
zuckte die Schultern. »Ich versuche nur quer zu denken. Sein Aufenthaltsort zum
Beispiel. Der Instinkt sagt mir, dass er nicht in Afghanistan ist, aber wir
haben nie weiter als dort oder Pakistan gedacht. Warum nicht? Der Mann hat jede
Menge Geld, und mit Geld kann man eine Menge Flexibilität kaufen.«
    Brian
zuckte die Schultern. »Trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass sich ein
Bursche wie er weiter als fünfzig Meilen von seinem Unterschlupf entfernen
kann, ohne entdeckt zu werden.«
    »Annahmen
und Nachrichtenanalysen sollte man nicht in einen Topf werfen«, bemerkte Jack.
    »Richtig.
Und wenn der Scheißer tatsächlich irgendwo anders hingezogen ist, wette ich,
dass er sich halb totlacht, wenn er sieht, wie alle in diesen Gebirgen herumstiefeln
und nach ihm suchen. Aber wie hätte er das anstellen sollen? Fest steht: Er
kann nicht in den Airport von Islamabad spazieren und ein Ticket kaufen.«
    Dominic
warf ein: »Mit Geld kann man auch eine Menge Wissen kaufen.«
    »Was meinst
du damit?«, fragte Jack.
    »Für jedes
Problem gibt es Experten, Jack. Man muss nur wissen, wo man sie findet.«
     
    Der Tag verging schnell. Gegen 17.00 Uhr streckte Jack den
Kopf durch Dominics Bürotür. Brian saß im Besucherstuhl vor dem Schreibtisch seines
Bruders. »Hallo, Jungs«, rief Jack.
    »Hi«,
antwortete Brian. »Wie geht's unserem Computerexperten?«
    »Hackt
immer noch munter.«
    »Wie wär's
mit Abendessen?«, fragte Dominic.
    »Bin für
jede Idee offen«, sagte Jack.
    »Sein
Liebesleben ist wohl genau wie meins«, murmelte Brian.
    »Ich hab
ein neues Lokal in Baltimore entdeckt. Lust, es mal dort zu probieren?«
    »Warum
nicht?« Ja, zum Teufel, warum eigentlich
nicht?, dachte Jack. Abendessen allein machte nun wirklich keinen
Spaß.
    Der kleine
Konvoi aus drei Autos fuhr auf der U. S. 29 Richtung Norden und bog dann auf
die U. S. 40 nach Osten ab, die nach Little Italy in Baltimore

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