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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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April
durch. Es waren verschiedene Abmachungen über den ganzen
Monat verteilt, Besprechungen, Cocktailpartys, Mittagessen,
aber sämtliche Seiten waren durchgestrichen. Am 1. April hatte
Ethel aufgeschrieben: »Material sammeln; an Buch arbeiten.«
»Sie hat alles abgesagt. Demnach hatte sie vor, wegzufahren
oder sich wenigstens irgendwo zu vergraben, um zu schreiben«,
murmelte Neeve.
»Vielleicht ist sie einen Tag früher verreist«, meinte Tse-Tse.
»Möglich.« Neeve blätterte wieder zurück. Die letzte Märzwoche war angefüllt mit Namen von bekannten Designern: Nina
Cochran, Gordon Steuber, Victor Costa, Ronald Altern, Regina
Mavis, Anthony della Salva, Kara Potter. »Sie kann diese Leute
nicht alle aufgesucht haben«, sagte Neeve. »Ich nehme an, daß
sie sie vor Ablieferung ihres Artikels angerufen hat, um zu verifizieren, ob sie ihre Aussagen auch richtig wiedergibt.« Sie zeigte auf eine Eintragung von Donnerstag, den 30. März: »Ablieferungstermin Artikel Contemporary Woman.«
Rasch überflog sie die ersten drei Monate des Jahres und stellte fest, daß Ethel neben jeder Verabredung die Kosten für Taxis
und Trinkgelder geschrieben und sich kurze Notizen über Mittagessen, Diners und Begegnungen gemacht hatte: »Gutes Interview, wird aber ungeduldig, wenn er warten muß… Carlos neuer Oberkellner in Le Cygne… Taxis von Valet Limo vermeiden,
Wagen stinken nach Deo-Spray…«
Alle Notizen waren flüchtig hingeworfen, die Zahlen oft
durchgestrichen oder geändert. Außerdem war Ethel eine nervöse Zeichnerin. Sämtliche Seiten waren voll von Dreiecken, Herzen, Spiralen und anderen Kritzeleien.
Einer momentanen Eingebung folgend, schlug Neeve die Seite vom 22. Dezember auf, dem Tag, an dem sie und Myles ihre
Weihnachtsparty gegeben hatten. Offensichtlich hatte Ethel den
Anlaß als wichtig betrachtet. Neeves Name und ihre Adresse
waren in Druckbuchstaben notiert und unterstrichen. Kringel
und Schnörkel umrandeten Ethels Kommentar: »Neeves Vater –
anziehender Single.« Am Rand der Seite hatte Ethel eine plumpe Imitation einer der Zeichnungen aus Renatas Kochbuch versucht.
»Myles bekäme ein Magengeschwür, wenn er das sähe«, bemerkte Neeve. »Ethel wollte ihn zu einem offiziellen Neujahrsessen einladen. Ich mußte ihr sagen, daß er sich noch immer zu
krank fühlt, um auszugehen. Ich glaube, er wäre erstickt.«
Wieder schlug sie die Seiten der letzten Märzwoche auf und
begann sich die Namen, die Ethel aufgeschrieben hatte, zu notieren. »Das ist wenigstens ein Ausgangspunkt.« Zwei Namen
sprangen ihr in die Augen. Toni Mendell, die Chefredakteurin
von Contemporary Woman. Die Cocktailparty war nicht der
geeignete Ort gewesen, um sie auszufragen, ob sie sich an irgendeine Bemerkung von Ethel erinnern könnte, die darauf hindeutete, daß sie sich zum Schreiben zurückziehen wollte. Der
andere Name war Jack Campbell. Der Buchvertrag war also für
Ethel immens wichtig. Vielleicht hatte sie Campbell mehr über
ihre Pläne gesagt, als ihm bewußt war.
Neeve klappte die Agenda zu und schob sie zurück in die
Schutzhülle. »So, jetzt sollte ich lieber gehen.« Sie band ihren
rotblauen Schal wieder um und schlug den großen Mantelkragen
hoch. Ihr schwarzes Haar hatte sie zu einem Chignon aufgesteckt.
»Du siehst fabelhaft aus«, bemerkte Tse-Tse. »Heute morgen
im Lift hörte ich einen Mann fragen, wer du wohl wärst.«
Neeve zog ihre Handschuhe an. »Bestimmt ein edler Ritter,
nehme ich an.«
Tse-Tse kicherte. »So zwischen vierzig und scheintot. Schon
etwas angegraut.«
»Den überlaß ich dir. Also gut, falls Ethel überraschend auftaucht oder ihr liebender Neffe früher nach Hause kommt, hast
du ja deine Erklärung. Mach dich ein bißchen an den Küchenschränken zu schaffen. Wasch die Gläser auf den obersten Borden. Laß es aussehen, als ob du viel zu tun gehabt hättest; aber
halt die Augen offen.« Neeve warf einen Blick auf den Poststapel. »Sieh das da mal durch. Vielleicht hat Ethel einen Brief
bekommen, der sie veranlaßt hat, ihre Pläne zu ändern. Mein
Gott, ich komme mir wirklich vor wie eine Schnüfflerin, aber es
muß sein. Wir wissen beide, daß irgend etwas verdächtig ist.
Und wir können hier nicht ewig ein- und ausgehen.«
Auf dem Weg zur Tür blickte Neeve sich überall um. »Du
bringst es tatsächlich fertig, daß es hier richtig wohnlich aussieht. In gewisser Weise erinnert mich die Wohnung sogar an
Ethel. Gewöhnlich bemerkt man nur das ganze

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