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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Rosamund ging immer mit gesenktem Kopf, da sie von den Leuten nur Haß und Angst erwartete. Einmal war Raine zu einer Gruppe von Männern gestoßen, die wetteten, ob sie ihre Seelen an den Teufel verlören, wenn sie Rosamund mit Gewalt nahmen. Raine bestrafte die Männer mit zwanzig Stockhieben und ließ sie dann aus dem Lager jagen, und Clarissa empfand eine heftige Eifersucht, daß Raine ein so leidenschaftlicher Beschützer dieser gebranndmarkten, wunderschönen Heilerin war.
    »Alexander«, kam es brüllend durch die Bäume. Die Stimme konnte nur Raine gehören. Wenigstens rief er sie inzwischen bei ihrem Vornamen.
    Sie nahm ihre ganze Stimmgewalt zusammen und brüllte zurück: »Ich arbeite. « Dieser Mann war unersättlich, was Arbeit anbelangte.
    Er kam zwischen den Bäumen hervor und grinste sie an. »Deine Stimme läßt mich hoffen, daß du noch wachsen könntest, obwohl es eher den Anschein hat, als würdest du immer magerer. « Kritisch betrachtete er ihre Beine, die sie von sich streckte.
    Mit einem kleinen Lächeln vermerkte Clarissa, daß es wenigstens einen Teil an ihr gab, der unmißverständlich weiblich war. Die harte Arbeit und die Waffenübungen der letzten sieben Tage hatten ihre langen Beine und die Rundungen ihres zierlichen Popos nur etwas deutlicher ausgeprägt. Vielleicht würde sie jetzt, endlich, als Mädchen enttarnt werden, und dann… Was?
    Raine würde sie aus seinem Zelt werfen, und er würde wieder diese Hure Blanche zu seiner Dienerin bestellen. Wiederstrebend legte sie eine Beinschiene aus Stahl über ihren Schenkel.
    »Ich werde schon noch wachsen«, fauchte sie. »Und wenn es soweit ist, werde ich Euch mit Eurem eigenen Schwert in den Boden spießen. «
    Als sie zu Raine aufsah, schien er über etwas betroffen zu sein.
    »Braucht Ihr Alexander für eine Verrichtung? « erkundigte sich Joss, mit belustigter Stimme das Schweigen durchbrechend.
    »Ja«, sagte Raine leise. »Ich muß ein paar Briefe schreiben und einige vorlesen lassen. Ein Bote ist von meiner Familie eingetroffen. Du kannst doch lesen, nicht wahr? «
    Neugierde war es, die Clarissa vom Boden aufspringen ließ. Sie wünschte sich so sehr, etwas von Raines Familie zu erfahren. »Ja, natürlich«, sagte sie eifrig, sammelte die Rüstung auf und folgte Raine.
    Ein elegant gekleideter Mann, dessen Wams mit goldenen Leoparden bestickt war, saß vor dem Zelt und wartete geduldig auf Raines Anweisungen. Mit einer Handbewegung wurde der junge Mann entlassen, und Clarissa fragte sich, ob alle Lehnsmänner Raine so prompt gehorchten und wie sehr sich dieser von den Verbannten unterschied, zu denen sie auch gehörte.
    Der Bote hatte zwei Briefe für Raine gebracht, einen von seinem Bruder Gavin und einen von der Frau seines Bruders, Judith.
    Gavins Brief enthielt schlechte Neuigkeiten. Alicia, Raines andere Schwägerin, war von demselben Mann gefangengenommen worden, der Raines Schwester, Mary, gekidnappt hatte. Alicias Mann lauerte und wartete, da er fürchtete, Roger Chatworth würde seine Frau töten, wenn er einen Befreiungsversuch wagte.
    »Euer Bruder Stephen«, wagte sich Clarissa mit einer Frage vor, »er liebt seine Frau? «
    Raine nickte nur mit zusammengekniffenen Lippen, den Blick ins Leere gerichtet.
    »Aber hier steht doch, daß sie in Schottland war, als sie ihrem Entführer in die Hand fiel. Warum war sie in Schottland? Die Schotten sind doch ein gemeines, barbarisches Volk und… «
    »Halt den Mund! « fuhr er sie an. »Alicia ist die Chefin eines Clans in Schottland, und eine schönere und edlere Frau als sie habe ich selten gesehen. Lies mir den zweiten Brief vor. «
    Nach dieser Schelte öffnete Clarissa den zweiten Brief von Judith Montgomery und merkte sehr wohl beim Lesen, wie Raines Augen weich wurden. Der Brief war ein einziges Gebet für Raines Sicherheit und ein Appell an ihn, England zu verlassen, bis er gefahrlos zu seiner Familie heimkehren könnte. Sie erkundigte sich nach seinem Ergehen, ob er genug zu essen und warme Kleider habe, was Raine zu einem Kichern veranlaßte und Clarissa erboste, denn so viel weibliche Fürsorge war ihr unheimlich.
    »Weiß ihr Mann, daß sie sich so sehr um ihren Schwager sorgt? « fragte sie vorwitzig.
    »Ich dulde nicht, daß du so von meiner Familie sprichst«, verwies er sie, und Clarissa ließ den Kopf hängen, betroffen über ihre Eifersucht. Es war nicht fair, daß sie in seinem Zelt als Junge leben mußte und nie eine Chance hatte, seine Aufmerksamkeit auf

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