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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Sie? Wie wird sich Ihr Leben ändern?«
Als Myles vierzig Minuten später die Praxis verließ und sich zu
Fuß wieder auf den Weg machte, hatte er den raschen, entschlossenen Gang wiedergefunden, der früher so typisch für ihn
gewesen war. Er wußte, daß er sich körperlich fast vollständig
erholt hatte. Und nun, da er sich wegen Neeve keine Sorgen
mehr zu machen brauchte, wollte er sich wieder einer Aufgabe
zuwenden. Er hatte Neeve nichts davon gesagt, daß er schon
gefragt worden war, ob er die Leitung der staatlichen Drogenfahndungsstelle in Washington übernehmen würde. Das bedeutete, daß er sich sehr viel dort aufhalten und sich eine Wohnung
nehmen müßte. Für Neeve wäre es nur gut, allein zu sein. Sie
verbrächte dann nicht mehr so viel Zeit zu Hause, sondern würde ausgehen und mit jungen Menschen zusammenkommen. Ehe
er krank wurde, fuhr sie im Sommer an den Wochenenden meistens ans Meer und im Winter öfter zum Skilaufen. Im letzten
Jahr mußte er sie geradezu zwingen, wenigstens ein paar Tage
zu verreisen. Er wünschte, daß sie heiraten würde. Er wäre ja
nicht ewig da. Nickys Herzschlag kam ihm sehr gelegen, denn
jetzt konnte er unbeschwert nach Washington gehen.
    Myles erinnerte sich gut an den furchtbaren Schmerz seines
eigenen Herzanfalls. Es war, als wäre ihm eine Dampfwalze mit
Spikes über die Brust gerollt. »Hoffentlich hast du dasselbe gespürt, als du den Löffel weglegtest, du Dreckskerl!« dachte er.
Dann war ihm, als sähe er das Gesicht seiner Mutter, die ihn
streng anblickte. Wer andern Böses wünscht, wird selber Böses
erleiden. Alles kommt, wie es kommen soll.
    Er überquerte die Lexington Avenue und ging am Restaurant
»Bella Vita« vorbei. Der köstliche Duft der italienischen Küche
stieg ihm verlockend in die Nase; voller Vorfreude dachte er an
das Abendessen, das Neeve für heute vorbereitet hatte. Es war
schön, wieder einmal mit Dev und Sal zusammenzukommen.
Mein Gott, wie lange schien es her zu sein, daß sie miteinander
aufwuchsen. In der Bronx, dem Stadtteil, über den man heute
die schrecklichsten Sachen erzählte. Damals war es ein herrlicher Ort gewesen. Es hatte nur sieben Häuser in ihrer Straße
gegeben und ringsum dichte Birken- und Eichenwälder. Sie hatten dort Baumhütten gebaut. Der Gemüsegarten von Sals Eltern
hatte in der heutigen Industriezone der Williamsbridge Road
gelegen. Auf den Feldern, wo er und Sal und Dev Schlitten gefahren waren, war seither der riesige Komplex des EinsteinKrankenhauses gebaut worden… Aber es gab dort noch immer
sehr viele schöne Wohngegenden.
    Als Myles in der Park Avenue um einen kleinen schmelzenden Schneehaufen herumging, erinnerte er sich, wie Sal einmal
die Herrschaft über seinen Schlitten verlor und ihm über den
Arm fuhr, so daß er an drei Stellen gebrochen war. Sal hatte zu
heulen begonnen. »Mein Vater bringt mich um!« Sofort hatte
Dev die Schuld auf sich genommen, und sein Vater war gekommen, um sich zu entschuldigen. »Er hat es nicht absichtlich
getan, er ist einfach ein ungeschickter Kerl.« Devin Stanton.
Seine bischöfliche Eminenz. Es wurde gemunkelt, daß der Vatikan ihn bereits für die nächste frei werdende Erzdiözese ausersehen habe, und das konnte sogar einen Kardinalshut bedeuten.
    Als Myles zur Fifth Avenue kam, warf er einen Blick nach
rechts. Er konnte das Dach eines großen weißen Gebäudes ausmachen: das Metropolitan Museum. Schon lange hatte er sich
vorgenommen, einmal den Dendur-Tempel gründlicher zu betrachten. Jetzt marschierte er spontan die sechs Straßen bis zum
Museum und war dann die nächste Stunde ganz mit den herrlichen Überresten einer längst vergangenen Zivilisation beschäftigt.
    Erst als er auf die Uhr blickte und fand, daß es Zeit für ihn sei,
nach Hause zu gehen und die Getränke bereitzustellen, wurde er
sich bewußt, was der tiefere Grund seines Museumsbesuchs
war. Er wollte die Stelle aufsuchen, wo Renata umgekommen
war. Laß es bleiben, befahl er sich selber. Doch sobald er draußen war, konnte er nicht umhin, seine Schritte zur Rückseite des
Museums zu lenken, dorthin, wo man ihre Leiche gefunden hatte. Es war eine Wallfahrt, die er alle vier bis fünf Monate unternahm.
    Ein rötlicher Schleier umgab die Bäume des Central Park, ein
Vorbote des bald sprießenden ersten Grüns. Eine Menge Menschen waren im Park. Jogger. Kindermädchen, die Babywagen
vor sich her stießen. Junge Mütter mit lebhaften Dreijährigen.
Obdachlose,

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