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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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verschlossenen
Haustür am oberen Ende des Treppenaufgangs. Immer wenn er
im allerletzten Moment mit dem Scheck kam, läutete er beim
Hauswart, der ihn dann einließ, so daß er den Scheck in Ethels
Briefkasten werfen konnte. Doch heute war das nicht nötig. Ein
Mädchen, das, wie er wußte, im dritten Stock wohnte, drängte
sich an ihm vorbei und wollte die Stufen hinauflaufen. Unvermittelt packte er die Kleine am Arm. Erschrocken und verängstigt drehte sie sich um. Sie war ein schlaksiges Kind mit
schmalem Gesicht und scharfen Zügen. Sie mochte etwa vierzehn sein. Anders als meine Töchter, dachte Seamus, die aus
irgendeinem Erbteil hübsche Gesichter und ein warmes, liebevolles Lächeln mitbekommen haben. Während er einen der Umschläge aus der Tasche zog, wurde er einen Moment von tiefem
Bedauern überwältigt. »Könnte ich mit dir ins Haus kommen?
Ich muß etwas in Miss Lambstons Briefkasten stecken.«
Der mißtrauische Ausdruck verschwand. »Natürlich. Ich weiß
ja, wer Sie sind. Ihr Ex-Mann. Dann muß wohl heute der Fünfte
sein. Da bringen Sie immer das Lösegeld, sagt sie.« Das Mädchen lachte hämisch.
Wortlos tastete Seamus nach dem Umschlag in seiner Tasche
und wartete, bis sie die Tür aufgeschlossen hatte. Von neuem
überkam ihn mörderische Wut. Sie hatte ihn also auch noch zum
Gespött des ganzen Hauses gemacht!
Die Briefkästen waren unmittelbar hinter der Eingangstür.
Ethels Kasten war ziemlich voll. Er wußte noch immer nicht,
was er tun sollte. Den Brief dalassen oder den Scheck? Das
Mädchen stand wartend an der Tür und beobachtete ihn. »Sie
sind gerade noch rechtzeitig«, sagte sie. »Ethel hat meiner Mutter gesagt, sie würde Sie verklagen, wenn sie ihren Scheck nicht
pünktlich kriegt.«
Panik ergriff ihn. Er mußte den Scheck dalassen. Rasch zog er
den Umschlag aus seiner Tasche und versuchte hastig, ihn durch
den engen Briefkastenschlitz zu stopfen.
Als er nach Hause kam, nickte er bejahend auf Ruths eindringliche Frage. Er fühlte sich jetzt nicht imstande, ihren Wutausbruch zu ertragen, wenn er gestand, daß er Ethel die Alimente gezahlt hatte. Nachdem sie mit erhobenem Haupt aus dem
Zimmer gegangen war, hängte er seinen Mantel auf und nahm
den zweiten Briefumschlag aus der Tasche. Er tat einen Blick
hinein. Der Umschlag war leer.
Am ganzen Leibe zitternd, ließ Seamus sich auf einen Stuhl
sinken. Der Ärger würgte ihn in der Kehle, und er stützte den
Kopf auf die Hände. Er hatte also wieder einmal alles falsch
gemacht. Er hatte den Scheck und den Brief in denselben Umschlag gesteckt. Und jetzt waren beide in Ethels Briefkasten.
Nicky Sepetti verbrachte den Mittwoch vormittag im Bett. Das
Brennen in seinem Brustkorb war noch schlimmer als am Vorabend. Marie ging im Schlafzimmer ein und aus. Sie brachte
ihm ein Tablett mit Orangensaft, Kaffee, frischen Brötchen, dick
mit Marmelade bestrichen. Sie versuchte ihn zu überreden, einen Arzt holen zu lassen.
Louie erschien am Mittag, kurz nachdem Marie zur Arbeit
gegangen war. »Mit Verlaub, Don Nicky, Sie sehen wirklich
krank aus«, sagte er. »Sie hatten recht wegen Machado«, flüsterte er dann. »Man hat ihn unschädlich gemacht.« Er lächelte und
zwinkerte Nicky zu.
Nicky schickte ihn hinunter an den Fernseher. Wenn er bereit wäre, nach New York zu fahren, würde er es ihn wissen
lassen.
Gegen Abend stand Nicky auf und begann sich anzuziehen. In
der Mulberry Street würde ihm wohler sein; außerdem wäre es
nicht gut, wenn irgend jemand Verdacht schöpfte, wie krank er
wirklich war. Als er nach seinem Jackett griff, brach ihm am
ganzen Körper der Schweiß aus. Er hielt sich am Bettpfosten
fest und setzte sich langsam hin. Er lockerte die Krawatte, öffnete den Kragen seines Hemds und legte sich dann zurück aufs
Bett. Während der nächsten Stunden kam und ging der Schmerz
in seiner Brust wie eine riesige Welle. Unter der Zunge brannte
ihm der Mund von den Nitroglyzerintabletten. Sie wirkten nicht
im geringsten schmerzlindernd, sondern verursachten, während
sie zergingen, nur kurze, stechende Kopfschmerzen.
Gesichter schwebten vor seinen Augen vorbei. Das Gesicht
seiner Mutter: »Nicky, treib dich nicht ständig mit diesen Jungen herum. Nicky, du bist ein guter Kerl. Laß dich nicht in
dumme Geschichten ein.« Er hatte sich vor der Bande bestätigen
müssen. Kein Ding war zu groß oder zu klein gewesen. Aber er
war nie gegen Frauen vorgegangen. Das, was er im Gerichtssaal
gesagt hatte,

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