Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Viertelstunde später den Hafen. Nachdem sie sich noch einmal umgesehen hatte, betrat sie hastig das Büro der Alaska Steamship Company.
Hinter dem Tresen, der sich quer durch den kleinen Raum zog, begrüßte sie ein junger Mann mit dem Logo der Reederei auf der Brusttasche seines dunklen Anzugs. Hinter ihm saß eine junge Frau am Schreibtisch und überprüfte eine Liste mit Namen und Zahlen. An der Wand hing eine Karte der kanadischen Westküste und Alaskas mit den Routen der Alaska Steamship Company. »Womit kann ich dienen, Ma’am?«, fragte der junge Mann, anscheinend erfreut darüber, eine junge und hübsche Lady bedienen zu dürfen. Normalerweise kauften nur Gentlemen oder Ehepaare die Tickets bei ihm.
»Wann geht der nächste Dampfer nach Valdez?«
»Morgen früh um acht Uhr, Ma’am. Die erste Klasse ist leider schon ausgebucht, und die dritte Klasse kommt für Sie sicher nicht in Frage, da treten sich die Passagiere gegenseitig auf die Füße. Der Goldrausch in Fairbanks, wissen Sie?« Er lächelte höflich. »Aber in der zweiten Klasse hätte ich noch einige Plätze frei. Zwei Tickets, die Rückfahrt inklusive, nehme ich an …«
»Ein Ticket, einfach«, verbesserte sie ihn. »Wie viel macht das?«
Der Angestellte blickte auf eine Liste. »Achtundzwanzig Dollar.«
Sie zog den kleinen Lederbeutel aus der Manteltasche und ließ einige Goldkörner auf den Tresen kullern. »Ich kann doch mit Gold bezahlen, oder?«
»Leider nein«, erwiderte der Angestellte, der bereits ein Ticket aus einer Schublade genommen hatte. »Amerikanische oder kanadische Dollar, etwas anderes darf ich nicht annehmen. Aber schräg gegenüber gibt es eine Bank, die tauscht Ihnen die Goldkörner sicher in Bargeld um. Tut mir leid, Ma’am.«
Sie hatte eine solche Antwort befürchtet, reagierte aber scheinbar gelassen und steckte den Beutel mit den Goldkörnern wieder ein. »Dann mache ich mich gleich auf den Weg. Ab wann darf man denn morgen an Bord gehen?«
»Ab sieben Uhr, Ma’am.«
Clarissa bedankte sich noch einmal und verließ das Büro. Sie blieb unter der Markise stehen und überzeugte sich davon, dass Thomas Whittler nicht in der Nähe war, wartete geduldig, bis ein Polizist auf der anderen Straßenseite in einer Seitengasse verschwunden war, und lief zur Bank hinüber. Sie war in einem riesigen Gebäude untergebracht, das fast den ganzen Block einnahm.
Wie gefährlich ihr Unternehmen war, fiel ihr erst auf, als sie den uniformierten Wachmann im Vorraum stehen sah. Sie hatte das Gefühl, von oben bis unten gemustert zu werden, als er ihr die Tür aufhielt und sie mit einem erzwungenen Lächeln die Schalterhalle betrat. Nervös reihte sie sich in die Schlange vor dem offenen Schalter ein. Der Kunde, der gerade an der Reihe war, regte sich lautstark über eine falsche Abbuchung von seinem Konto auf und verlangte, den Vorgesetzten des Angestellten zu sprechen. Es dauerte zwei Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, bis er endlich erschien.
Clarissa wurde immer nervöser. Noch waren zwei weitere Kunden vor ihr, und auch sie brauchten länger und diskutieren länger mit dem Angestellten herum, bis er sich endlich ihrer erbarmte. Ihr Blick ging immer wieder zu den gläsernen Eingangstüren und den großen Fenstern, jederzeit bereit, durch die schmale Tür auf der anderen Seite zu verschwinden, falls Whittler auftauchte.
Endlich kam sie an die Reihe. Sie stellte den kleinen Beutel mit den Goldkörnern auf den Tresen und bat den Angestellten, das Gold in Bargeld umzutauschen, nickte nur, als er sich entschuldigte und die Goldwaage aus einem Nebenzimmer holte. »Der Goldpreis ist in den letzten Tagen leider etwas gesunken«, bedauerte er, »und ich muss Ihnen natürlich eine geringe Bearbeitungsgebühr berechnen, aber ich denke, Sie werden dennoch zufrieden sein.«
Das Gold lag bereits auf der Waage, als Clarissa sich umdrehte und durch eines der großen Fenster beobachtete, wie Thomas Whittler von seinem Zweispänner stieg. Anscheinend war er so klug gewesen, sich im Büro der Alaska Steamship Company nach ihr zu erkundigen. Er näherte sich mit festen Schritten der Eingangstür und wechselte einige Worte mit dem Wachmann.
Clarissa reagierte so schnell, als würde sie einem aufgebrachten Grizzly gegenüberstehen, vergaß in ihrer Panik allerdings, ihr Gold mitzunehmen, und rannte auf die Seitentür zu. Sie konnte von Glück sagen, dass sie auf den frisch geputzten Fliesen nicht ausrutschte. Entschlossen öffnete sie
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