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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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gegen die Hauswand und hoffte, die Dunkelheit würde sie vor einer Entdeckung bewahren. Mit der rechten Hand griff sie in ihre Jackentasche und umklammerte den Revolver. Obwohl ihr bewusst war, dass sie ihn niemals abfeuern würde, gab er ihr ein sicheres Gefühl, als wäre er ein magisches Totem, das ihre Feinde abhielt.
    Ihr Atem stockte, als sich Schritte näherten und sie ihren Verfolger am Ende der Gasse auftauchen sah. Als dunkler Schatten hob er sich gegen das trübe Mondlicht ab. Auch er hielt einen Revolver in der Hand, aber nicht, um sich zu beruhigen, sondern um damit auf sie zu schießen, falls er sie entdeckte und sie ihm davonlaufen wollte. Er fuchtelte damit herum und rief: »Ich weiß, dass du hier irgendwo bist, Clarissa! Sei vernünftig und gib auf! Du hast keine Chance! Nicht mal dein verrückter Wolf kann dir diesmal helfen.«
    Clarissa rührte sich nicht. Starr wie eine Statue stand sie an die Hauswand gepresst und wagte kaum zu atmen. Wie gerne hätte sie ihm geantwortet, ihn angeschrien und gerufen: Sie verdammter Betrüger! Ich bin keine Diebin! Sie wollten mich vergewaltigen und sind wütend, weil ich es gewagt habe, mich zu wehren! Sie wollen sich an mir rächen, das ist alles. Sie sind besessen von der Idee, mich hinter Gitter zu bringen, weil Sie nicht ertragen können, dass es auch Frauen gibt, die auf Ihre arrogante und schleimige Art nicht hereinfallen. Schande über Sie, Frank Whittler! Sie sollte man einsperren! Sie sind ein gemeiner und dreckiger Lügner! Doch sie schwieg natürlich und wünschte sich lediglich, dass er endlich weiterging und sie ein besseres Versteck fand.
    Im Augenblick dachte er nicht daran. »Hier ist dein Weg zu Ende, du Miststück! Du hast mich lange genug an der Nase herumgeführt! Zeig dich endlich, oder du verbringst den Rest deines Lebens hinter Gittern! Wenn du dich freiwillig stellst, kommst du mit ein paar Jahren davon. Wo steckst du?«
    Clarissa hütete sich, einen Laut von sich zu geben. Sie wusste nicht, was stärker war: ihre Angst, von ihm entdeckt und unschuldig ins Gefängnis geworfen zu werden, oder ihre Wut auf ihn, weil er seine Niederlage nicht verwinden konnte und sie mit der Besessenheit eines Killers verfolgte. Wie verrückt musste man sein, um eine Frau quer durch den Kontinent zu verfolgen?
    Sie beobachtete erleichtert, wie Whittler langsam weiterging. Seine Stiefel knirschten im schmutzigen Schnee vor den Häusern. Sie entspannte sich ein wenig, doch in Sicherheit war sie noch lange nicht. Wo sollte sie hin? Hinter den Häusern war Whittler, und auf der Hauptstraße trieb sich der Indianer herum. Einem der beiden würde sie in die Arme laufen.
    Whittler hatte recht, sie hatte keine Chance. Selbst wenn sie in ihrem Versteck blieb, würde er sie früher oder später finden, und wenn sie zur Pension zurücklief, um den Schlitten anzuspannen und in die Wälder zu fliehen, würde sie schon das Bellen und Jaulen der Huskys verraten. Sie seufzte verzweifelt. Wäre doch Alex bei ihr, dann hätten sie wenigstens eine kleine Chance gegen Frank Whittler.
    Vielleicht, weil der Indianer weniger daran interessiert sein könnte, sie zu fassen, wandte sie sich zur Hauptstraße. Äußerst langsam und vorsichtig und ständig darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, tastete sie sich durch die dunkle Gasse. Im letzten Augenblick sah sie eine zerbeulte Ölkanne im Schnee liegen und stieg rechtzeitig darüber hinweg. Wieder huschte ein kleines Tier, das wie eine Ratte oder eine Maus aussah, vor ihr davon und verschwand in einem Spalt unter der Hauswand. Sie blieb abwartend stehen, unsicher, ob der Indianer das leise Geräusch gehört hatte, und ging erst nach einer längeren Pause weiter. Vor dem Gehsteig blieb sie stehen und lauschte.
    Von der Hauptstraße drang kein Laut in die Gasse. Entweder ging der Indianer so leise, dass man ihn nicht hörte, oder er war schon vor einiger Zeit an der Gasse vorbeigekommen. Erfahrene Krieger, die man selbst dann nicht hörte, wenn sie direkt hinter einem standen, gab es nur in Buffalo-Bill-Magazinen. Sie schob vorsichtig den Kopf nach vorn und sah ihn auf halber Strecke zum Saloon den überdachten Gehsteig betreten. Er hielt keine Waffe in der Hand, sondern wirkte eher lustlos und wäre wohl lieber in den Saloon gegangen und hätte ein Bier bestellt. Wie sie Whittler kannte, zahlte er ihm einen Hungerlohn.
    Als er ungefähr zwei Häuser vor dem Saloon in eine Gasse abbog und Whittler vermutlich sagen wollte, dass

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