Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
sprach: »Tut mir leid, Smoky, dass du uns so früh verlassen musst. Wir vermissen dich sehr. Du warst ein guter Leithund, einer der besten, die es jemals in diesem Land gab, und nach deiner Verletzung hast du noch mal alles gegeben. Ich bin sicher …« Sie rang einen Augenblick mit den Tränen. »Ich bin sicher, du wirst es gut im Hunde-Himmel haben. Wir werden dich niemals vergessen, Smoky! Leb wohl!«
Nach ihrer kurzen Ansprache blieben sie noch eine Weile stehen. Die Huskys stimmten ein Heulkonzert an, das ihren toten Artgenossen in den Hunde-Himmel begleiten sollte, und trennten sich nur widerwillig von seiner letzten Ruhestätte. Alex richtete den Schlitten auf. Während er den gerissenen Riemen an Emmetts Geschirr austauschte und mit der Führungsleine verband, untersuchte Clarissa die Geschirre der anderen Hunde. Sie richtete das Gespann aus, sah noch einmal nach, ob der Schlitten während des Sturzes nicht angebrochen war und sie nichts aus dem Vorratssack unter der Haltestange verloren hatten, munterte die Huskys mit einigen fröhlichen Worten auf und signalisierte ihrem Mann, dass alles in Ordnung war.
Noch bevor Clarissa etwas sagen konnte, machte es sich Alex auf der Ladefläche bequem. Sein grimmiger Blick verriet, dass er sich noch immer darüber ärgerte, im Keystone Canyon die falsche Entscheidung getroffen und Clarissa angefahren zu haben. Den Platz auf den Kufen machte er seiner Frau aber nicht mehr streitig. Sie stieg auf den Schlitten, warf noch einen letzten Blick auf Smokys letzte Ruhestätte und feuerte die Hunde an. »Giddy-up! Vorwärts! Ihr schafft es auch ohne Smoky den Pass hinauf!«
Der eisige Wind, der ihnen auf dem gewundenen Trail zum Pass entgegenwehte, trocknete ihre Tränen, während sie die Hunde immer wieder antrieb und zur Ordnung rief. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an die neue Aufteilung gewöhnt hatten. Sie vermisste Smoky sehr, konnte den Gedanken, dass sie ihn am Wegesrand begraben hatten, nur schwer ertragen. Wenn sie auch weiterhin sieben Hunde in ihrem Gespann haben wollte, musste sie Buffalo oder Cloud aktivieren, obwohl sich beide schon auf ihr Altenteil zurückgezogen hatten und nicht mehr in Bestform waren. Falls sich der junge Benny daran gewöhnte, neben Emmett an der Spitze zu laufen, würde sie es vielleicht auch bei sechs Hunden belassen. Ob sie ein Rennen wie das Alaska Frontier Race mit einem reduzierten Gespann gewinnen konnte, bezweifelte sie allerdings. Aber bis dahin war noch Zeit.
Emmett schien sich nach dem Tod seines Artgenossen besonders viel Mühe geben zu wollen und bewegte sich noch kraftvoller und zielstrebiger. Allein durch seine Körpersprache signalisierte er den anderen Hunden, wie wichtig es war, sich jetzt besonders anzustrengen. Immer höher arbeiteten sie sich empor, umgeben von verschneiten Gipfeln, die in der langen arktischen Nacht noch gewaltiger wirkten. Der Trail schien über das Dach der Welt zu führen, inmitten einer verschneiten Zauberwelt, die selbst sie noch begeistern konnte, obwohl sie ihren Schlitten schon durch einige der schönsten Gegenden Alaskas gesteuert hatte. Und dabei war der Mount McKinley, der höchste Berg des Landes, noch gar nicht zu sehen.
Jenseits des Passes ging es steil bergab und durch weite Täler am Ufer des Copper River entlang nach Norden. Im Osten erhoben sich die massiven Gipfel der Wrangell Mountains aus dem Schnee. In den Tälern war der Trail so breit und eben, dass sie sich kaum anstrengen mussten und wesentlich schneller vorankamen als die großen Schlitten. Den Passagieren eines dieser Schlitten begegneten sie in einem Roadhouse, darunter auch einem Arzt, der sich die Zeit nahm, Alex’ Verband zu wechseln und sich sehr anerkennend über die Operation des berühmten Kollegen in Seward äußerte, und dessen Gattin, die einen langen Pelzmantel trug und Clarissa abschätzig musterte. Offensichtlich verstand sie nicht, dass man als Dame einen Hundeschlitten steuern und Wollhosen tragen konnte.
»Und Sie leben wirklich in dieser Wildnis und steuern einen Hundeschlitten in dieser …« Sie suchte vergeblich nach einem passenden Wort. »… in dieser Kleidung? Also, wir haben nur geschäftlich in Fairbanks zu tun. Mein Mann arbeitet als Inspektor beim Civil Service. Und ich bin heilfroh, wenn wir wieder nach Seattle zurückfahren. Wie halten Sie es hier oben nur aus? Ist es Ihnen in Alaska denn nicht zu wild und zu kalt?«
»Also, ich komme aus Vancouver, und da ging es wesentlich wilder
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