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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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Büro Bescheid geben.«
    Maria Claudia ließ nicht erkennen, dass sie sich über den veränderten Tonfall freute. Sie antwortete gleichgültig:
    »Ich gehe zum Telefonieren nach unten zu Dona Lídia.«
    Rosália wurde wieder gereizt, vielleicht weil die Tochter einen Hauskittel angezogen hatte und sie nun, so unscheinbar gekleidet, nicht mehr begeistern konnte.
    »Du weißt genau, dass ich es nicht gern sehe, wenn du zu Dona Lídia gehst.«
    Maria Claudia blickte unschuldiger denn je.
    »Wieso das denn? Das verstehe ich nicht.«
    Hätten sie das Gespräch fortgeführt, hätte Rosália Dinge aussprechen müssen, über die sie lieber nicht reden wollte. Ihr war klar, dass ihre Tochter davon wusste, aber sie war der Meinung, dass es Angelegenheiten gab, über die man im Beisein eines unverheirateten jungen Mädchens lieber nicht sprechen sollte. Aus ihrer eigenen Erziehung hatte sie die Vorstellung bewahrt, dass zwischen Eltern und Kindern ein gewisser Respekt herrschen musste – und sie handelte danach. Also tat sie, als hätte sie die Frage nicht gehört, und verließ den Raum.
    Maria Claudia, nun allein, lächelte. Sie stellte sich vor den Spiegel, knöpfte den Kittel auf, öffnete das Nachthemd und betrachtete ihre Brüste. Sie erzitterte. Leichte Röte verfärbte ihr Gesicht. Wieder lächelte sie, nun ein wenig nervös, aber zufrieden. Was sie getan hatte, hatte ein angenehmes Gefühl in ihr ausgelöst, mit einem Hauch von Sünde. Sie knöpfte den Kittel wieder zu, warf noch einen Blick in den Spiegel und ging aus dem Zimmer.
    In der Küche trat sie auf die Mutter zu, die gerade Brotscheiben toastete, und gab ihr einen Kuss. Rosália konnte nicht leugnen, dass sie den Kuss genoss. Sie erwiderte ihn nicht, doch ihr Herz schlug vor Freude.
    »Geh dich waschen, Mädchen, der Toast ist gleich fertig.«
    Maria Claudia schloss sich im Badezimmer ein. Taufrisch kam sie zurück, die Haut glatt und glänzend, die ungeschminkten Lippen vom kalten Wasser leicht angeschwollen. Die Augen der Mutter funkelten bei ihrem Anblick. Maria Claudia setzte sich an den Tisch und begann mit Appetit zu essen.
    »Ganz schön, hin und wieder zu Hause zu bleiben, oder?«, fragte Rosália.
    Maria Claudia lachte fröhlich.
    »Siehst du? Ich hab doch recht, oder nicht?«
    Rosália spürte, dass sie zu weit nachgegeben hatte. Um ihre Worte zu relativieren, sagte sie:
    »Schon gut, aber besser, man übertreibt es nicht.«
    »Im Büro ist niemand unzufrieden mit mir.«
    »Sie könnten es aber werden. Und du darfst die Arbeit nicht verlieren. Dein Vater verdient nicht viel, das weißt du genau.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, was ich tun muss.«
    Rosália hätte gern erfahren, was genau, wollte aber nicht fragen. Sie aßen schweigend zu Ende. Maria Claudia stand auf und sagte:
    »Ich gehe zu Dona Lídia und frage, ob ich telefonieren darf.«
    Die Mutter wollte noch einen Einwand vorbringen, schwieg aber – die Tochter war schon im Flur.
    »Die Tür kannst du offen lassen, du bist ja gleich wieder da.«
    Rosália hörte in der Küche, wie die Tür ins Schloss fiel. Sie wollte sich nicht vorstellen, dass die Tochter sie absichtlich geschlossen hatte, um sie zu ärgern. Sie ließ Wasser in die Schüssel ein und begann, das Frühstücksgeschirr zu spülen.
    Maria Claudia teilte nicht die Bedenken ihrer Mutter, dass der Umgang mit der Nachbarin von unten unpassend sei, im Gegenteil, sie fand Dona Lídia nett. Bevor sie klingelte, zupfte sie den Kragen ihres Kittels zurecht und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Sie bedauerte, dass sie nicht etwas Farbe auf die Lippen aufgetragen hatte.
    Die Klingel gab einen schrillen Ton von sich, der durch das stille Treppenhaus hallte. Einem kleinen Geräusch entnahm sie, dass Justina sie durch das Guckloch beobachtete. Sie wollte sich provokativ umdrehen, doch im selben Augenblick öffnete Dona Lídia die Tür.
    »Guten Tag, Dona Lídia.«
    »Guten Tag, Claudia. Was führt dich zu mir? Willst du nicht hereinkommen?«
    »Wenn ich darf …«
    Im halbdunklen Flur umfing sie die lauwarme, parfümierte Wohnungsluft.
    »Also, was gibt’s?«
    »Ich komme Sie schon wieder belästigen, Dona Lídia.«
    »Ach was, du belästigst mich doch nicht. Du weißt, dass ich mich freue, wenn du zu mir kommst.«
    »Danke. Ich wollte Sie fragen, ob ich im Büro anrufen darf, um Bescheid zu geben, dass ich heute nicht komme.«
    »Kein Problem, Claudia.«
    Sie schob sie sanft in Richtung Schlafzimmer. Maria Claudia wurde

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