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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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die Plattform zurück. Raine kämpfte mit zwei Männern zugleich, schwang mit voller Wucht einen stahlbewehrten Morgenstern und wich einem Schwertstreich aus. Hinter ihm waberte das Feuer, spiegelte sich in den Rüstungen der Männer und überzog sie mit blutrotem Schein.
    »Clarissa! « schrie Jocelin sie an. »Raine gab mir Befehle, wohin ich dich bringen soll. Er ist schon wütend genug auf uns beide. Wenigstens einmal solltest du ihm gehorchen. «
    »Ich kann ihn nicht verlassen! « versuchte sie zu sagen, doch der Kloß, der in ihrem rauhen Hals steckte, würgte alles ab bis auf einen krächzenden Laut.
    Ein kräftiger Ruck von Joss, und sie liefen beide. Nach einer langen Zeit sah sie Pferde auf sich zukommen.
    »Er hat sich verspätet«, rief Joss, keuchend vor Anstrengung. »Nun komm schon, Clarissa! «
    Das Laufen lenkte sie wenigstens von dem Gedanken ab, in welcher Gefahr sich Raine befand. Das zusätzliche Gewicht ihres ungeborenen Kindes ließ sie watscheln wie eine Ente, und sie brauchte jedes Quentchen Luft in ihren Lungen.
    Als sie die Pferde erreichten, stieg Jocelin in den Sattel und zog sie hinter sich auf das Tier. Zu ihrem Kummer bewegten sie sich von der Stätte fort, wo Raine und die anderen kämpften. Clarissa versuchte zu protestieren, doch abermals versagte ihre Stimme. Ihr Schweigen war so untypisch, daß Joss sich zu ihr umdrehte, und sein schnaubendes Gelächter verriet ihr, daß er begriffen hatte, was sie zum Schweigen zwang.
    Nach einem zweistündigen harten Ritt hielten sie endlich vor einem Tor, das zu einem Kloster gehörte. Clarissa, erschöpft von der Angst, die sie in den letzten Tagen ausgestanden hatte, konnte kaum stehen, als Joss ihr vom Pferd half.
    »Hast du wirklich deine Stimme verloren? « erkundigte Joss sich halb amüsiert, halb mitleidig.
    Sie versuchte abermals zu sprechen, doch nur ein Krächzen, das ihrer Kehle weh tat, kam heraus.
    »Vielleicht ist es so besser. Raine ist so wütend, daß er uns beiden die Zunge ausreißen möchte. Ich hoffe doch, daß du sonst heilgeblieben bist? Oder haben sie dich während der Gefangenschaft gefoltert? «
    Clarissa schüttelte den Kopf.
    Ehe Joss noch etwas sagen konnte, öffnete ein Mönch mit Tonsur und brauner Kutte das schwere hölzerne Tor.
    »Wollt ihr nicht hereinkommen, meine Kinder? Wir sind auf euch vorbereitet. «
    Clarissa berührte Jocelins Arm und sah ihn stimrunzelnd an. Was meinte der Mönch damit, daß er »vorbereitet« sei?
    »Nur hinein. Du wirst schon sehen«, sagte Joss lächelnd.
    Hinter der Mauer lag ein großer, schöner Hof, grün und schattig im frühen Sonnenlicht eines Augustmorgens. Türen gingen auf drei Seiten des Hofes ab, während hinter ihnen eine dicke Steinmauer aufragte.
    »Wir haben ein paar Räume für weibliche Besucher«, sagte der Mönch, während er Clarissas rußbedecktes grobes Leinenhemd betrachtete. »Lord Raine hat alles für Eure Bequemlichkeit vorbereiten lassen. «
    Einen Moment später befand sich Clarissa in einem geräumigen Raum neben dem Hof, und man reichte ihr einen Becher mit dicker Buttermilch zum Trinken. Sie hatte ihn halb geleert, als das Geräusch von klirrendem Stahl durch die Tür zu ihr drang.
    »Clarissa! « hörte sie eine bellende Stimme, die nur Raine gehören konnte.
    Gewohnt, ihm in gleicher Lautstärke zu antworten, öffnete Clarissa den Mund, doch nur ein jämmerliches Japsen kam über ihre Lippen. Mit einer Hand an der Kehle öffnete sie die Tür.
    Raine schwang herum, um sie anzusehen, und einen Moment kreuzten sich ihre Blicke. Wieder lagen tiefe Schatten unter seinen Augen, und seine Haare, mit Schweiß getränkt, klebten an seinem Kopf. Sein Harnisch war mit zahllosen Dellen bedeckt. Doch was sie beängstigte, war der Zorn in seinen Augen.
    »Komm hierher«, rief er grollend, und sein Ton erlaubte keine Widerrede.
    Als sie neben ihm stand, packte er sie bei den Schultern, starrte einen Moment auf ihren Leib und sah dann zurück in ihre Augen. »Ich sollte dich dafür gründlich übers Knie legen«, sagte er.
    Clarissa versuchte zu sprechen, doch ihr entzündeter Hals trieb ihr nur Tränen in die Augen.
    Er sah sie einen Augenblick verdutzt an, dann blitzte ein Grübchen in seiner Wange auf. »Der Rauch hat dir deine Stimme genommen? «
    Sie nickte.
    »Gut! Das ist die beste Nachricht, die ich seit Monaten gehört habe. Wenn wir mit dieser Sache fertig sind, habe ich dir ein paar Dinge zu sagen, und dieses eine Mal wirst du mir zuhören. « Damit

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