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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Mein Kontaktmann
weiß es nicht. Und der Kontaktmann meines Kontakts weiß es
auch nicht. So funktioniert das nämlich, und niemand stellt Fragen. Du bist nur ein ganz kleiner, unbedeutender Fisch, Denny,
und gewisse Dinge gehen dich nichts an. Und jetzt mach, daß du
rauskommst!«
    Der Wagen stoppte abrupt an der Ecke der Eighth Avenue
und 57. Straße. Zögernd öffnete Denny die Tür. »Charley, es tut
mir leid«, sagte er. »Es war doch bloß…«
    Ein Windstoß fuhr ins Wageninnere. »Halt die Klappe und
sieh zu, daß die Sache erledigt wird.«
Im nächsten Augenblick starrte Denny nur noch auf die Rückseite von Charleys Chevrolet, der die 57. Straße hinunterfuhr
und verschwand. Er ging in Richtung Columbus Circle und
blieb unterwegs an einer Würstchenbude stehen, um einen Hot
dog zu essen und eine Coca-Cola zu trinken. Langsam begannen
sich seine Nerven zu beruhigen. Liebevoll strich er über den
dicken Umschlag in seiner Jackentasche.
»Eigentlich könnte ich gleich damit anfangen, meinen Unterhalt zu verdienen«, murmelte er vor sich hin und begann, den
Broadway hinauf zur 74. Straße zu gehen.
Beim »Schwab House« schlenderte er um den ganzen Gebäudekomplex und sah den Eingang am Riverside Drive. Den würde sie sicher nicht benutzen. Der andere an der West End Avenue war sehr viel bequemer.
Befriedigt überquerte er die Straße und lehnte sich direkt gegenüber an die Hausmauer. Es war ein großartiger Beobachtungsposten, stellte er fest. Die Tür in seiner Nähe ging auf, und
eine Gruppe von Bewohnern kam heraus. Da er nicht wollte,
daß man auf ihn aufmerksam wurde, ging er gemächlich weiter.
Dabei überlegte er, daß er in seiner Verkleidung als Säufer am
unauffälligsten im Hintergrund bleiben konnte, wenn er Neeve
Kearney verfolgte.
Als er um halb drei quer durch die Stadt zur East Side zurückging, kam er an einer Schlange von Leuten vorbei, die vor
einem Kino anstanden. Seine zusammengekniffenen Augen öffneten sich auf einmal. In der Mitte der Schlange sah er Neeve
Kearney neben einem weißhaarigen Mann, dessen Gesicht Denny wiedererkannte. Ihr Vater. Mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern eilte Denny weiter. Dabei habe ich nicht
einmal nach ihr gesucht, dachte er. Das wird der leichteste Auftrag sein, den ich je auszuführen hatte.

4
    Am Montag morgen befand sich Neeve, mit Ethels Kleidern beladen, gerade in der Eingangshalle, als Tse-Tse, eine dreiundzwanzigjährige Schauspielerin, atemlos aus dem Lift kam. Sie
hatte einen blonden Lockenkopf. Ihr Augen-Make-up war in kräftigen violettroten Tönen abgestuft, der hübsche kleine Mund herzförmig wie der einer Puppe geschminkt. Tse-Tse, die eigentlich
Mary Margaret McBride hieß, trat immer nur in kleinen Experimentiertheatern abseits vom Broadway auf, deren Stücke meistens schon nach kurzer Zeit vom Spielplan abgesetzt wurden.
    Neeve war ein paarmal in Vorstellungen gegangen, um TseTse zu sehen, und sie war überrascht gewesen, wie gut die junge
Schauspielerin war. Mit einer Schulterbewegung, dem Herabziehen der Mundwinkel, einer kleinen Veränderung ihrer Haltung verwandelte sie sich buchstäblich in eine andere Person.
Sie hatte ein ausgezeichnetes Ohr für Sprachakzente und konnte
ihre Stimme von den höchsten Piepstönen bis zu einem rauchigdunklen Alt modulieren. Sie teilte im »Schwab-House« eine
Einzimmerwohnung mit einer anderen hoffnungsvollen jungen
Kollegin. Den von ihrer Familie nur widerwillig zugestandenen
Monatswechsel besserte sie sich durch Gelegenheitsarbeiten auf.
Statt als Kellnerin auszuhelfen oder Hunde spazierenzuführen,
ging sie jetzt lieber putzen. »Fünfzig Dollar für vier Stunden,
und du brauchst nicht irgendeine dämliche Töle hinter dir herzuschleifen«, hatte sie Neeve erklärt.
    Neeve hatte Tse-Tse an Ethel Lambston empfohlen und wußte, daß die junge Schauspielerin ein paarmal im Monat bei Ethel
putzte. Jetzt kam sie ihr vor wie vom Himmel gesandt. Als das
Taxi kam, erklärte sie Tse-Tse ihre Zwangslage.
    »Ich muß morgen hin«, erklärte Tse-Tse eilig. »Ehrlich, Neeve, die Wohnung könnte mich tatsächlich wieder dazu bringen,
Bullterrier spazierenzuführen. Ich kann aufräumen, soviel ich
will, wenn ich das nächstemal komme, ist die Wohnung wieder
das reinste Schlachtfeld.«
    »Das hab ich auch schon gesehen«, sagte Neeve. »Hör zu,
wenn Ethel ihre Sachen heute nicht abholt, bringe ich dich morgen früh mit dem Taxi zu ihr und lasse alles in ihrem

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