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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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übereifriger Designer sie zum Kauf
eines von ihr abgelehnten Modells zu überreden versuchte.
    »Wenn eine Frau sich in diesem Kleid hinsetzt, schiebt es sich
den Rücken hinauf«, sagte sie. Wenn etwas ihr sehr am Herzen
lag, wurde ihr italienischer Akzent besonders stark. »Eine Frau
muß sich anziehen, sich im Spiegel betrachten, um zu sehen, ob
sie auch keine Laufmasche und keinen heruntergerissenen Saum
hat, und dann sollte sie vergessen, was sie anhat. Ihre Kleider
müssen ihr passen wie eine zweite Haut.«
    Renata hatte aber auch einen Blick für neue Modeschöpfer
gehabt. Neeve besaß noch die Kameenbrosche, die einer von
ihnen ihrer Mutter geschenkt hatte, weil sie die erste war, die
seine Kollektion lancierte. »Deine Mama hat mir meine erste
Chance gegeben«, hatte Jacob Gold zu Neeve gesagt. »Sie war
wunderschön, eine Dame, und sie verstand etwas von Mode.
Wie du.« Das war sein größtes Kompliment.
    Als Neeve an diesem Montag ihren üblichen Weg von der Seventh Avenue durch die Nebenstraßen einschlug, fühlte sie sich
irgendwie deprimiert. Irgendwo in ihrem Innern pochte ein
Schmerz, sozusagen ein seelisches Zahnweh. Demnächst werde
ich auch zu diesen abergläubischen Iren gehören, schalt sie sich
selber, denen ihr »Gefühl« ständig sagt, daß hinter der nächsten
Straßenecke Gefahr lauert.
    Bei »Artless Sportswear« bestellte sie Leinenblazer mit dazu
passenden Bermuda-Shorts. »Mir gefallen die Pastellfarben«,
murmelte sie. »Aber sie brauchen noch ein bißchen Pep.«
    »Wir schlagen diese Bluse dazu vor.« Mit dem Bestellblock
in der Hand deutete der Verkäufer auf einen Ständer mit Blusen
in zarten Farben und mit weißen Knöpfen.
    »Nein, nein. Die gehören unter ein Trägerkleid für Schulmädchen.« Neeve wanderte durch die Ausstellungsräume und entdeckte bunt gemusterte seidene T-Shirts. »Das ist, was ich gemeint habe.« Sie nahm ein paar der T-Shirts in verschiedenen
Farbstellungen vom Ständer und brachte sie zu den Hosenanzügen. »Dies hier zum Pfirsichfarbenen, das da zum Malvenfarbenen. Jetzt klappt’s.«
    Bei Victor Costa wählte sie romantische Chiffonkleider mit Bateau-Ausschnitt, die an den Kleiderbügeln schwebten. Und wieder
kam ihr Renata in den Sinn. Ihre Mutter in einem schwarzen Samtkleid von Victor Costa, als sie mit Myles zu einer Silvesterparty
gegangen war. Um den Hals hatte sie ihr Weihnachtsgeschenk
getragen, eine Perlenkette mit brillantenbesetzter Schließe.
    »Du siehst aus wie eine Prinzessin, Mommy«, hatte Neeve zu
ihr gesagt. Dieser Augenblick hatte sich in ihr Gedächtnis eingegraben. Sie war sehr stolz auf ihre Eltern gewesen: Myles,
aufrecht und elegant, mit schon damals vorzeitig ergrautem
Haar; Renata, so schlank, deren pechschwarzes Haar zu einem
Chignon aufgesteckt war.
    Am nächsten Silvesterabend waren ein paar Leute zu ihnen
gekommen: Pater Devin Stanton, der inzwischen Bischof war;
Onkel Sal, der damals noch darum kämpfte, sich als Modeschöpfer durchzusetzen; Herb Schwartz, Myles’ Stellvertreter,
mit seiner Frau. Renata war seit drei Wochen tot gewesen…
    Neeve merkte auf einmal, daß der Verkäufer geduldig wartend neben ihr stand. »Ich habe gerade ein bißchen in den Mond
geguckt«, entschuldigte sie sich. »Und dafür ist ja nicht die richtige Tageszeit.«
    Sie erledigte ihre Bestellung, besuchte rasch drei weitere Firmen, die sie sich vorgenommen hatte, und begab sich dann, als
es zu dunkeln anfing, wie üblich noch zu Onkel Sal.
    Anthony della Salvas Showrooms waren über das ganze Viertel verteilt, doch Neeve wußte, daß sie Sal in seinem Hauptbüro
in der 36. Straße finden würde. Dort hatte er in zwei winzig
kleinen Zimmern begonnen. Jetzt nahm seine Firma hier drei
ganze, prächtig eingerichtete Stockwerke ein. Anthony della
Salva, als Salvatore Esposito in der Bronx zur Welt gekommen,
war als Modeschöpfer einem Bill Blass, Calvin Klein und Oscar
de la Renta ebenbürtig.
    Als sie die 37. Straße überquerte, sah Neeve sich zu ihrer Bestürzung plötzlich Gordon Steuber gegenüber. So perfekt, wie er
angezogen war, in einem hellbraunen Kaschmir-Jackett über
einem braunbeige gemusterten schottischen Pullover, dunkelbrauner Hose und Gucci-Schuhen, hätte der gutaussehende Gordon Steuber mit seinen regelmäßigen Gesichtszügen, den breiten
Schultern und der schmalen Taille ohne weiteres eine erfolgreiche Karriere als Dressman machen können. Statt dessen war er
mit Anfang vierzig ein

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