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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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faßte er ihre Schulter und steuerte sie auf ein kleines Tor in der Mauer zu. Dahinter war ein hohes, tief eingelassenes Portal, das offensichtlich zu einer Kapelle gehörte. Er wartete nicht, bis sie es aufzog, sondern öffnete selbst das Portal und schob sie in den Innenraum. Vor dem Altar standen Jocelin und ein großer schlanker Mann, den Clarissa noch nie gesehen hatte.
    »In deiner Rüstung? « fragte der Fremde und betrachtete Clarissa neugierig.
    »Wenn ich mir die Zeit zum Umziehen nähme, würde sie mir zweifellos wieder durch die Finger schlüpfen. Du hast den Ring bei dir, Gavin? «
    Clarissas Augen öffneten sich weit bei diesem Namen. Das war also Raines älterer Bruder, dem sie geschrieben und den sie um Hilfe gebeten hatte, damit er Raines Zorn auf Roger Chatworth bändigen sollte. Als sie zu Gavin hinaufsah und überlegte, daß er der Statur nach Raine überhaupt nicht ähnlich war und Raine so viel hübscher sei, beachtete sie kaum den Priester, der vor ihr stand und redete.
    »Hör zu, Clarissa«, befahl Raine, und Gavin hüstelte, um ein Lachen zu verdecken.
    Verblüfft sah Clarissa auf die Männer, die sie umgaben. In Jocelins Augen stand ein Lachen, während Raines Pupillen sich im mühsam beherrschten Zorn verengten und Gavin sie alle mit amüsierter Toleranz betrachtete. Der Priester wartete geduldig, daß sie etwas sagte.
    »Clarissa! « polterte Raine. »Ich weiß, daß du nicht sprechen kannst, aber du könntest wenigstens mit dem Kopf nicken — es sei denn, du möchtest mich lieber nicht heiraten. Vielleicht möchtest du eher Jocelin haben… wie schon einmal. «
    »Heiraten? « sagte sie mühsam.
    »Um Himmels willen, Raine! Entschuldigung, Vater«, sagte Gavin. »Habe Mitleid mit ihr. Sie hat einen Schock erlebt. Eben noch sollte sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, und im nächsten Augenblick wird sie geheiratet. Sie braucht ein paar Sekunden, um sich zurechtfinden zu können. «
    »Und seit wann weißt du so gut über Frauen Bescheid? « erkundigte sich Raine feindselig. »Du hast Judith ein paar Minuten nach der Hochzeit vor die Tür gesetzt, und wenn ich mir nicht das Bein gebrochen hätte, wäre sie mutterseelenallein gewesen. «
    »Wenn du nicht gewesen wärst, wäre sie viel früher zu mir gekommen. Aber so… «
    »Ruhe! « rief Jocelin und wich dann einen Schritt zurück, als die beiden Montgomery-Brüder ihren Zorn auf ihn abluden. Er holte tief Luft. »Clarissa hat soeben Lord Gavin angesehen, und ich bin mir nicht sicher, ob sie begriffen hat, daß sie Lord Raine das Ja-Wort geben soll. Wenn man ihr vielleicht die Sachlage erklären würde, könnte sie die Fragen richtig beantworten, auch ohne ihre Stimme. «
    Die Erkenntnis dessen, was hier vorging, traf Clarissa nun mit voller Wucht. Sie riß die Augen auf und ließ den Unterkiefer herunterfallen.
    »Bedeutet das Entsetzen über diese Zumutung? « meinte Gavin lachend.
    Raine sah von Clarissa fort, offenbar nicht ganz sicher, was ihre Miene bedeutete. »Sie trägt mein Kind unter dem Herzen. Sie wird mich heiraten«, sagte er mürrisch.
    Clarissa konnte nicht sprechen, aber sie vermochte ihn durch die Zähne anzuzischen, und als Raine sie immer noch nicht ansehen wollte, sah sie sich nach einem Instrument um, mit dem sie seine Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte. Er bat sie nicht darum, ihn zu heiraten, gewährte ihr nicht das süße Vergnügen, sich ihm an die Brust zu werfen, um zu sagen, wie sehr sie ihn liebte, sondern stand mürrisch und zornig da und verkündete, daß sie ihn heiraten würde.
    »Möchtest du dir mein Schwert ausleihen? « fragte Gavin, und seine Stimme war so voll Lachen, daß er kaum den Satz zu Ende bringen konnte. »Oh, Raine. « Er schlug seinem Bruder auf die Schulter, daß die Rüstung klirrte; doch Raine bewegte sich nicht. »Ich hoffe, sie heizt dir tüchtig ein. Judith wird eine Schwägerin in ihr Herz schließen, die ihren Gatten so ansieht, als wollte sie ihn erdolchen. Das wird ihr das Gefühl geben, daß sie nicht ganz allein auf der Welt ist. «
    Raine sah seinen Bruder nicht an, und Clarissa spürte, daß hier irgendein altes Zerwürfnis zwischen den Brüdern anklang. Nie in ihrem Leben hatte sie sich so sehr die Macht ihrer Stimme gewünscht wie in diesem Moment. Damit hätte sie Raine gezwungen, sie anzusehen.
    »My Lady«, sagte der Priester, und es dauerte eine Weile, ehe Clarissa begriff, daß er mit ihr redete. »Es ist nicht Sache der Kirche, zu einer unerwünschten

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