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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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unterschiedliche Menschen geheiratet hatten. Tatsächlich konnte sich niemand erinnern, sie jemals zusammen auf der Straße gesehen zu haben. Und es konnte auch niemand verstehen, wie zwei Menschen, die wahrhaft nicht schön waren, eine so entzückende Tochter wie die kleine Matilde hatten bekommen können. Man sollte meinen, die Natur habe sich geirrt und ihren Irrtum, nachdem sie ihn erkannt hatte, damit wettgemacht, dass sie das Kind verschwinden ließ.
    Jedenfalls war es so, dass der brutale und schroffe Caetano Cunha, Setzer beim
Diário do Dia
, der vor Fett, Neuigkeiten und schlechtem Benehmen strotzte, nach drei aggressiven Beschimpfungen schon auf ein Gemurmel seiner schwächlichen, diabetischen Frau Justina hin verstummte.
    Es war ein unerklärliches Geheimnis. Rosália wartete noch einen Moment, doch es blieb vollkommen still. Also ging sie zurück in ihre Wohnung und schloss die Tür vorsichtig, um die Tochter nicht zu wecken.
    Die schlief oder tat so, als schliefe sie. Rosália spähte durch den Türspalt. Sie glaubte zu sehen, dass die Lider ihrer Tochter zitterten. Sie stieß die Tür ganz auf und ging zum Bett. Maria Claudia presste die Augen vergeblich zusammen. Winzige, von der Anstrengung geformte Falten zeigten an, wo sich später die Krähenfüße bilden würden. Auf ihren vollen Lippen fanden sich noch Lippenstiftreste vom Vortag. Das kurzgeschnittene braune Haar verlieh ihr das Aussehen eines jungen Raufboldes, weshalb ihre Schönheit aufreizend wirkte, fast zweideutig.
    Rosália betrachtete ihre Tochter, sie misstraute deren tiefem Schlaf. Sie seufzte kurz auf. Dann drückte sie mütterlich liebevoll die Decke fester um den Hals der Tochter. Die Reaktion erfolgte sofort. Maria Claudia schlug die Augen auf. Sie lachte, wollte es noch überspielen, aber es war zu spät.
    »Du hast mich gekitzelt, Mama!«
    Wütend, weil sie getäuscht worden war, und vor allem, weil ihre Tochter sie bei einer Geste mütterlicher Liebe ertappt hatte, erwiderte Rosália missgelaunt:
    »So schläfst du also, aha! Hast keine Kopfschmerzen mehr, nein? Du willst nur nicht arbeiten, das ist es, du Faulpelz!«
    Wie um der Mutter recht zu geben, reckte sie sich gemächlich und dehnte genüsslich die Muskeln. Als ihr Brustkorb sich hob, sprang das mit Spitzen verzierte Nachthemd auf und gab den Blick auf zwei kleine runde Brüste frei. Zwar hätte Rosália nicht zu sagen vermocht, warum ihr diese unbedachte Bewegung peinlich war, doch konnte sie ihren Unmut darüber nicht unterdrücken und knurrte:
    »Sieh zu, dass du dich bedeckst! Ihr geniert euch heutzutage nicht mal mehr vor der eigenen Mutter!«
    Maria Claudia riss die Augen auf. Sie waren blau, von einem leuchtenden Blau, aber kalt, so wie die Sterne, die weit weg sind, weshalb wir nur ihr Leuchten wahrnehmen.
    »Aber was ist denn dabei? So, fertig, alles zugedeckt.«
    »Hätte ich mich in deinem Alter so vor meiner Mutter aufgeführt, hätte ich eine Ohrfeige bekommen.«
    »Wirklich kein Grund, schon zu schlagen …«
    »Findest du? Verdient hättest du es aber.«
    Maria Claudia streckte die Arme hoch, um sich unauffällig zu rekeln. Dann gähnte sie.
    »Die Zeiten haben sich geändert, Mama.«
    Rosália öffnete das Fenster und antwortete:
    »Ja, das haben sie. Zum Schlechteren.« Dann drehte sie sich zum Bett um. »Also, was ist: Gehst du arbeiten oder nicht?«
    »Was sagt die Uhr?«
    »Fast zehn.«
    »Jetzt ist es zu spät.«
    »Vorhin war es das aber noch nicht.«
    »Da hatte ich Kopfschmerzen.«
    Die kurzen Sätze verrieten Gereiztheit auf beiden Seiten. Rosália kochte innerlich vor Wut, Maria Claudia war über die moralisierenden Bemerkungen der Mutter verärgert.
    »Kopfschmerzen! Von wegen Kopfschmerzen! Theater hast du gespielt!«
    »Ich sage, ich hatte Kopfschmerzen. Was willst du noch von mir?«
    Rosália platzte.
    »Ist das eine Art zu antworten? Ich bin deine Mutter, hast du gehört?«
    Maria Claudia ließ sich nicht einschüchtern. Sie zuckte die Achseln, womit sie zu verstehen geben wollte, dass darüber zu diskutieren sich nicht lohnte, und erhob sich mit einem Satz aus dem Bett. Barfuß stand sie da, das Seidennachthemd umspielte ihren wohlgeformten, geschmeidigen Körper. Auf Rosálias glühende Gereiztheit traf die frische Schönheit der Tochter, und die Gereiztheit versickerte wie Wasser in trockenem Sand. Rosália empfand Stolz auf Maria Claudia, auf ihren schönen Körper. Was sie dann sagte, waren Worte einer Kapitulation.
    »Man muss im

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