Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
Vom Netzwerk:
»Zehntausend«, sagte er zu
Denny. »Dasselbe noch mal, wenn der Job erledigt ist.«
Denny nahm den Umschlag entgegen. Die Berührung bereitete ihm ein geradezu sinnliches Vergnügen. »Um wen geht’s?«
»Du bringst ihr regelmäßig ihren Lunch. Sie wohnt im
›Schwab House‹, dem Riesenkasten in der 74. Straße, zwischen
West End und Riverside Drive. Ein paarmal in der Woche geht
sie zu Fuß ins Geschäft und zurück. Quer durch den Central
Park. Entreiß ihr die Handtasche und mach sie kalt. Leer ihr
Portemonnaie und schmeiß die Tasche weg, damit es aussieht,
als ob ein Drogensüchtiger sie überfallen hätte. Wenn du sie im
Park nicht zu fassen kriegst, versuch’s im Konfektionsviertel.
Da geht sie jeden Montagnachmittag hin. Ein Riesengewühl auf
allen Straßen, jedermann in Eile. Die Lastwagen parken zweireihig. Dräng dich an ihr vorbei und schubse sie vor einen Lieferwagen. Laß dir Zeit. Es muß nach einem Unfall oder Raubüberfall aussehen. Verfolg sie in einer von deinen Bettlerverkleidungen.« Big Charleys kehlige Quäkstimme klang, als ob
die Speckwülste um seinen Hals ihm die Stimmbänder abschnürten.
Für Charleys Verhältnisse war das eine lange Rede gewesen.
Er trank einen weiteren kräftigen Schluck aus der Bierdose.
Denny wurde langsam unbehaglich zumute. » Wer soll das
sein?«
»Neeve Kearney.«
Denny schob Charley den Umschlag wieder hin, als enthielte
er eine tickende Zeitbombe. »Die Tochter des Polizeichefs? Bist
du verrückt?«
»Die Tochter des ehemaligen Polizeichefs.«
Denny fühlte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. »Kearney war sechzehn Jahre im Amt. In der ganzen Stadt gibt es keinen Polizisten, der nicht sein Leben für ihn riskieren würde. Als
seine Frau starb, haben sie jeden in die Mangel genommen, der
irgendwann auch bloß einen Apfel von einem Gemüsewagen
geklaut hatte. Nichts zu machen.«
Fast unmerklich nahm Big Charleys Gesicht einen anderen
Ausdruck an, aber seine kehlige Stimme quäkte unverändert
weiter. »Ich hab dir gesagt, Denny, daß ich nichts vergesse. Erinnerst du dich an die Nächte in unserer Zelle, als du dich mit all
den Jobs dicke tatst, für die man dich nicht erwischt hat? Ein
kleiner anonymer Anruf bei den Bullen genügt, und du hast dein
letztes Sandwich ausgetragen. Mach mich nicht zum Denunzianten, Denny!«
Denny überlegte und verfluchte dann seine eigene Großmäuligkeit. Wieder tastete er den Umschlag ab und dachte an Neeve
Kearney. Seit fast einem Jahr belieferte er sie nun in ihrem Laden.
Ursprünglich hatte das Empfangsfräulein ihm gesagt, er solle die
Tüte bei ihr abgeben, aber jetzt ging er immer nach hinten in Miss
Kearneys Privatbüro. Selbst wenn sie gerade telefonierte, winkte
sie ihm zu und lächelte, ein echtes Lächeln, nicht das schmallippige, herablassende Nicken, mit dem ihn die meisten Kunden
bedachten. Und immer lobte sie, wie gut alles schmeckte.
Außerdem war sie ein wirklich gutaussehendes Mädchen.
Denny verdrängte die sentimentale Anwandlung. Er hatte gar
keine andere Wahl, als den Auftrag auszuführen. Daß Charley
ihn nicht bei der Polizei anzeigen würde, wußte der eine so gut
wie der andere. Weil er jetzt von dem Mordauftrag wußte, war
Denny viel zu gefährlich geworden. Wenn er sich weigerte, bedeutete das, daß er nie den Rückweg über die GeorgeWashington-Brücke schaffen würde.
Er steckte das Geld in die Tasche.
»Das ist schon besser«, sagte Charley. »Was hast du für Arbeitszeiten in deinem Delikatessenladen?«
»Neun bis sechs. Montags frei.«
»Sie geht zwischen halb neun und neun zur Arbeit. Fang an,
bei ihrem Haus herumzulungern. Ihr Laden schließt um halb
sieben. Denk dran, dir Zeit zu lassen. Es darf nicht nach einem
vorsätzlichen Mord aussehen! «
    Big Charley ließ den Motor an, um sich auf die Rückfahrt
nach New York zu machen. Er verfiel wieder in sein gewohntes Schweigen, das nur vom Röcheln seiner schweren Atemzüge unterbrochen wurde. Denny verging fast vor brennender
Neugier. Erst als Charley von der Autobahn abfuhr, fragte er
ihn: »Charley, hast du eine Ahnung, von wem der Auftrag
kommt? Ich wüßte nicht, wem sie im Weg sein könnte. Sepetti
ist wieder draußen. Sieht fast so aus, als ob er ein gutes Gedächtnis hätte.«
    Er spürte den wütenden Blick, der ihm zugeworfen wurde.
Die kehlige Stimme war auf einmal klar, und die Worte prasselten wie Steinschlag. »Du wirst leichtsinnig, Denny. Ich weiß
nicht, wer sie aus dem Weg haben will.

Weitere Kostenlose Bücher