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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    Da … jetzt verlassen die Beamten schon den Packwagen, dessen Thür sie wieder schließen, ohne daß es mir möglich wurde, einen Blick hineinzuwerfen. Das Wichtigste bleibt es doch, daß Kinko nicht auf frischer That ertappt worden ist! Sobald es möglich wird, begebe ich mich in den Packwagen, und werde, wie man in den Bankhäusern sagt, einmal »mein Dépôt« darin controliren.
    Ehe wir den Waggon wieder besteigen, bittet mich der Major Noltitz, ihm nach dem Ende des Zuges zu folgen.
    Was wir da sehen, entbehrt nicht eines gewissen Interesses; es ist die Uebergabe der sterblichen Ueberreste des Mandarinen Yen-Lou, die von den persischen Wächtern an eine Rotte Soldaten der Grünen Standarte – diese bildet die chinesische Gendarmerie – erfolgt. Der Entseelte wird nun von etwa zwanzig Chinesen gehütet werden, die in dem, jenem Leichenwagen vorhergehenden Waggon zweiter Classe Platz nehmen sollen. Sie sind mit Revolvern und Gewehren bewaffnet und von einem Officier befehligt.
    »Alle Tausend, sag’ ich zum Major, das maß entschieden eine sehr hoch stehende Person gewesen sein, da der Sohn des Himmels dem Todten noch eine Ehrenwache sendet.
    - Oder eine Schutzwache,« erklärt der Major.
    Der Seigneur Farusklar und Ghanghir haben der Uebergabe ebenfalls zugesehen, was ja nicht zu verwundern ist. Hat der »Verwalter« nicht sogar die Verpflichtung, über den der Sorge der Beamten von seiner Bahngesellschaft anvertrauten hohen Verstorbenen zu wachen?
    Jetzt erklang der Gong zum letztenmale; Alle beeilen sich, in ihre Waggons zu kommen.
    Und was ist aus dem Baron geworden?..
    Der kommt gleich einem Sturmwind auf dem Perron hergejagt. In der neunzehnten Tasche hat er seine Papiere wiedergefunden und auch das nöthige Visum erhalten …. Es war auch die höchste Zeit.
    »Die Passagiere nach Peking, einsteigen!« ruft Popof mit lauter Stimme.
    Der Zug bewegt sich und rollt mit zunehmender Schnelligkeit weiter.
Siebzehntes Capitel.
    Wir fahren nun, gezogen von einer Himmlischen Locomotive, geleitet von Maschinenführern der gelben Rasse, auf eingleisiger chinesischer Bahn dahin …. Hoffentlich werden unsre Wagen nicht wie ein Fernrohr »in einander geschoben,« da der Zug ja einen der höchsten Beamten der Gesellschaft, den Seigneur Farusklar, mit sich führt.
    Und doch, wenn sich ein Unfall ereignete, so unterbräche das die Eintönigkeit der Reise und lieferte mir Stoff zu dankbaren Berichten. Leider muß ich bekennen, daß meine Personen bisher noch nicht besonders dazu beigetragen haben. Es kommt im Stücke keine Verwickelung vor … es wird allmählich langweilig. Jetzt wäre ein Theatercoup nöthig, der Alles auf die Bühne brächte – so was Herr Caterna »einen schönen vierten Act« nennt.
    Fulk Ephrinell und Miß Horatia Bluett sitzen nach wie vor in handelspolitischer Vertraulichkeit bei einander. Pan-Chao und der Doctor haben mich ein Weilchen amüsirt, jetzt aber »liefern« sie nichts mehr. Der Komiker und die Soubrette sind am Ende auch nur gewöhnliche Thespisjünger, die sich nicht besonders entfalten können. Kinko, selbst Kinko, auf den ich so große Hoffnungen setzte, ist ohne Schwierigkeit über die Grenze gekommen, wird ohne Mühe in Peking entwischen und seine Zinca Klork ohne Beschwerden heiraten. Nein, die Geschichte kommt nicht vorwärts!
     

    Hier verhandeln auch Fulk Ephrinell und Miß Horatia. (S. 178.)
     
    Mit dem todten Mandarin Yen-Lou weiß ich auch nichts anzufangen, und nun die Leser des »XX. Jahrhundert«, die von mir nervenerschütternde, aufsehenerregende Berichte erwarten!
    Da soll ich mich schließlich gar auf den deutschen Baron beschränken? – Nein, der gute Mann spielt nur eine lächerliche Rolle, und die kann auf die Dauer auch nicht interessiren.
    Ich komme doch immer wieder darauf zurück, ich brauche einen Helden, und bisher habe ich zwischen den Coulissen noch keinen entdecken können.
    Entschieden ist nun der Augenblick gekommen, mit dem Seigneur Faruskiar in nähere Verbindung zu treten. Vielleicht ist er jetzt, wo er nicht mehr incognito reist, weniger zugeknöpft. Wir sind ja seine Unterthanen, wenn man so sagen darf. Er spielt gewissermaßen den Gemeindevorstand unsers rollenden Dorfes, und ein solcher muß für die von ihm Regierten wohl zugänglich sein.
    Sollte übrigens Kinko’s Betrug doch noch entdeckt werden, so möcht’ ich mich der Unterstützung dieses hohen Beamten versichern.
    Nachdem unser Zug Kaschgar verlassen, hält er nur mäßige

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