Clancy, Tom
Mann in Zivilkleidern.
»Tad
Richards«, stellte er sich vor und schüttelte Clark die Hand. »US-Botschaft.«
Clark
fragte ihn nicht nach seiner genauen Position. Die Antwort wäre wahrscheinlich
eine Kombination von Wörtern wie Attache,
Kultur, stellvertretender und Außenministerium gewesen. Tatsächlich war er
Mitglied der libyschen CIA-Station, die von der US-Botschaft im Hotel Corinthia
Bab Africa aus operierte. Wie der Volksmiliz-Leutnant, der sie begrüßt hatte,
sah Richards noch ziemlich unerfahren aus. Wahrscheinlich sein erster
Übersee-Einsatz, nahm Clark an. Das spielte jedoch keine Rolle, solange der
Mann sie mit den nötigen Geheimdiensterkenntnissen versorgte.
Mit
krachendem Getriebe machte der Lastwagen plötzlich einen Sprung nach vorn und
setzte sich in Bewegung, wobei er eine stinkende Wolke aus Dieselabgasen
hinter sich herzog.
»Tut mir
leid wegen der Verzögerung«, sagte Richards.
Clark
zuckte die Achseln. Er bemerkte, dass der Mann ihn nicht nach seinem Namen
gefragt hatte. Vielleicht doch etwas heller,
als ich dachte. Laut sagte er: »Ich vermute, der Oberst ist nicht
sehr begeistert, uns im Land zu haben.«
»Da
vermuten Sie richtig. Ich weiß zwar nicht, was genau besprochen wurde, aber in
den vergangenen acht Stunden wurde wie verrückt telefoniert. Seine Armee hat um
unser Hotel herum extra Sicherheitsposten aufgestellt.«
Das ergab
Sinn. Ob es sich hier nun um eine echte Bedrohung handelte oder nicht, der
verstärkte »Schutz« der libyschen Regierung für die US-Botschaft war auf jeden
Fall ein deutliches Zeichen: Das libysche Volk war über die Anwesenheit von
westlichen Truppen im Land so aufgebracht, dass Angriffe auf amerikanische Einrichtungen
durchaus möglich waren. Das war natürlich völliger Unsinn, aber Muammar musste
die feine Gratwanderung zwischen seiner Rolle als Amerikas neuer Verbündeter
in Nordafrika und seiner Herrschaft über ein Volk schaffen, das der Sache der
Palästinenser immer noch weitgehend gewogen war und deshalb deren Unterdrücker,
die Vereinigten Staaten und Israel, von Herzen hasste.
»Die
Freuden der internationalen Politik«, bemerkte Clark. »Amen.«
»Können
Sie Arabisch?«
»Ja,
einigermaßen. Ich werde allmählich immer besser. Ich absolviere gerade einen
>Rosetta-Stone-Sprachkurs< der Ebene drei.«
»Gut. Ich
möchte, dass Sie in unserer Nähe bleiben und für uns übersetzen.«
»Mit
Vergnügen.«
»Haben Sie
irgendwelche Geheimdiensterkenntnisse für uns?«
Richards
nickte, während er sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischte.
»Sie haben einen Befehlsstand im obersten Stockwerk eines Mietshauses
eingerichtet, das nur einen Block von der Botschaft entfernt ist. Ich zeige
Ihnen, was wir haben, wenn wir dort sind.«
»In
Ordnung«, erwiderte Clark. »Irgendetwas aus dem Inneren des Botschaftsgeländes
gehört?«
»Nichts.«
»Wie viele
Geiseln?«
»Laut dem
schwedischen Außenministerium sechzehn.«
»Was haben
sie bisher unternommen? Ich meine, die Hiesigen.«
»Nichts,
soweit wir wissen, außer dass sie um das Anwesen herum eine Sicherheitszone
eingerichtet haben, in die weder Zivilisten noch Reporter hineindürfen.«
»Ist die
Nachricht durchgesickert?«
Richards
nickte. »Schon vor einigen Stunden, während Sie noch in der Luft waren. Tut
mir leid, das hatte ich vergessen zu berichten.«
Als
Nächstes fragte Clark: »Haben die noch Strom und Wasser in der Botschaft?«
»Die
Strom- und Wasserversorgung wurden noch nicht gestoppt.«
Eigentlich
gehörte das zu den ersten Dingen, die man bei einer solchen Geiselnahme
unternahm. Dafür gab es zwei wichtige Gründe: Das Fehlen von solchen Annehmlichkeiten
kochte manchmal auch die härtesten bösen Buben weich. Außerdem konnte man die
Wiederversorgung mit Wasser und Elektrizität als Verhandlungsmasse nutzen:
Gebt uns fünf Geiseln, und wir schalten die Klimaanlage wieder an.
Auch hier
zeigte die libysche Regierung, dass sie sich für den Fortgang der Ereignisse
nur noch bedingt verantwortlich fühlte, seitdem man ihr bedeutet hatte, sie
solle sich möglichst ganz heraushalten. Allerdings konnte ihnen das später doch
noch nützlich werden. Wenn die Typen in der Botschaft keine völligen Idioten
waren, würden sie sich über die Tatsache, dass sie immer noch Strom und Wasser
hatten, ihre Gedanken machen. Sie nahmen wahrscheinlich an, dass die Sicherheitskräfte
völlig unvorbereitet seien oder dass diese erst kurz vor einem Angriffsversuch
den Strom
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