Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
Vom Netzwerk:
Tränke
stehenblieb. Sie spürte sämtliche Knochen knacken, als sie auf
den Boden stürzte, aber sie konnte sich selber wieder hochrappeln und schüttelte Arme und Beine und bewegte den Kopf von
einer Seite zur anderen. Gott sei Dank, sie schien nichts gezerrt
oder gebrochen zu haben.
    Der Reitlehrer kam angaloppiert. »Ich hab Ihnen doch gesagt,
Sie müssen die Führung behalten! Sie sind der Herr und Meister.
Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Alles bestens«, antwortete Kitty und ging zu ihrem Wagen.
Dich sehe ich erst im nächsten Jahrtausend wieder!
Als sie sich eine halbe Stunde später dankbar im dampfenden,
sprudelnden Wasser ihrer Jacuzzi-Badewanne zurücklehnte,
mußte sie auf einmal lachen. Eine richtige Reiterin bin ich also
nicht, entschied sie. Das war’s für mich gewesen mit dem Sport
der Könige. Von jetzt an werde ich, wie jeder vernünftige
Mensch, nur noch joggen. Im Geist machte sie das erschreckende Erlebnis noch einmal durch. Wahrscheinlich hatte es nicht
länger als zwei Minuten gedauert. Der schlimmste Moment war,
als der elende Gaul ausrutschte… Das Bild des Plastikfetzens,
der an ihrem Gesicht vorbeigeflogen war, kehrte wieder. Und
der Eindruck von einer Hand in einem Ärmel. Wie lächerlich.
Dennoch – sie hatte es gesehen.
Sie schloß die Augen und genoß das beruhigende Wirbeln des
Wassers und den Duft des parfümierten Badeöls.
Da es abends noch sehr kalt wurde, schaltete sich die Heizung in
der Wohnung ein. Trotzdem fröstelte Seamus bis ins Mark.
Nachdem er den Hamburger und die Pommes frites eine Weile
auf seinem Teller hin und her geschoben hatte, gab er es auf, so
zu tun, als würde er essen. Er wußte, daß Ruth ihn über den
Tisch hinweg mit ihren Blicken durchbohrte. »Hast du’s getan?«
fragte sie endlich.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil es vielleicht besser ist, den Dingen ihren Lauf zu lassen.«
»Ich hab dir gesagt, du sollst es schriftlich festhalten. Danke
ihr, daß sie eingesehen hat, daß du das Geld nötiger brauchst als
sie.« Ruths Stimme wurde lauter. »Sag ihr, daß du ihr in den
letzten zwanzig Jahren fast eine Viertelmillion Dollar bezahlt
hast, zusätzlich zu der großen Abfindung, und daß es einfach
unanständig ist, noch mehr zu verlangen für eine Ehe, die weniger als sechs Jahre gedauert hat. Gratuliere ihr zu dem großartigen Vertrag, den sie für ihr neues Buch abgeschlossen hat, und
sag ihr, wie froh du bist, daß sie dein Geld nicht nötig hat, während deine Kinder es wirklich brauchen. Dann unterschreib den
Brief und wirf ihn in ihren Kasten. Wir behalten eine Kopie.
Und falls sie protestiert, wird alle Welt erfahren, was für eine
habgierige, scheinheilige Person sie ist. Ich möchte wissen, wie
viele Universitäten ihr noch Ehrentitel verleihen, wenn sie ihr
Wort bricht.«
»Ethel genießt Drohungen geradezu«, flüsterte Seamus. »Es
wäre ein Fehler, ihr zu schreiben. Sie ist imstande und zeigt so
einen Brief stolz herum. Sie würde die Alimentenzahlungen als
einen Sieg der Frauen darstellen.«
Ruth schob ihren Teller beiseite. »Schreib!«
Sie hatten noch einen alten Xerox-Apparat im Bürozimmer stehen. Erst nach drei Versuchen brachten sie eine lesbare Fotokopie
des Briefes zustande. Ruth reichte Seamus seinen Mantel. »So,
jetzt gehst du hin und wirfst das persönlich in ihren Briefkasten.«
Seamus entschloß sich, die neun Straßen weit zu Fuß zu gehen. Bedrückt hielt er den Kopf gesenkt und vergrub die Hände
in den Taschen. Er betastete die beiden Briefumschläge, die er
bei sich trug. Der eine enthielt einen Scheck. Er hatte ihn ganz
hinten aus dem Scheckheft genommen und ohne Ruths Wissen
ausgefüllt. Der Brief war in dem anderen Umschlag. Welchen
sollte er in Ethels Kasten werfen? Im Geist sah er das Gesicht,
das sie bei der Lektüre seiner Mitteilung machen würde, vor
sich. Ebenso deutlich konnte er sich ausmalen, was Ruth täte,
wenn er den Scheck hinterließe.
Er bog um die Ecke der West End Avenue in die 82. Straße.
Es waren noch ziemlich viele Leute unterwegs.
Junge Ehepaare, die ihre Einkäufe auf dem Heimweg von der
Arbeit machten und mit Lebensmitteltüten beladen waren. Gutangezogene Menschen mittleren Alters, die Taxis herbeiwinkten, um sich zu teuren Abendessen oder ins Theater fahren zu
lassen. Heruntergekommene Gestalten, die sich gegen Hausmauern lehnten.
Seamus zitterte fröstelnd, als er bei Ethels Haus ankam. Die
Briefkästen befanden sich im Eingang hinter der

Weitere Kostenlose Bücher