Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
theilnehmen können. Hier befanden sich der Doctor Tio-King mit seinem Cornaro unter dem Arme; Fulk Ephrjuell und Miß Horatia Bluett, die ihre Haare und Zähne vermengen – natürlich nur bildlich; Sir Francis Trevellyan unbeweglich und stumm, unzugänglich und hochnäsig, der auf der Schwelle seine Cigarre schmaucht; der Seigneur Farusklar in Begleitung Ghangir’s, russische, turkmenische und chinesische Reisende – Alles in Allem sechzig bis achtzig Personen. Jeder muß einzeln an einen Tisch herantreten, an dem zwei Himmlische in Nationaltracht sitzen: ein Beamter, der ganz geläufig russisch spricht, und ein Dolmetscher für die deutsche, französische und englische Sprache.
    Der Sohn das Himmlischen Reiches ist ein Mann von etwa fünfzig Jahren, mit kahlem Schädel, dickem Schnurrbart, langem Zopfe auf dem Rücken und großer Brille auf der Nase. Bekleidet mit einem rankengeschmückten Rocke und fettleibig, wie es einer Persönlichkeit von hohem Range in diesem Lande zukommt, hat er gerade keine sehr angenehmen Züge. Es handelt sich ja aber nur um Prüfung und Visirung von Papieren, und da die unsrigen in Ordnung sind, verschlägt es wenig, ob das Gesicht des Beamten anziehend oder widerwärtig aussieht.
    »Wie der Mann aussieht! flüstert Frau Caterna.
    – Ganz wie ein Chinese, antwortet ihr Gatte, und offen gesagt, beneiden wird ihn darum Keiner!«
    Ich bin einer der Ersten, der seinen Paß vorzeigt, welcher die Visa des Consuls von Tilsit und der russischen Behörden von Uzun-Ada trägt. Der Beamte besichtigt ihn aufmerksam. Bei dem Verfahren der mandarinischen Regierung muß man immer auf Alles gefaßt sein. Die Prüfung ergiebt aber keine Schwierigkeiten, und der Siegelabdruck mit dem grünen Drachen erklärt mich für »gut zum Reisen«.
    Mit dem Komiker und der Soubrette geht es ebenso. Doch während seine Papiere besichtigt werden, verlohnt es sich der Mühe, Herrn Caterna zu beobachten. Er nimmt die Haltung eines ertappten Uebelthäters an, der seine Richter zu erweichen sacht; er macht die sanftesten Au gen, seine Lippen dehnen sich zum Lächeln, und doch hätte auch der schnüffligste Chinese keinen Einwand gegen ihn erheben können.
    »In Ordnung, sagt der Dolmetscher.
    – Ich danke, mein Fürst!« antwortet Herr Caterna mit dem ganzen Tone eines lustigen Parisers.
    Was Fulk Ephrjuell und Miß Horatia Bluett angeht, so werden diese schnell wie ein Eilbrief abgefertigt. Wenn bei einem amerikanischen Handelsreisenden und bei einer englischen Händlerin nicht Alles in schönster Ordnung wäre, bei wem sollte es dann der Fall sein? Onkel Sam und John Bull, das ist ja dasselbe.
    Andre russische und turkmenische Reisende unterliegen der Prüfung, ohne daß eine Einwendung erfolgt. Ob sie der ersten oder der zweiten Wagenclasse angehören, sie sind in den von der chinesischen Regierung verlangten Verhältnissen, und diese erhebt für ihre Mühewaltung eine ziemlich hohe Abgabe, die in Rubeln, Taëls oder Sapeken zu entrichten ist.
    Unter den Reisenden bemerke ich auch einen Geistlichen aus den Vereinigten Staaten, der so gegen fünfzig Jahre zählen mag und sich nach Peking begiebt; es ist der Reverend Nathaniel Morse aus Boston, einer jener eifrigen Bibelvertreter, jener Yankeemissionäre, der als Kaufmann verkleidet und in seinen Geschäften sehr bewandert ist. Auf jeden Fall hin geb’ ich ihm in meinem Notizbuche die Nummer 13.
    Die Durchsicht der Papiere des jungen Pan-Chao und des Doctor Tio-King giebt zu keiner Weiterung Anlaß, und diese wechseln »zehntausend guten Tag« in liebenswürdigster Weise mit dem Vertreter der chinesischen Regierung.
    Als der Major Noltitz an die Reihe kommt, ereignet sich ein kleiner Zwischenfall. Sir Francis Trevellyan, der sich gleichzeitig mit ihm vorgestellt hat, scheint nicht gewillt, ihm Platz zu machen. Alles beschränkt sich jedoch auf hochmüthige und herausfordernde Blicke. Der Gentleman giebt sich gar nicht die Mühe, den Mund aufzuthun. Es scheint also in den Sternen geschrieben daß ich seine Stimme nicht kennen lernen soll! … Der Russe und der Engländer erhalten Jeder sein regelrechtes Visum und die Sache hatte keine weiteren Folgen.
    Da erscheint der Seigneur Farusklar, begleitet von Ghangir, vor dem bebrillten Sohn des Himmlischen Reiches, der ihn mit einer gewissen Aufmerksamkeit ansieht. Major Noltitz und ich bemerken das. Wie wird er dieses Examen bestehen? … Vielleicht werden wir uns jetzt über ihn klar ….
    Wie groß aber ist unser

Weitere Kostenlose Bücher