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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Abend bin ich ein
bißchen länger hiergeblieben. Außer Ihnen war niemand mehr
da. Ich glaube, daß ich Ethel hereinkommen sah und daß Sie sie
vor die Tür setzten. Irre ich mich?«
Gordon lächelte. »Ethel ist nicht hiergewesen, May.«
Sie nickte. »Ich verstehe. Haben Sie letzte Woche ihren Anruf
entgegengenommen? Ich glaube, daß ich ihn durchgestellt habe.
Sie wurden sehr wütend und hängten auf.«
»Ich habe den Anruf nie entgegengenommen.« Gordon ergriff
Mays blaugeäderte Hand und drückte sie leicht. »Meiner Erinnerung nach habe ich mich geweigert, mit ihr zu sprechen oder sie
zu empfangen, und ich habe keine Ahnung, was sie in ihrem
demnächst erscheinenden Artikel über mich geschrieben haben
könnte.«
May entzog ihm ihre Hand und trat vom Schreibtisch zurück.
Ihr glanzloses braunes Haar ringelte sich um ihr Gesicht. »Ich
verstehe, Mr. Steuber«, sagte sie ganz ruhig.
»Gut. Bitte schließen Sie die Tür ab, wenn Sie gehen.«
    Genau wie Myles sah auch Anthony della Salva sich Nicky Sepettis Begräbnis im Fernsehen an. Sal lebte in einer Wohnung
mit Terrasse im obersten Stockwerk des »Trump Park«, dem
luxuriösen Wohngebäude, das von Donald Trump für sehr reiche Leute renoviert worden war. Die Wohnung, die vom neusten
arrivierten Innenarchitekten nach Motiven des Südsee-Looks
eingerichtet war, hatte eine atemberaubende Aussicht auf den
Central Park. Seit der Scheidung von seiner letzten Frau hatte
Sal beschlossen, in Manhattan zu bleiben. Er wollte keine abgelegenen Villen mehr in Westchester oder Connecticut oder Long
Island bewohnen. Er liebte es, zu jeder Nachtstunde ausgehen zu
können und ein Restaurant zu finden, das noch offen hatte. Er
liebte Theaterpremieren und elegante Partys und genoß es, von
Leuten erkannt zu werden, die eine Rolle spielten.
    »Überlassen wir die Provinz den Hinterwäldlern«, war sein
Wahlspruch.
Sal trug eine seiner neusten Kreationen, Hosen und Lumber
aus feinstem Ziegenleder. Dunkelgrüne Manschetten und ein
dunkelgrüner Kragen betonten die sportliche Note. Die Modekritiker hatten seine beiden letzten großen Kollektionen nicht
gerade freundlich beurteilt, seine männliche Linie jedoch mit
gewissen Vorbehalten gelobt. Die wirklichen Stars der Branche
blieben natürlich die Couturiers, die die weibliche Mode revolutionierten. Doch was auch immer über Sals Kollektionen gesagt
oder nicht gesagt wurde, er galt nach wie vor als einer der bahnbrechenden Modeschöpfer des 20. Jahrhunderts.
Sal dachte an den Tag vor zwei Monaten, als Ethel Lambston
zu ihm ins Büro gekommen war. Der nervös plappernde Mund,
die Angewohnheit, immer hastig zu sprechen. Sie hatte auf die
Wand mit dem Südsee-Look-Motiv gedeutet und »Das ist genial!« gesagt.
»Selbst eine schnüffelnde Journalistin wie Sie erkennt die
Wahrheit, Ethel«, hatte er erwidert, worauf sie beide lachen
mußten.
»Kommen Sie schon«, hatte sie ihm zugesetzt, »seien Sie aufrichtig und vergessen Sie den ganzen Quatsch von wegen Villa
in Rom. Was ihr Herrschaften immer noch nicht kapiert habt:
Der ganze falsche Schein von Adel beeindruckt nicht mehr. Wir
leben in der Welt des Burger King. Heute muß man aus einfachen Verhältnissen stammen. Ich tue Ihnen geradezu einen Gefallen, wenn ich die Leute wissen lasse, daß Sie in der Bronx
aufgewachsen sind.«
»Es gibt eine Menge Leute in meiner Umgebung, die mehr zu
verstecken haben als eine bescheidene Herkunft, Ethel. Ich
schäme mich gar nicht.«
Sal sah zu, wie der Sarg mit Nicky Sepetti die Kirchentreppe
hinuntergetragen wurde. Das reicht, dachte er und wollte gerade
den Apparat ausschalten, als Sepettis Witwe das Mikrophon
ergriff und verkündete, ihr Mann habe nichts mit der Ermordung
von Renata zu tun gehabt.
Eine Weile blieb Sal mit gefalteten Händen sitzen. Er war sicher, daß auch Myles sich die Übertragung ansah. Er wußte, wie
Myles zumute sein mußte, und beschloß, ihn anzurufen. Zu seiner Erleichterung sprach Myles ganz gefaßt mit ihm. Ja, er hatte
das Intermezzo auch gesehen, sagte er.
»Meiner Meinung nach hoffte Sepetti, daß seine Kinder ihm
glauben«, bemerkte Sal. »Sie sind beide gut verheiratet und
möchten sicher nicht, daß die Enkelkinder erfahren, daß ihr
Großvater in den Akten der Polizei registriert ist.«
»Das ist die nächstliegende Erklärung«, antwortete Myles.
»Mein Gefühl sagt mir allerdings, daß ein Geständnis auf dem
Totenbett, um seine Seele zu retten, eher Nickys Stil

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