Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
mit dem Gesetz einbringen konnte, bugsierte sie Alex aus dem Dunstkreis des Marshals und die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. »Beruhige dich, Clarissa!«, flüsterte er ihr zu. »So machst du alles nur noch schlimmer! Mit dem Gesetz treibst du einen Mann wie Thomas Whittler nicht in die Enge. Dem muss man auf andere Weise kommen. Ich werde ihn mir heute Nacht mal vorknöpfen …«
Clarissa blieb abrupt stehen. »Das wirst du nicht tun! Auf keinen Fall! Auch wenn deine Wunde inzwischen vernarbt, ist das Risiko viel zu groß. Oder meinst du, er lässt sich auf einen Faustkampf mit dir ein? Der ruft seine Schläger herbei, die beiden Goldsucher und die anderen Rabauken, die in seinem Saloon rumhängen … Ein falscher Schlag, und du gehst k. o. und musst vielleicht noch mal operiert werden. Und wer weiß, ob eine zweite Operation genauso gut ausgeht wie die erste … tu es bitte nicht, Alex! Versprich es mir!«
Er wollte langsam weitergehen, doch sie hielt ihn zurück. »Alex?«
»Also gut, ich verspreche es dir.«
Trotz seines Versprechens bekam Clarissa in dieser Nacht kaum ein Auge zu. In der ständigen Angst, Alex könnte sich aus dem Zimmer schleichen und Thomas Whittler, der im selben Hotel wie sie schlief, aus dem Bett holen und verprügeln, schreckte sie bei jeder unbedachten Bewegung ihres Mannes aus dem Halbschlaf. Als er tatsächlich das Zimmer verließ, um die Toilette, die außerhalb des Hauses lag, aufzusuchen, schlich sie ihm nach und passte auf, dass er keine Dummheit beging. Eine Schlägerei mit Thomas Whittler konnte nur einen schlimmen Ausgang nehmen. Wenn er ihn zusammenschlug, verklagte ihn der Manager auf eine Summe, die sie niemals bezahlen könnten, und wenn Whittler seine Schläger rief, landete Alex sicher im Krankenhaus.
Doch Alex hielt sich an ihren Rat und blieb sogar ruhig, als Thomas Whittler beim Frühstück nur zwei Tische weiter speiste. Schon am frühen Morgen war er auf das Rennen fixiert und so konzentriert, dass er nur das Nötigste sprach. Clarissa spürte seine Anspannung und beschränkte sich darauf, ihn mit einem Lächeln aufzumuntern, als er sie anblickte. Nach dem Frühstück begleitete sie ihn wortlos auf die Hauptstraße, die an diesem Tag für den Verkehr gesperrt war und von zahlreichen Lampen und Fackeln erleuchtet wurde. Hinter den Absperrungen zu beiden Seiten drängten sich Hunderte Zuschauer und warteten ungeduldig auf den Startschuss des Bürgermeisters.
Unter den Klängen einer Kapelle, die ihnen die Zeit mit fröhlichen Melodien verkürzte, brachte Clarissa ihren Mann zur Start-und-Ziel-Linie. Die Musher hatten ihre Lager in der Reihenfolge ihrer Startnummern aufgeschlagen. Sie half Alex beim Anspannen der Huskys, nahm Emmett in die Arme, kraulte ihn ausgiebig zwischen den Ohren und flüsterte: »Ihr schafft das! Ich weiß, dass ihr es schafft! Ihr seid die besten Huskys zwischen hier und dem Nordpol!« Sie überprüfte den Schlitten und die Führungsleine, ging mit ihrem Mann noch einmal die Strecke durch, die in die Ausläufer der White Mountains und wieder zurück führte. Der Trail folgte alten Indianer- und Jagdtrails und war mit roten Bändern an den Bäumen markiert. Am nördlichsten Punkt stand ein Posten und quittierte die Ankunft jedes Teilnehmers mit seiner Unterschrift. Clarissa und ihr Mann waren die Trails viele Male abgefahren.
Der Musher mit der Startnummer 1, ein junger Fallensteller aus Eagle, stand bereits am Start, als die Musikkappelle verstummte und der Bürgermeister ein provisorisches Podium betrat. Umgeben von blau-weiß-roten Fähnchen und Girlanden begrüßte er noch einmal die Teilnehmer und das Publikum und erklärte, dass die Teilnehmer in Abständen von jeweils zwei Minuten an den Start gehen und der Sieger wahrscheinlich am späten Nachmittag in Fairbanks eintreffen würde. »Mit der Nummer 1 geht Harry Melrose, ein junger Fallensteller aus Eagle, an den Start. Der Musher hört auf mein Kommando: Auf die Plätze … fertig … los!« Mit dem letzten Wort schoss er mit seiner Pistole in die Luft und schickte den Musher auf die lange Fahrt.
Unter den begeisterten Zurufen der Zuschauer ging ein Teilnehmer nach dem anderen an den Start. Betty-Sue umarmte Matthew vor allen Zuschauern, bevor er an den Start fuhr, und Clarissa rief: »Ich drück dir die Daumen!«, als Dolly ihre Hunde anfeuerte. Stürmischer Beifall begleitete auch Joshua Miller und Linus Coldwater, die beiden Favoriten, aus der Stadt, und Alex war anscheinend
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