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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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gewesen? Ein
guter, nach dem Maßstab der meisten Leute. »Ich habe sie geliebt«, sagte er zu sich mit kaum hörbarer Stimme. »Ich war
stolz auf sie. Wir hatten schöne Zeiten zusammen. Aber wie gut
habe ich sie eigentlich gekannt? Wie weit war ich während unserer Ehe der Sohn meines Vaters? Habe ich sie über ihre Rolle
als Ehefrau und Mutter hinaus ernst genommen?«
    Gestern abend – oder war es schon vorgestern gewesen? –
hatte er Jack Campbell erzählt, daß er alles, was er über Wein
wußte, von Renata gelernt hatte. Damals bemühte ich mich,
meine Ecken und Kanten abzuschleifen, dachte Myles. Schon
ehe er Renata traf, hatte er sich ein persönliches Bildungsprogramm zurechtgelegt: Karten für Carnegie Hall, Karten für die
Met, regelmäßige Besuche des Kunstmuseums.
    Renata hatte das Pflichtprogramm in herrliche Entdeckungsausflüge verwandelt. Sie summte, wenn sie nach der Oper nach
Hause kamen, die Melodien mit ihrer hellen, kräftigen Sopranstimme noch vor sich hin. »Milo, caro, bist du der einzige unmusikalische Ire auf der Welt?« pflegte sie ihn zu necken. In
den elf wunderbaren Jahren, die uns gegeben waren, haben wir
nur angefangen, das auszuloten, was wir später füreinander hätten bedeuten können.
    Myles stand auf und schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee
ein. Woher rührte auf einmal diese Beunruhigung? Was entging
ihm? Irgend etwas. Irgend etwas. Ach, Renata, flehte er im stillen, ich weiß nicht, warum, aber ich habe Angst um Neeve. Ich
habe in diesen siebzehn Jahren alles für sie getan, was ich konnte. Sie ist doch auch dein Kind. Ist sie in Gefahr?
    Der zweite Kaffee brachte Myles wieder zu sich, und er kam
sich ein wenig lächerlich vor. Als Neeve gähnend die Küche
betrat, hatte er sich genügend gefaßt, um zu sagen: »Dein Verleger ist ein ausgezeichneter Tellerwäscher.«
    Neeve grinste und beugte sich vor, um ihrem Vater einen Kuß
auf die Stirn zu geben. »Es ist also ›die reizende Kitty Conway‹«, antwortete sie. »Sie haben meine Zustimmung, Commissioner. Es wird wirklich Zeit, daß du dich etwas unter den Damen umsiehst. Schließlich wirst du auch nicht jünger.« Sie
duckte sich, um seinem Klaps zu entgehen.
    Um ins Geschäft zu gehen, wählte Neeve ein blaßrosa und grau
gemustertes Chanel-Kostüm mit goldenen Knöpfen, graue Wildlederpumps und eine passende Schultertasche. Das Haar kämmte
sie nach hinten und schlang es zu einem lockeren Knoten.
Myles nickte anerkennend. »Diese Art Kleid gefällt mir besser als die Harlekinade vom Samstag. Ich muß schon sagen, daß
du, was Kleider betrifft, den Geschmack deiner Mutter hast.«
    »Sir Huberts Lob freut mich ungemein.« An der Tür zögerte
Neeve einen Augenblick. »Commissioner, könntest du mir einen
großen Gefallen tun und den Gerichtsmediziner fragen, ob es
denkbar ist, daß Ethels Kleider gewechselt wurden, nachdem sie
bereits tot war?«
»Daran hatte ich noch nicht gedacht.«
    »Dann tu es bitte! Selbst wenn du es nicht für richtig hältst, tu
es mir zuliebe. Und noch etwas: Glaubst du, daß Seamus Lambston und seine Frau versuchen wollten, uns reinzulegen?«
»Absolut denkbar.«
    »Na gut. Aber jetzt hör mir einmal bis zu Ende zu, Myles, ohne mich zu unterbrechen. Die letzte Person, die zugegeben hat,
Ethel lebend gesehen zu haben, ist ihr Ex-Mann Seamus. Das
war, wie wir wissen, am Donnerstag nachmittag. Kann jemand
ihn fragen, was für ein Kleid sie da getragen hat? Ich wette, daß
es ein buntes, kaftanartiges Hausgewand aus leichter Wolle war,
das sie immer anzog, wenn sie zu Hause war. Dieses Kleid hing
nicht in ihrem Schrank. Ethel nahm es aber nie auf Reisen mit.
Myles, sieh mich nicht so an! Ich weiß, was ich sage. Worauf
ich hinauswill, ist die Annahme, daß Seamus – oder jemand
anders – Ethel tötete, als sie den Kaftan trug, und sie dann anders anzog.«
    Neeve öffnete die Tür. Myles merkte, daß sie auf eine ironische Bemerkung von ihm wartete. Er nahm einen sachlichen
Ton an. »Das würde bedeuten…«
    »Das würde bedeuten, daß Ethels Ex-Mann, falls sie nach ihrem Tod umgezogen wurde, als Täter nicht in Betracht kommen
kann. Hast du gesehen, wie er und seine Frau angezogen waren?
Die haben von Mode ungefähr soviel Ahnung wie ich vom
Funktionieren einer Raumkapsel. Andererseits gibt es auch noch
diesen schmierigen Schuft namens Gordon Steuber. Er könnte
automatisch eines seiner eigenen Modelle genommen und Ethel
angezogen haben, und zwar in der

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