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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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gibt Freibier für alle!«
    Clarissa trat rasch zur Seite, um von der Meute nicht umgerannt zu werden, und stieß mit Betty-Sue zusammen, die aus dem Versammlungshaus gedrängt worden war. Sie hatte Tränen in den ­Augen. »Clarissa! Du bist zurück!«, rief sie erfreut. »Hast du gehört, was dieser furchtbare Mensch gesagt hat? Er will alle Indianer aus der Stadt vertreiben. Genauso gut könnte er die meisten Gold­sucher vertreiben, die saufen und krakeelen den ganzen Winter.«
    »Gillespie ist ein Schwätzer«, beruhigte sie Clarissa. »Hinter dem laufen die meisten Leute doch nur her, weil er ihnen Freibier spendiert. Hab keine Angst, Betty-Sue!«
    »Die hab ich aber«, erwiderte sie. Sie umarmte Clarissa, lehnte ihren Kopf an ihre Schulter und ließ ihren Tränen freien Lauf. »Wenn Gillespie herausbekommt, dass Matthew und ich …«
    »Euch wird nichts passieren«, sagte Clarissa und wusste selbst nicht, woher sie die Zuversicht nahm. »Gillespie hält sich nicht lange.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Ganz bestimmt!«
    Betty-Sue hob den Kopf und blickte sie schuldbewusst an. »Ich hab dich gar nicht nach Alex gefragt. Wie geht es ihm?«
    »Es geht ihm gut. Er steht da drüben.«
    Sie überquerten die Straße, doch als sie die Schmiede erreichten, war Alex verschwunden. »Seltsam«, sagte Clarissa, »eben war er noch hier.«

8
    Sie entdeckten Alex hinter der Schmiede. Er war vor den verächtlichen Worten des neuen Kandidaten in eine Nebenstraße geflohen und blickte auf die unzähligen Baracken und Zelte abseits der Hauptstraße, deren Zahl sich seit seinem Abschied verdoppelt zu haben schien. In fast jeder Unterkunft glühte ein Ofen, in wenigen brannten Lampen. Die meisten Goldsucher hatten vom Freibier gehört und waren in Sid Gillespies Lokal geströmt.
    »Wir hätten dich beinahe nicht gefunden«, sagte Clarissa. Ihr Blick fiel auf die vielen Unterkünfte. »Die Stadt ist noch mal gewachsen, nicht wahr? Die Leute glauben doch nicht, dass hier mehr Gold liegt als in Nome oder am Klondike? Soweit ich weiß, sind hier überhaupt noch keine großen Funde gemacht worden.«
    Alex begrüßte Betty-Sue und zuckte die Achseln. Das rapide Wachstum der Stadt bereitete ihm anscheinend große Sorgen. »Irgendjemand hat ein paar Nuggets im Chena River gefunden und seinen Fund in alle Welt hinausposaunt. Jetzt glaubt jeder, er könnte bei uns reich werden. Aber dass die Goldsucher sogar im Winter kommen, hätte ich nicht gedacht.«
    »Goldfieber«, stellte Betty-Sue fest. Sie wirkte verstört, auch wegen der beängstigenden Reden, die Sid Gillespie geführt hatte. Eine Weiße, die sich mit einem Indianer einließ, war für diesen Mann wahrscheinlich nur Abschaum. »Schlimmer als eine Seuche. Ich hab noch nie so viel Gesindel in einer Stadt gesehen wie hier, und Gillespie gehört dazu.«
    »Du musst vorsichtig sein«, sagte Clarissa. »Wo ist Matthew?«
    Betty-Sue war nervös. »Vorhin war er noch in der Stadt. Wir wollten … Wir wollten ein paar Runden mit seinem Schlitten drehen. Ich nehme an, er hat sich aus dem Staub gemacht, als Gillespie gegen die Indianer zu wettern begann. Das hoffe ich jedenfalls. Er traut den Weißen nicht. Gegen einen Indianer würden sie zusammenhalten, und er hätte schon gesehen, wie man einen Indianer aufgehängt hat, nur weil irgendjemand einen Sündenbock brauchte. Die meisten Goldsucher, vor allem die Oldtimer, sind nette Burschen, aber wenn sie getrunken haben, sind sie unberechenbar.«
    Von der Hauptstraße drangen aufgeregte Stimmen herüber. Einige Männer schrien wild durcheinander, und irgendjemand schoss in die Luft. Der flackernde Schein von Fackeln und Laternen drang in die Seitengasse. »Hey, Sid!«, rief ein Betrunkener. »Wir haben einen dieser Taugenichtse!«
    »Das hab ich kommen sehen«, sagte Alex leise. Er wirkte sehr ruhig und gefasst, doch Clarissa erkannte, wie es in ihm brodelte. Er hatte selbst indianisches Blut in den Adern. Seine Großmutter war Indianerin gewesen, und er war immer gut mit den Indianern ausgekommen. »Großmäuler wie diesen Sid Gillespie sollte man aus der Stadt jagen, die bringen doch nur Ärger.«
    »Matthew! Sie haben ihn doch erwischt!«, flüsterte Betty-Sue entsetzt.
    Alex drückte die beiden Frauen sanft zur Seite und ging durch die Gasse zur Hauptstraße. Das flackernde Licht ließ seine Bewegungen steif und abgehackt erscheinen. Sein weißer Kopfverband leuchtete. Er wirkte entschlossen, als wollte er seine Drohung wahrmachen und

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