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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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heftig an meine Tür klopfte. Erschrocken sprangen wir aus dem Bett, ich auf der einen Seite und die Äbtissin auf der anderen Seite. Wir lauschten und hörten jemanden auf den Zehenspitzen zu der Nachbarzelle zurückeilen.
    »Ah!«, sagte ich, »es ist Schwester Sainte-Therese. Sie hat Sie bestimmt gesehen, wie Sie den Gang entlanggingen und zu mir hereinkamen. Gewiss hat sie gehorcht und uns bei unserer Unterhaltung überrascht. Was wird sie bloß sagen?«
    Ich war mehr tot als lebendig.
    »In der Tat, sie war es«, sagte die Äbtissin gereizt. »Es ist gar kein Zweifel möglich. Aber ich hoffe, sie wird noch lange an diese Unverschämtheit denken!«
    »Liebe Mutter«, bat ich, »tun Sie ihr nichts!«
    »Susanne«, erwiderte sie, »leben Sie wohl! Gute Nacht! Legen Sie sich wieder hin, Sie brauchen morgen früh nicht zur Frühmesse zu kommen. Ich gehe jetzt zu der tollen Person hinüber. Geben Sie mir Ihre Hand!«
    Ich reichte sie ihr über das Bett hinweg. Sie schob den Ärmel zurück, der meinen Arm bedeckte, seufzte tief auf und küsste ihn von den Fingerspitzen bis zur Schulter. Dann ging sie hinaus, wobei sie nochmals betonte, sie wolle der dreisten Person, die sie zu stören gewagt habe, einen ordentlichen Denkzettel geben. Sogleich schlüpfte ich an das andere Ende meines Bettes, das näher bei der Tür war, und horchte. Sie ging zu Schwester Therese. Ich war schon versucht, aufzustehen und hinüberzugehen, um zwischen ihr und der Äbtissin zu vermitteln, falls es zu einer heftigen Auseinandersetzung kommen sollte. Aber ich war so aufgeregt, zugleich war mir so elend zumute, dass ich lieber in meinem Bett blieb. Schlafen konnte ich freilich nicht. Ich war fest überzeugt, ich müsste nun zum Tagesgespräch im ganzen Haus werden; man würde die Geschichte, die doch an und für sich so harmlos war, mit den für mich nachteiligsten Einzelheiten ausschmücken; es würde hier noch schlimmer als in Longchamp zugehen, wo mir ich weiß nicht was alles vorgeworfen worden war. Unsere Vorgesetzten, daran zweifelte ich nicht im Geringsten, würden von unserem Fehltritt erfahren; unsere Äbtissin würde abgesetzt und wir beide streng bestraft werden. Während ich so grübelte, lag ich angespannt auf der Lauer. Ich wartete mit Ungeduld darauf, dass unsere Äbtissin Schwester Therese wieder verließe. Aber anscheinend war die Geschichte ziemlich verfahren; denn sie blieb fast die ganze Nacht bei ihr.

14
    I n seiner soliden, im Laufe der Jahre durch wenige Worte und gemessenes Auftreten geformten Persönlichkeit als ehrbarer Mann gab es bei Anselmo einen Schwachpunkt: den Sport. Genauer gesagt, Sportstatistik, und diese wiederum beschränkt auf Fußball. Eine Saison nach der anderen konnte vergehen, ohne dass er ein Spiel zwischen Klubmannschaften besuchte. Internationale Spiele verpasste er jedoch nie, und nur eine schwere Krankheit oder ein aktueller Trauerfall vermochte ihn davon abzuhalten, zu einem Spiel zwischen Portugal und Spanien zu gehen. Er nahm die unwürdigsten Situationen in Kauf, um auf dem Schwarzmarkt eine Karte zu ergattern, und verschmähte es auch nicht – sofern er über die Mittel verfügte –, sich an Spekulationen zu beteiligen, indem er für 20 kaufte und für 50 verkaufte. Doch war er klug genug, keine Geschäfte mit den Kollegen im Büro zu machen. Für sie war er ein ernster Mensch, der nur ironisch lächelte, wenn er montags die Diskussionen der Sekretärinnen hörte. Ein Mann, den einzig die ernsthaften Dinge des Lebens interessierten und in dessen Augen der Sport ein guter Zeitvertreib für Lehrlinge und Kellner war. Von ihm konnte man keine Informationen darüber erwarten, welcher Spieler von welchem Klub zu welchem Klub wechselte, Angaben zu einem berühmten Datum der nationalen Fußballchronik oder der Zusammensetzung einer Mannschaft in der Zeitspanne von 1920 bis 1930 . Aber er habe einen Cousin, ein armer Kerl, der »ballverrückt« sei. Wenn sie wollten, konnte er ihn demnächst danach fragen, und dann würden sie garantiert die richtige Antwort erhalten. Die Erwartung und Ungeduld seiner Kollegen amüsierten ihn. Er ließ sie tagelang warten, brachte Entschuldigungen vor: Er habe seinen Cousin schon ziemlich lange nicht gesehen, ihr Verhältnis sei ein wenig angespannt, der Cousin habe versprochen, Pläne und Aufzeichnungen zu konsultieren, kurz, er dachte sich Verzögerungen aus, mit denen er die Geduld seiner Kollegen strapazierte. So manches Mal wurden auch Wetten

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