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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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zu sein. Sie würden sich sicher gut verkaufen. Sie war gespannt auf Sals Herbstlinie. War sie wohl so
gut, wie er behauptete?
Sie kam gerade rechtzeitig in die Boutique zurück, um mit der
Dekorateurin noch die neuen Schaufenster zu besprechen. Als
sie um halb sieben den Laden geschlossen hatte, belud sie sich
erneut mit Ethel Lambstons Kleidern, um sie mit nach Hause zu
nehmen. Den ganzen Tag war keine Nachricht von Ethel gekommen, und mehr als ein halbes Dutzend Versuche, bei ihr
anzurufen, waren vergeblich gewesen. Aber jetzt war wenigstens ein Ende in Sicht. Morgen früh würde sie Tse-Tse in
Ethels Wohnung begleiten und alle Sachen dort lassen.

5
    Am nächsten Morgen erschien Tse-Tse pünktlich um halb neun
Uhr in der Eingangshalle. Sie trug ihr Haar in Schnecken über
den Ohren. Ein schwarzes Samtcape hing lose von den Schultern bis auf die Füße. Darunter hatte sie ein schwarzes Kleid und
ein weißes Schürzchen an. »Ich habe gerade in einem neuen
schwedischen Stück eine Rolle als Stubenmädchen bekommen«,
vertraute sie Neeve an und nahm ihr ein paar Schachteln aus der
Hand. »Ich fand, ich könnte schon ein bißchen üben. Falls Ethel
da ist, wird sie es phantastisch finden, mich so kostümiert zu
sehen.« Ihr schwedischer Akzent war ausgezeichnet.
    Das energische Läuten an Ethels Wohnungstür rief keinerlei
Reaktion hervor. Tse-Tse klaubte den Schlüssel aus ihrer
Handtasche. Nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte, trat sie
beiseite, um Neeve vorangehen zu lassen. Mit einem Seufzer
der Erleichterung ließ Neeve die Ladung Kleider aufs Sofa
fallen. »Gott sei Dank!« murmelte sie, und dann erstarb ihre
Stimme.
    Ein muskulöser junger Mann stand im Durchgang, der zu
Ethels Schlafzimmer und Bad führte. Offensichtlich war er gerade dabei, sich anzuziehen, denn in einer Hand hielt er eine
Krawatte. Das frische weiße Hemd war noch nicht ganz zugeknöpft. Die hellgrünen Augen, die anziehend hätten wirken
können, wenn das Gesicht einen anderen Ausdruck gehabt hätte,
waren ärgerlich zusammengekniffen. Das noch ungekämmte
Haar fiel ihm in dichten Locken in die Stirn. Nach dem ersten
Schock über sein Auftauchen erkannte Neeve blitzartig, daß
seine wirre Mähne das Resultat einer Dauerwelle war. Sie hörte,
wie Tse-Tse hinter ihr heftig einatmete.
»Wer sind Sie?« fragte Neeve. »Und warum haben Sie die
Tür nicht aufgemacht?«
    »Ich glaube, die erste Frage hätte ich zu stellen.« Sein Ton
war sarkastisch. »Und die Tür öffne ich, wenn es mir beliebt.«
Jetzt trat Tse-Tse auf. »Sie sind Miss Lambstons Neffe«, sagte
sie. »Ich habe Ihr Foto gesehen.« Der schwedische Tonfall ging
ihr ganz leicht von der Zunge. »Sie sind Douglas Brown.«
»Ich weiß, wer ich bin. Würden Sie mir vielleicht sagen, wer
Sie sind?« Sein Sarkasmus hatte sich nicht gelegt.
Neeve spürte Wut in sich aufsteigen. »Ich bin Neeve Kearney«, sagte sie. »Und dies ist Tse-Tse, die Miss Lambstons
Wohnung in Ordnung hält. Würden Sie mir bitte verraten, wo
Miss Lambston ist? Sie hat behauptet, daß sie diese Kleider unbedingt am Freitag brauchte, und seither habe ich die Sachen
hin- und hergetragen.«
»Sie sind also Neeve Kearney.« Das Lächeln wurde jetzt unverschämt. »Die Schuhe in Nummer drei gehören zum beigen
Deux-pièces. Nehmen Sie dazu die Handtasche Nummer drei,
und tragen Sie den Schmuck aus dem Etui A. Machen Sie das
für alle Leute so?«
Neeve biß die Zähne aufeinander. »Miss Lambston ist eine
sehr gute Kundin und eine sehr beschäftigte Frau. Und ich bin
ebenfalls eine sehr beschäftigte Frau. Ist sie hier, und wenn nein,
wann kommt sie zurück?«
Douglas Brown zuckte die Achseln. Er verlor etwas von seiner Feindseligkeit. »Ich hab keine Ahnung, wo meine Tante ist.
Sie hat mich gebeten, am Freitag nachmittag herzukommen. Ich
sollte irgend etwas für sie erledigen.«
»Am Freitag nachmittag?« fragte Neeve hastig. »Ja. Ich kam
her, und sie war nicht da. Da ich einen Schlüssel habe, konnte
ich in die Wohnung. Bis jetzt ist sie nicht zurückgekommen. Ich
hab nur das Sofa zurechtgemacht und bin dageblieben. Ich mußte gerade aus meinem möblierten Zimmer ausziehen, und der
Christliche Verein Junger Männer ist nicht so ganz mein Fall.«
Irgend etwas an seiner Erklärung war zu aalglatt. Neeve sah
sich im Wohnzimmer um. Am einen Ende des Sofas, auf dem sie
die Kleider deponiert hatte, lagen eine zusammengefaltete Wolldecke und ein Kopfkissen. Am Fußboden davor

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