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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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sie schon auf der Cocktailparty an ihm beobachtet hatte. »Nein, das stimmt nicht.«
Neeve sah ihn mit großen, erstaunten Augen an. »Ja, aber…«
Campbell schlürfte den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse. »Ich habe Ethel vor ein paar Jahren bei einer Buchmesse
kennengelernt, als sie dort am Stand von Givons and Marks ihr
erstes Buch vorstellte, die Studie über Frauen in der Politik. Es
war verdammt gut. Amüsant, mit vielen Stories. Und es hat sich
ausgezeichnet verkauft. Daher war ich sehr interessiert, als sie
mich sprechen wollte. Sie gab mir eine kurze Zusammenfassung
des Artikels, den sie gerade schrieb, und erwähnte, daß sie
wahrscheinlich auf eine Sache gestoßen sei, die die Modewelt
erschüttern könnte, wenn sie ein Buch darüber schriebe. Sie
fragte, ob ich einen Vertrag mit ihr machen wollte und mit was
für einer Vorauszahlung sie rechnen könnte.
Ich sagte, daß ich ein bißchen mehr über das Buch wissen
müßte, es angesichts ihres vorangegangenen Erfolgs aber sicher
kaufen würde, wenn es wirklich so sensationell sei, wie sie behaupte. Voraussichtlich könnten wir dann über einen sechsstelligen Vorschuß reden. Letzte Woche las ich in der Post, daß sie
einen Vertrag für eine halbe Million Dollar mit mir geschlossen
habe und das Buch im Herbst erscheinen werde. Seither steht
das Telefon nicht mehr still. Alle Taschenbuchverlage wollen
Angebote machen. Ich habe Ethels Literaturagenten angerufen.
Mit ihm hatte sie überhaupt nie über die Sache gesprochen. Ich
versuchte dann vergeblich, sie anzurufen. Die erwähnten Bedingungen wurden von mir weder bestätigt noch negiert. Sie ist
wirklich eine Publicity-Hyäne! Allerdings, wenn sie das Buch
schreibt und es wirklich gut ist, dann kann mir der ganze Rummel nur recht sein.«
»Sie haben aber keine Ahnung, was für eine Art Geschichte
sie meinte, die die ganze Branche erschüttern würde?«
»Nicht die geringste.«
Neeve seufzte und stand auf. »Jetzt habe ich Ihre Zeit genug
in Anspruch genommen. Eigentlich könnte ich mich beruhigt
fühlen. Es sähe Ethel ähnlich, Feuer und Flamme für ein solches
Vorhaben zu sein und sich dann in irgendeine Hütte zurückzuziehen. Ich kümmere mich jetzt lieber um meine eigenen Sachen.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Vielen Dank.«
Er ließ ihre Hand nicht sofort los. Mit einem warmen Lächeln
fragte er sie: »Sorgen Sie eigentlich immer für einen raschen
Abgang? Vor sechs Jahren sausten Sie wie ein Pfeil aus dem
Flugzeug. Neulich abends waren Sie auch auf einmal verschwunden, als ich mich umdrehte.«
Neeve entzog ihm ihre Hand. »Manchmal mäßige ich mein
Tempo bis zu Jogging-Geschwindigkeit, aber jetzt muß ich mich
beeilen und in meinem eigenen Geschäft nach dem Rechten sehen.«
Er begleitete sie bis zur Tür. »Ich höre, daß ›Neeve’s Boutique‹ einer der elegantesten Läden in New York sei. Darf ich
ihn mir mal ansehen?«
»Natürlich. Und Sie müssen nicht einmal etwas kaufen.«
»Meine Mutter lebt in Nebraska und trägt nur praktische
Kleider.«
Während sie im Lift hinunterfuhr, fragte sich Neeve, ob dies
wohl Jack Campbells Art war, ihr zu verstehen zu geben, daß es
keine bestimmte Frau in seinem Leben gab. Zu ihrer eigenen
Verwunderung summte sie vor sich hin, als sie in die plötzlich
milde Luft des Aprilnachmittags hinaustrat und ein Taxi herbeiwinkte.
    Im Geschäft fand sie eine Nachricht vor, sie möge doch sofort
Tse-Tse in Ethels Wohnung anrufen. Tse-Tse nahm beim ersten
Läuten ab. »Neeve, Gott sei Dank, daß du anrufst. Ich will hier
weg, ehe der komische Neffe nach Hause kommt. Irgend etwas
ist wirklich merkwürdig, Neeve. Ethel hat die Angewohnheit,
Hundertdollarnoten in der ganzen Wohnung zu verstecken. Deshalb konnte sie mich letztesmal im voraus bezahlen. Als ich am
Dienstag hier war, sah ich eine Banknote unter dem Teppich.
Heute morgen habe ich eine im Geschirrschrank und drei weitere in den Möbeln gefunden. Neeve, die waren garantiert am
letzten Dienstag noch nicht da. «
    Seamus ging um halb fünf aus seiner Bar weg. Ohne die Menge
der Fußgänger zu beachten, eilte er durch das Gedränge auf dem
Gehsteig der Columbus Avenue. Er mußte zu Ethels Wohnung
gehen und wollte nicht, daß Ruth etwas davon erfuhr. Seit seiner
Entdeckung am vorangegangenen Abend, daß er Brief und
Scheck in denselben Umschlag gesteckt hatte, kam er sich wie
ein gefangenes Tier vor, das wild im Käfig herumsprang und
einen Ausweg suchte.

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