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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Schwester Agnes zurückkehrten. »Halb so schlimm«, beruhigte sie der Arzt, »es ist nichts passiert. Ich konnte die Blutung sofort stillen. Vorsichtshalber habe ich ihn in den Überwachungsraum legen lassen, nur zur Sicherheit, damit wir ihn besser beobachten können. Am besten, Sie kommen erst morgen Mittag wieder.« Als er Clarissas ängstliche Miene bemerkte, fügte er hinzu: »Machen Sie sich keine Sorgen, Ma’am! Es ist nichts Ernstes. Er braucht jetzt nur Ruhe. Kommen Sie morgen, okay?«
    Sie stand immer noch ein wenig unter Schock und nickte nur. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, aus Sorge um ihren Mann, aber auch aus Wut, weil sie nicht früher gekommen war und Alex daran gehindert hatte, aus dem Bett zu klettern. Mit festen Schritten verließ sie das Krankenhaus und kehrte zur Pension zurück. Sie ignorierte den fragenden Blick der Wirtsleute, die sie wahrscheinlich wie jeden Nachmittag mit einem heißen Tee empfangen wollten, stieg in ihr Zimmer hinauf und wechselte ihren Rock und die Bluse gegen Wollhose und Pullover und ging hinaus zu den Hunden. »Wie wär’s mit einem kleinen Ausflug?«, rief sie schon von Weitem. »Ich will mir den Wind um die Nase wehen lassen.«
    So etwas brauchte man den Hunden nicht zweimal zu sagen. Sie sprangen sofort auf und warteten mit offensichtlicher Vorfreude darauf, dass sie ihnen die Geschirre anlegte, und jaulten aufgeregt, als sie ihren Schlitten auf die Kufen stellte und sie an die Führungsleine schloss. Lediglich Emmett spürte, dass etwas mit ihr nicht stimmte, weil sie wesentlich nervöser als sonst war und wohl nur in die Wildnis fahren wollte, um ihren Ärger und ihre Anspannung loszuwerden. Er würde sich mehr als sonst anstrengen müssen.
    »Heya! Heya! Vorwärts, Emmett!«, feuerte Clarissa ihre Huskys an und lenkte den Schlitten auf die Hauptstraße. Unter den Augen der verdutzten Wirtsleute und des Schmieds, der mit einem Hammer in der Hand auf die Straße getreten war und ihr neugierig nachblickte, fuhr sie aus der Stadt hinaus. »Schneller, schneller!«, rief sie auch dann noch, als die Hunde im rasanten Tempo in die scharfe Kurve nördlich der Stadt gingen und sie fast von den Kufen stürzte. »Wollt ihr wohl laufen, ihr müden Gesellen!«
    Emmett besaß einen gesunden Instinkt dafür, wie weit er gehen konnte, um Clarissa vor einem gefährlichen Sturz zu bewahren, und ging selbstständig mit dem Tempo herunter. Immer noch zügig, aber nicht mehr mit dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit, die früher oder später zu einem Unfall geführt hätte, dirigierte er seine Artgenossen durch den Schnee. Der Trail über die Kenai-Halbinsel war erst vor wenigen Tagen von einem Pferdegespann geebnet worden, und zu beiden Seiten türmten sich hohe Schneewälle, aber mit zu viel Schwung würde Clarissa bei einem Unfall über die Böschung fliegen und im Unterholz landen oder gegen einen Baum prallen. Hier unten waren die Bäume wesentlich höher als in Fairbanks.
    Über den nahen Bergen hatte sich der rötliche Schimmer der aufgehenden Sonne gelegt, und geheimnisvolles Zwielicht hing über den verschneiten Bäumen. Als dunkle Schatten hoben sie sich gegen den blassen Schnee ab. Der schwache Wind trieb die wenigen Flocken, die noch vom Himmel fielen, über den Trail, der einsam und verlassen vor ihr lag. Das Scharren der Kufen und das Knarren des Schlittens waren überdeutlich zu hören.
    »Heya! Heya! Warum so langsam, Emmett? Weiter!« Clarissa wurde nicht müde, ihre Huskys anzufeuern, als könnte sie alle Sorgen und Ängste vergessen, wenn sie in der Wildnis untertauchte. Viel zu steif und verkrampft stand sie auf den Kufen, immer noch von Panik getrieben, und hätte in diesem Augenblick nicht ein Wolf geheult, wäre sie wahrscheinlich noch zweihundert Meilen nach Valdez gefahren.
    »Whoaa!«, bremste sie die Huskys, die das Geheul ebenfalls gehört hatten und nervös stehen blieben. Sie hatten keine Angst vor ihren wilden Brüdern, empfanden aber so großen Respekt, dass sie ihnen lieber aus dem Weg gingen. Clarissa blieb auf den Kufen stehen und lauschte angestrengt. Noch einmal drang das Heulen durch den dichten Wald, so durchdringend und nahe, dass ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief.
    »Bones!«, flüstert sie.

3
    D as Heulen des Wolfs verfolgte Clarissa bis in den Schlaf. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, war er wieder zu hören, dieser lang gezogene und unheimliche Laut, der bedrohlich durch die Nacht schallte und als

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