Claraboia oder Wo das Licht einfaellt
nicht.«
Rosália schwitzte. Sie rückte etwas von ihm ab und sagte schließlich geradeheraus:
»Sie könnte den Mann bitten, der zu ihr kommt. Er ist irgendein hohes Tier in einer Versicherung, und vielleicht könnte er etwas für unsere Kleine tun.«
Wäre Anselmos Empörung aufrichtig gewesen, dann wäre er schon bei den ersten Worten explodiert. Er äußerte sich erst zum Schluss und wurde nur deshalb nicht lauter, weil die Nacht den Stimmen Dämpfer aufsetzt.
»Dass du mir mit so etwas kommst, das hätte ich nicht für möglich gehalten! Du meinst, wir sollen diese … diese Frau darum bitten? Das heißt kein Gefühl für Anstand haben! Das hätte ich nicht von dir gedacht!«
Anselmo übertrieb. Alles hätte gepasst, wäre er nicht insgeheim mit dem Vorschlag einverstanden gewesen. Er war sich nicht darüber im Klaren, dass, indem er das Problem in solche Worte kleidete, seine spätere Zustimmung unlogischer und ein Beharren seiner Frau schwieriger wurde.
Gekränkt rückte Rosália von ihm ab. Der schmale Abstand, der nun zwischen ihnen lag, war meilenbreit. Anselmo sah ein, dass er zu weit gegangen war. Das Schweigen war für beide unbehaglich. Er wusste so gut wie sie, dass das Thema damit nicht erledigt war, doch keiner sagte etwas – sie überlegte, wie sie das Thema erneut ansprechen konnte; er suchte nach einem Weg, für seine Kapitulation, die er mit seinen Worten eigentlich unmöglich gemacht hatte, keinen allzu hohen Preis zu zahlen. Doch wussten beide, dass sie nicht einschlafen könnten, solange die Frage ungeklärt war. Anselmo tat den ersten Schritt.
»Na ja … Man kann darüber nachdenken … Aber es fällt mir schwer …«
15
G anz ungezwungen, als wäre er bei sich zu Hause, schlug Paulino Morais ein Bein über das andere und zündete sich ein Zigarillo an. Mit einem Lächeln bedankte er sich bei Lídia, die ihm den Aschenbecher reichte, und ließ sich in den dunkelroten Sessel fallen, der an diesen Abenden ausschließlich ihm zustand. Er saß in Hemdsärmeln da. Er war dick, von sanguinischem Temperament. Die kleinen Augen traten hervor, als würden sie von den geschwollenen Lidern herausgedrückt. Die dichten, geraden Augenbrauen trafen an der Nasenwurzel zusammen, das aggressive Nasenprofil wurde durch das darüberliegende Fettgewebe abgemildert. Die großen Ohren standen vom Schädel ab, und die Härchen in seinen Ohren waren steif wie Borsten. Wegen seiner Glatze kämmte er sich die Haare, die er an den Seiten bis auf die erforderliche Länge hatte wachsen lassen, über den Kopf, um die kahle Fläche zu bedecken. Er hatte das blühende Aussehen eines Fünfzigjährigen, der eine junge Frau besitzt und altes Geld. Hinter der Parfümwolke, die ihn umfing, hatte sein Gesicht den seligen Ausdruck dessen, der gespeist hat und nun mühelos verdaut.
Er hatte gerade einen fabelhaften Witz erzählt und kostete genüsslich Lídias Lachen aus. Und nicht nur ihr Lachen. Er war gut aufgelegt, und deshalb beglückwünschte er sich im Geiste zu der ausgezeichneten Idee, die er schon vor geraumer Zeit gehabt hatte, als es darum ging, in welchem Aufzug Lídia ihn empfangen sollte. Da er wegen seiner Ausschweifungen ein wenig verlebt und wegen seines Alters ein wenig ermüdet war, hatte er nach Stimulanzien gesucht, und eines davon war die Kleidung seiner Geliebten. Nichts Phantasievolles oder Pornographisches, wie er es von Freunden kannte. Alles einfach und natürlich. Lídia sollte ihn im Nachthemd mit tiefem Dekolleté empfangen, die Arme nackt, das Haar gelöst. Das Nachthemd sollte aus Seide sein, weder so durchsichtig, dass man alles sah, noch so blickdicht, dass es alles verbarg. Das Ergebnis war ein Spiel aus Licht und Schatten, das an Abenden, wenn er sich in Form fühlte, seinen Kopf zum Glühen brachte oder an Tagen der Erschöpfung sein Auge erfreute.
Lídia hatte sich dem anfangs widersetzt, doch dann eingesehen, dass es besser war, sich damit abzufinden. Alle Männer haben extravagante Wünsche, und dieser war nicht der schlimmste. Sie gab nach, zumal er ihr einen elektrischen Heizofen gebracht hatte. Bei höherer Raumtemperatur bekam sie in der leichten Bekleidung keine Erkältung.
Lídia saß auf einem niedrigen Hocker und beugte sich zu ihrem Liebhaber vor, sodass er ihre vom Büstenhalter befreiten Brüste sehen konnte. Sie wusste, dass nur ihr Körper ihn an sie band, und zeigte ihn. Noch war er jung und wohlgeformt. Ob sie ihn hier oder am Strand zeigte, war kein großer
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