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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Buchhalter. Er sah die Umschläge rasch durch
und ließ sie alle auf den Schreibtisch fallen. Alle, mit Ausnahme
des unfrankierten Briefs, den Seamus zu dem Haufen beigetragen hatte. Er war nicht richtig zugeklebt. Es war etwas Geschriebenes darin, und die Umrisse eines Schecks zeichneten
sich deutlich ab.
    Es wäre ganz leicht, den Umschlag zu öffnen und wieder zu
verschließen. Doug betastete einen Augenblick die Klappe, dann
öffnete er den Umschlag ganz vorsichtig, um ihn nicht zu zerreißen. Der Scheck fiel ihm entgegen. Doug zog auch das Begleitschreiben heraus und entfaltete es. Er las es, las es noch
einmal und merkte, daß ihm vor Verwunderung der Mund offenblieb. Was, zum Teufel…
    Vorsichtig steckte er Brief und Scheck zurück in den Umschlag, leckte an den gummierten Stellen und drückte die Klappe fest an. Das Bild von Seamus, der, die Hände in den Manteltaschen vergraben, die Straße fast im Laufschritt überquerte,
stieg wie in einer Zeitlupenaufnahme bedrohlich vor Dougs innerem Auge empor. Seamus führte irgend etwas im Schilde.
Aber was für ein Spiel trieb er, wenn er schrieb, daß Ethel sich
einverstanden erklärt habe, keine Alimente mehr von ihm zu
verlangen, und dann den Scheck beilegte?
    Wenn du glaubst, dachte Doug, daß sie dich von der Angel
läßt, bist du schief gewickelt. Ein Frösteln überlief ihn. War der
Brief am Ende für seine Augen bestimmt und gar nicht für
Ethels?
Als Neeve nach Hause kam, stellte sie zu ihrer Freude fest, daß
Myles einen Großeinkauf an Lebensmitteln getätigt hatte. »Sogar bei Zabar bist du gewesen!« sagte sie befriedigt. »Ich hatte
schon überlegt, wie früh ich morgen aus dem Geschäft weggehen könnte. Jetzt kann ich heute schon alles vorbereiten.« Vorsichtshalber hatte sie ihm gesagt, daß sie nach Ladenschluß noch
Schreibarbeiten erledigen wollte. Nun schickte sie ein stummes
Dankgebet zum Himmel, daß ihr Vater sie nicht danach gefragt
hatte, auf welchem Weg sie nach Hause gekommen war.
    Myles hatte eine kleine Lammkeule zubereitet, grüne Bohnen
dazu gekocht und einen Tomatensalat mit Zwiebeln an einer
Vinaigrettesoße gemacht. Er hatte den kleinen Tisch in seinem
Arbeitszimmer gedeckt und eine Flasche Burgunder geöffnet
und bereitgestellt. Neeve zog sich in aller Eile lange Hosen und
einen Pullover an, machte es sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf einem Stuhl bequem und griff nach der Weinflasche.
»Das ist aber wirklich nett von Ihnen, Chef«, sagte sie.
    »Na ja, da du morgen abend die alten Musketiere aus der
Bronx bewirtest, fand ich, daß eine gute Tat mit einer anderen
vergolten werden sollte.« Myles begann den Braten zu tranchieren.
    Neeve beobachtete ihn schweigend. Seine Hautfarbe war gut.
Die Augen hatten nicht mehr den müden, schwermütigen Blick.
»Ich will dir wirklich kein Kompliment machen«, bemerkte sie,
»aber weißt du, daß du topfit aussiehst?«
    »Ich fühl mich auch gut.« Myles legte die schön geschnittenen Scheiben Fleisch auf Neeves Teller. »Hoffentlich habe ich
nicht zuviel Knoblauch drangetan.«
Sie kostete den ersten Bissen. »Herrlich! Du mußt dich wirklich besser fühlen, daß du so gut kochst.«
    Myles trank einen Schluck von dem Burgunder. »Ein guter
Tropfen, wenn ich das selber sagen darf.« Sein Blick verschleierte sich.
»Eine schwere Depression«, hatte der Arzt ihr erklärt. »Der
    Herzanfall, die Pensionierung, der Schrittmacher…«
»Und die ständige Sorge um mich«, hatte Neeve hinzugefügt.
»Ja, er sorgt sich andauernd um Sie, weil er sich nicht verzeihen kann, daß er es bei Ihrer Mutter nicht getan hat.«
    »Wie soll ich ihn davon abbringen?«
»Sehen Sie, daß Nicky Sepetti im Gefängnis bleibt. Wenn das
nicht möglich ist, drängen Sie Ihren Vater im Frühjahr, irgendeine Aufgabe zu übernehmen. Im Augenblick quält er sich noch
    zu sehr. Ohne Sie wäre er verloren, aber er erträgt es schwer,
emotionell von Ihnen abhängig zu sein. Er hat seinen Stolz. Und
noch etwas, Neeve: Hören Sie auf, ihn zu bemuttern.«
    Das war vor einem halben Jahr gewesen. Jetzt kam der Frühling. Neeve wußte, daß sie sich wirklich Mühe gegeben hatte,
Myles wieder so zu behandeln wie früher, als sie über alles
mögliche in heftige Diskussionen gerieten, von der Anleihe, die
sie bei Sal aufgenommen hatte, bis zu politischen Fragen.
    Und nun, da er wieder im Gleis ist, dachte sie, muß er sich
wegen Nicky Sepetti aufregen, und so könnte das ewig

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