Claraboia oder Wo das Licht einfaellt
Unterschied, abgesehen von der aufreizenden Wirkung ihrer Bekleidung und Haltung.
Wenn es an dem Abend dabei blieb, dass sie sich nur knapp bekleidet zeigen musste, betrachtete sie ihr Opfer als gut investiert und Paulino Morais’ Geschmack als akzeptabel. Und wenn es nicht dabei blieb, fand sie sich damit ab.
Seit drei Jahren hielt er sie aus. Sie kannte seine Ticks, seine wunden Punkte, seine Bewegungen. Dabei fürchtete sie am meisten die, wenn er noch im Sitzen die Hosenträger auf beiden Seiten gleichzeitig losknöpfte. Immer machte er es gleichzeitig. Lídia wusste, was das bedeutete. Jetzt war sie beruhigt. Paulino Morais rauchte, und solange der Zigarillo brannte, blieben die Hosenträger angeknöpft.
Mit einer anmutigen Bewegung, die die Schönheit ihres Nackens und ihrer Schulterblätter zur Geltung brachte, drehte Lídia den Kopf zu der kleinen Fayence-Uhr. Dann erhob sie sich mit den Worten:
»Es ist Zeit für deinen Kaffee.«
Paulino Morais nickte. Auf der Marmorplatte der Frisierkommode wartete der Kaffeebereiter, das Kaffeepulver war schon in den Behälter eingefüllt. Lídia zündete das Lämpchen an und schob es unter die Glaskugel, in der sich das Wasser befand. Sie stellte eine Tasse und die Zuckerschale bereit. Während sie im Raum hin und her ging, folgte Paulino Morais ihr mit dem Blick. Die langen Beine seiner Geliebten zeichneten sich unter dem leichten Stoff ab, der die wollüstigen Kurven ihrer Hüften umspielte. Er reckte sich innerlich. Der Zigarillo war fast aufgeraucht.
»Weißt du, dass man mich heute um einen Gefallen gebeten hat?«, fragte Lídia.
»Einen Gefallen?«
»Ja. Die Nachbarn von oben.«
»Was wollen sie von dir?«
Lídia stand über den Kaffeebereiter gebeugt und wartete darauf, dass das Wasser hochstieg.
»Von mir nichts, aber von dir.«
»Nanu! Worum geht es, Lili?«
Lídia zuckte zusammen. Lili war ihr Kosename in den Liebesnächten. Das Wasser begann zu gluckern, und als würde es von oben angesogen, stieg es auf und nahm in dem oberen Gefäß Farbe an. Lídia schenkte ein, süßte den Kaffee nach Paulinos Geschmack und reichte ihm die Tasse. Dann setzte sie sich wieder auf den Hocker und antwortete:
»Ich weiß nicht, ob du weißt, dass sie eine Tochter haben. Sie ist neunzehn. Sie arbeitet, verdient aber zu wenig, wie die Mutter sagt. Sie haben mich gebeten, dich zu fragen, ob du ihr eine Stelle besorgen kannst.«
Paulino setzte die Tasse auf der Sessellehne ab und zündete sich noch einen Zigarillo an.
»Liegt dir viel daran, dass ich auf ihre Bitte eingehe?«
»Wenn nicht, hätte ich dich nicht darauf angesprochen …«
»Die Sache ist, dass ich genug Leute habe … Eigentlich sogar zu viele … Außerdem entscheide ich nicht allein …«
»Wenn du es willst …«
»Es gibt auch noch den Aufsichtsrat …«
»Ach! Wenn du es willst …«
Paulino griff wieder nach der Tasse und trank einen Schluck. Lídia spürte, dass er wenig Bereitschaft zeigte, ihre Bitte zu erfüllen. Sie war gekränkt. Es war das erste Mal, dass sie so eine Bitte an ihn richtete, und sie sah nichts, was seine Ablehnung rechtfertigte. Angesichts der Tatsache, dass sie in einer ungesetzlichen Beziehung lebte, über die das ganze Haus die Nase rümpfte, gefiel ihr die Vorstellung, Maria Claudia eine Stelle zu beschaffen, denn wenn Rosália es vor lauter Freude in alle Richtungen verbreitete, würde ihr das ein gewisses Ansehen bei den Nachbarn verschaffen. Sie litt darunter, dass man sie fast schnitt, und obwohl sie kein großes Interesse gezeigt hatte, als Rosália ihre Bitte vorbrachte, so legte sie sich jetzt angesichts des Widerstands ihres Liebhabers ins Zeug, um ihm eine Zusage abzuringen. Sie beugte sich weiter vor, als wollte sie das rosa Fell glatt streichen, mit dem ihre Pantöffelchen eingefasst waren, und zeigte ihm so ihre ganze nackte Brust.
»Ich habe dich noch nie um so etwas gebeten … Wenn du ermöglichen kannst, worum man mich gebeten hat, solltest du mir entgegenkommen. Du würdest mir einen Gefallen tun und einer bedürftigen Familie helfen.«
Lídia übertrieb ihr Interesse und, soweit sie es beurteilen konnte, auch die Bedürftigkeit der Nachbarn. Dann tat sie etwas, das Paulino Morais beeindruckte, denn es geschah selten. Sie legte eine Hand auf das runde Knie ihres Liebhabers. Paulinos Nasenflügel bebten.
»Du brauchst nicht ärgerlich zu werden. Ich habe doch noch nicht nein gesagt …«
Seine Miene zeigte Lídia, welchen Preis sie
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