Clancy, Tom
führte, das an
der Eastern Avenue lag. Fast jede amerikanische Stadt hat ihr »Little Italy«.
Die Fahrt deckte sich zum großen Teil mit Jacks normalem Weg zu seinem Haus,
das nur ein paar Blocks vom Baseball-Stadion in Camden Yards entfernt lag. Aber
die Saison war wieder mal ohne Qualifikation für die Playoffs zu Ende
gegangen.
Baltimores
»Little Italy« ist ein wahrer Kaninchenbau von schmalen Straßen und wenig
Parkplätzen. Jack fuhr einen Hummer; er hätte ebenso gut versuchen können, mit
einem Ozeanschiff anzudocken. Aber nach einigem Suchen fand er dann doch eine
Lücke auf einem kleinen Parkplatz und ging die zwei Blocks zum Restaurant an
der High Street, das auf norditalienische Speisen spezialisiert war. Als er
eintrat, entdeckte er seine Cousins, die sich bereits in einer Nische in einer
Ecke niedergelassen hatten. Niemand sonst saß in der Nähe.
»Wie ist
das Essen hier?«, erkundigte er sich, als er sich setzte.
»Der
Chefkoch ist so gut wie unser Großvater, und das ist ein exquisites Lob, Jack.
Gerichte mit Kalbfleisch: erstklassig. Angeblich kauft er es persönlich jeden
Tag frisch im Markt in Lexington.«
»Muss
verdammt schwer sein, eine Kuh zu sein«, murmelte Jack.
»Hab nie
eine gefragt«, meinte Brian. »Andererseits hat sich auch noch keine beschwert.«
»Rede mal
mit meiner Schwester. Sie entwickelt sich allmählich zur Veganerin, natürlich
abgesehen von den Schuhen«, lachte Jack. »Und wie ist die Weinliste?«
»Wir haben
schon bestellt«, antwortete Brian. »Lacry-ma Christi del Vesuvio. Hab ich bei
einer Mittelmeerkreuzfahrt in Neapel entdeckt. Träne Christi vom Vesuv. Hab
damals einen Ausflug nach Pompeji gemacht, und der Führer erklärte, dass dort
seit ungefähr zweitausend Jahren Wein angebaut würde, deshalb denke ich mal,
sie werden schon wissen, wie man das richtig macht. Wenn er euch nicht
schmeckt, trinke ich ihn alleine«, versicherte er ihnen.
»Brian
versteht was von Wein, Jack«, sagte Dominic.
»Das
klingt so, als wäre es eine Überraschung für dich!«, gab Brian zurück. »Bin
schließlich nicht der typische Marine.«
»Schon
gut, ich nehme es zurück.«
Die
Flasche kam eine Minute später. Der Kellner öffnete sie mit großartiger Geste.
»Wo kann
man in Neapel gut essen?«, erkundigte sich Jack.
»Mein
Junge, in Neapel muss man sich wirklich anstrengen, um ein schlechtes
Restaurant zu finden«, erklärte ihm Dominic. »Was sie dir dort in jedem Straßenrestaurant
auftischen, ist so gut wie im feinsten Restaurant bei uns. Aber dieses Lokal
hier ist wirklich sehr gut. Der Koch ist schließlich ein paisano.«
»In
Neapel«, mischte sich Brian wieder ein, »gibt es ein Lokal, direkt am Meer
gelegen, nennt sich La Bersagliera, ungefähr ein, zwei Kilometer von der großen
Festung entfernt. Ich behaupte unter Androhung eines Faustkampfs, dass es das
beste Restaurant auf der ganzen Welt ist.«
»Da muss
ich aber vehement widersprechen. Rom, Alfonso Riccis Restaurant, etwa einen
Kilometer vom Vatikan«, sagte Dominic.
»Na, wird
wohl besser sein, wir glauben's dir.«
Das Essen kam, noch mehr Wein wurde aufgetischt, und das
Gespräch wandte sich dem ewigen Thema zu: Frauen. Alle drei gingen mit Frauen
aus, aber die Beziehungen waren eher locker. Die Carusos witzelten darüber,
dass sie nach der perfekten Italienerin suchten; Jack dagegen suchte nach
einem Mädchen, »das ich Mum vorstellen kann«.
»Willst du
damit sagen«, fragte Brian, »dass du es nicht magst, wenn sie auch ein klein
wenig ... nuttig sind?«
»Im
Schlafzimmer, klar, aber in der Öffentlichkeit...«, antwortete Jack. »Bin eben
kein großer Fan von Halternecks und riesigen Arschgeweihen.«
Dominic
kicherte. »Brian, wie hieß die Tussi noch mal, du weißt schon, die Stripperin
mit der Tätowierung?«
»Vergiss
es!«
Dominic
lachte immer noch, während er sich wieder an Jack wandte und halb
verschwörerisch sagte: »Sie hatte ein Tattoo genau unter ihrem Bauchnabel, ein
nach unten zeigender Pfeil mit der Aufschrift: Vorsicht, nass und glitschig! Der Witz war, dass Vorsicht mit F
geschrieben war.«
Jack
lachte laut auf. »Wie hieß sie?«
Brian
schüttelte den Kopf. »Sag ich nicht.«
»Sag's
ihm!«, drängte Dominic.
»Komm
schon!«, setzte Jack nach.
»Candy.«
Noch mehr
Gelächter. »Ach wie süß«, prustete Jack. »Mit y oder mit ie?«
»Keins von
beiden. Mit zwei e. Okay, okay, sie war nicht gerade die Hellste, aber ich
wollte sie ja auch nicht heiraten. Und was
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