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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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gespielt hatten, war deren Sache. Wichtig war, wer die Tore geschossen hatte und wann. Wichtig war, was in die Geschichte einging.
    Solange Rosália sich zum Schlafen umzog, senkte Anselmo, einem stillschweigenden Abkommen zwischen ihnen gehorchend, die Zeitung nicht. Es wäre seiner Meinung nach unanständig gewesen. Ihrer Meinung nach wäre vielleicht nichts dabei … Rosália legte sich ins Bett, ohne dass ihr Mann auch nur eine Zehenspitze von ihr gesehen hätte. So gehörte es sich, so war es anständig …
    Licht aus. Vom Zimmer nebenan fiel durch eine Türritze ein dünner Lichtstreif in den Flur. Anselmo sah ihn und sagte:
    »Mach das Licht aus, Claudia!«
    Sekunden später erlosch das Licht. Anselmo lächelte im Dunkeln. Wie schön zu wissen, dass man respektiert wurde und die eigenen Anordnungen befolgt wurden. Doch die Dunkelheit ist kein Freund des Lächelns, sie bringt ernste Gedanken hervor. Anselmo bewegte sich unruhig. Seine Frau, die seinen Körper in ganzer Länge berührte, ließ sich in die weiche Matratze sinken.
    »Was hast du?«, fragte Rosália.
    »Dieser verdammte Zahlschein«, murmelte ihr Mann. »Am Monatsende ziehen sie ihn mir ab, und dann sitze ich wieder in der Klemme.«
    »Kannst du ihn nicht in Raten abziehen lassen?«
    »Das sieht der Chef nicht gern …«
    Der Seufzer, der seit dem Fado in Rosálias Brust saß, bahnte sich seinen Weg und hallte durch die ganze Wohnung. Auch Anselmo konnte einen Seufzer nicht unterdrücken, allerdings war er nicht ganz so gefühlvoll, ein Männerseufzer.
    »Auch nicht, wenn du eine Gehaltserhöhung bekämst?«, fragte Rosália.
    »Daran ist gar nicht zu denken. Es heißt sogar, dass sie Leute entlassen wollen.«
    »Großer Gott! Hoffentlich trifft es nicht dich!«
    »Mich?«, fragte Anselmo, als dächte er zum ersten Mal an eine solche Möglichkeit. »Nein, mich nicht. Ich bin schon mit am längsten da …«
    »Überall sieht es so schlecht aus. Man hört die Leute nur jammern.«
    »Das liegt an der internationalen Situation …«, setzte Anselmo an.
    Aber dann hielt er inne. Jetzt ging es nicht darum, sich mit einem Vortrag über die internationale Situation aufzuspielen. Hier im Dunkeln und dann noch mit dem Zahlscheinproblem.
    »Ich habe inzwischen sogar Angst, dass Claudia gekündigt wird. Ich weiß ja, dass die fünfhundert Escudos, die sie verdient, nicht viel ausmachen, aber eine Hilfe sind sie doch.«
    »Fünfhundert Escudos … Erbärmlich …«, brummelte Anselmo.
    »Ja, aber gebe Gott, dass sie uns erhalten bleiben …«
    Plötzlich verstummte sie, beflügelt von einer Idee. Fast hätte sie drauflosgeplappert und die Idee ihrem Mann unterbreitet, doch dann entschied sie sich für den indirekten Weg.
    »Könnte man über deine Kontakte nicht eine andere Stelle für sie finden?«
    Etwas in der Stimme seiner Frau klang für Anselmo verdächtig nach einer Falle.
    »Wie meinst du das?«, fragte er.
    »Wie ich das meine?«, fragte sie in natürlichem Ton zurück. »Als ganz einfache Frage …«
    Dass es eine einfache Frage war, wusste Anselmo, aber er wusste auch, dass seine Frau dabei einen Hintergedanken hatte. Also wollte er es ihr nicht zu leicht machen.
    »Und wer hat ihr die Stelle besorgt, wo sie jetzt ist? Du, richtig?«
    »Aber gäbe es nicht etwas Besseres?«
    Anselmo antwortete nicht. So oder so würde er seine Frau dazu bringen, mit der Idee herauszurücken. Nichts sagen war die beste Methode. Rosália drehte sich um. Jetzt lag sie mit dem Gesicht zu ihm, ihr rundlicher Bauch stieß an seine Hüfte. Sie wollte ihre Idee beiseiteschieben, war sie doch sicher, dass Anselmo sie vehement ablehnen würde. Aber die Idee drängte sich hartnäckig wieder in den Vordergrund. Rosália wusste, wenn sie nicht darüber sprach, würde sie nicht einschlafen können. Sie räusperte sich kurz, damit sie im nun folgenden Flüsterton zu verstehen war.
    »Ich dachte … Aber ich sehe schon, dass du darüber böse wirst … Ich dachte, man könnte mit der Nachbarin von unten sprechen, mit Dona Lídia …«
    Anselmo wusste sofort, worauf sie hinauswollte, tat aber lieber, als hätte er nicht verstanden.
    »Wozu? Ich verstehe nicht …«
    Als könnte ihre Berührung die erwartete Empörung mildern, rückte Rosália näher an ihn heran. Vor Jahren wäre dies ein Zeichen für etwas vollkommen anderes gewesen.
    »Ich glaube … da wir gut miteinander auskommen, könnte sie sich vielleicht einsetzen …«
    »Ich verstehe noch immer

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