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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Kleid, mit ihrer groben Stimme, ihrer ungebildeten Aussprache gehörte bestimmt nicht zu ihrer Gesellschaftsstufe. Mit einem hochmütigen Blick wandte Clarissa sich wieder dem Pferd zu.
    »Junge! « sagte Blanche mit schroffer Stimme. »Hast du nicht gehört, was ich sagte? «
    »Ich habe es gehört«, sagte Clarissa und senkte ihre Stimme zu einem tiefen Tremolo. »Und ich bin sicher, das halbe Lager hat deine Worte verstanden. «
    »Du denkst, du wärst was Besseres mit deinen hübschen Kleidern und feinen Manieren, nicht wahr? Nur, weil du heute ein paar Stunden mit ihm verbringen durftest, bedeutet das nicht, daß es jeden Tag so sein wird. «
    Mit einem höhnischen Lächeln rieb Clarissa weiter das Pferd ab. »Kümmere dich um deinen Kram, Frau. Ich habe nichts mit dir zu schaffen. «
    Blanche packte Clarissas Arm und riß sie herum. »Bis zu diesem Morgen bediente ich Raine, brachte ihm sein Essen, und nun befiehlt er mir, für dich ein Bett in seinem Zelt vorzubereiten. Was für ein Junge bist du eigentlich? «
    Clarissa brauchte einen Moment, ehe sie Blanches Anspielung verstand, und dann sprühten ihre Augen rotes Feuer. »Wenn du etwas von Edelleuten verstündest, würdest du wissen, daß alle Lords ihre Knappen haben. Ich erfülle nur die Pflichten eines guten Knappen. «
    Blanche, die offensichtlich versuchte, sich in das Gefolge von Edelleuten einzureihen, richtete sich kerzengerade auf. »Natürlich«, schnappte sie, »weiß ich über Knappen Bescheid. Aber dabei solltest du nicht vergessen«, fuhr sie drohend fort, »daß Raine Montgomery mir gehört. Ich sorge für ihn wie eine Lady — in jeder Hinsicht. « Damit machte sie auf den Fersen kehrt und ging zwischen den Bäumen davon.
    »Lady! « murmelte Clarissa und fiel wütend mit der Bürste über das Pferd her. »Was weiß eine Schlampe wie sie schon, wie eine Lady beschaffen ist? « In ihrem Zorn merkte sie gar nicht, wie die Zeit verging, bis sie Raines Stimme in ihrer Nähe hörte.
    »Junge«, sagte er, daß sie zusammenfuhr, »du darfst dir nicht so viel Zeit nehmen mit einem Pferd. Wir haben noch eine Menge anderer Arbeiten zu erledigen. «
    »Noch mehr? « flüsterte sie und sah so niedergeschlagen aus, daß Raine belustigt mit den Augen zwinkerte. Rasch richtete sich Clarissa auf. Sie wollte ihm keinen Anlaß mehr geben für seinen Spott.
    Nachdem sie die Bürste beiseitegelegt und dem Hengst noch eine Melodie ins Ohr geflüstert hatte, folgte sie Raine zurück ins Lager, wo er geradewegs auf eine Gruppe von zerlumpten Männern zuging, die am Feuer kauerten. Neben seiner stolzen Haltung, seiner noblen Erscheinung, wirkten diese Männer noch verkommener, als sie es eigentlich waren.
    »He, ihr drei«, rief Raine mit grollender Baßstimme, »ihr übernehmt die erste Wache. «
    »Mich bringt keiner nachts in den Wald«, sagte einer von ihnen, drehte sich um und wanderte vom Feuer weg.
    Raine packte ihn bei einer Hand und riß ihn zurück. Er gab seiner Kehrseite einen Tritt, daß er kopfüber in den Sand flog. »Wenn du ißt, arbeitest du auch«, sagte Raine mit tödlicher Stimme. »Und nun bezieht eure Posten. Ich werde später vorbeikommen, und wenn ich einen von euch schlafend antreffe, wird daraus ein ewiger Schlaf werden. «
    Mit grimmigem Gesicht sah Raine den Männern nach, wie sie schmollend wie Kinder das Lager verließen.
    »Das sind deine feinen Freunde«, sagte er leise zu Clarissa, als er sich vom Feuer abwendete.
    »Das sind nicht meine Freunde! « schnappte sie.
    »Noch ist Pagnell einer meiner Freunde! « schnappte er zurück.
    Sie blieb stehen und starrte auf seinen breiten Rücken. Sie wußte, daß das stimmte. Sie hatte kein Recht, ihn zu hassen, nur weil ein anderer Mann seiner Klasse ihr Böses angetan hatte.
    »Blanche! « knurrte Raine. »Essen! «
    Sofort suchte Clarissa ihn wieder einzuholen, denn sie war sehr hungrig. Im Zelt servierte Blanche ihnen Wildschweinbraten, Brot, Käse und heißen Wein. Clarissa fiel heißhungrig über die Speisen her.
    »So ist es richtig, Junge«, lachte Raine und schlug ihr auf den Rücken, daß sie fast an einem Bissen erstickte. »Wenn du so weitermachst, bekommen wir doch noch etwas Fleisch auf deine Rippen. «
    »Wenn Ihr mich weiter so schuften laßt wie heute, bin ich in einer Woche tot. « hustete sie, weil ihr eine Schwarte in der Kehle steckte, und überhörte Raines Gelächter.
    Nach der Mahlzeit blickte Clarissa sehnsüchtig auf den Strohsack, der für sie an der Zeltwand

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