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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Geschwindigkeit ein. Am rückwärtigen Horizonte zeigen sich noch die Bergmassen von Pamir, nach Südwesten zu umrahmt das Land der Bolo, das heißt der Gürtel Kaschgariens, aus dem der Tagharma-Gipfel sich in den Wolken verliert.
    Ich weiß nicht recht, wie ich die Zeit hinbringen soll. Der Major Noltitz hat die Gebiete, durch die unsre Bahnstrecke führt, noch nicht besucht und ich kann mir also auch nicht nach seinen Dictaten Anmerkungen machen. Der Doctor Tio-King hebt die Nase gar nicht mehr aus seinem Cornaro auf und Pan-Chao scheint mir auch mehr von Paris und von Frankreich als von Peking und China Kenntniß zu haben. Bei seiner Reise nach Europa hat er übrigens den Weg über Suez benutzt und kennt das östliche Turkestan ebensowenig wie Kamtschatka. Immerhin plaudern wir gern mit einander. Er ist ein liebenswürdiger Gefährte, und doch würd’ ich etwas weniger Liebenswürdigkeit und etwas mehr Originalität an ihm weit höher schätzen.
    Ich sehe mich also darauf angewiesen, von einem Waggon zum andern zu spazieren, auf den Plattformen zu verweilen, den Himmel zu fragen, der übrigens nie Antwort giebt, und da und dorthin zu horchen ….
    Sieh’ da! Der Komiker und die Soubrette scheinen in lebhafter Unterhaltung zu sein. Ich trete näher … sie singen mit gedämpfter Stimme. Ich lausche …
     
    »Ich liebe meine Hühner so sehr … sehr … sehr …
     
    ertönt es von Frau Caterna,
     
    Und ich meine Schafe noch mehr … mehr … mehr«
     
    antwortet Herr Caterna, der in allen Sätteln gerecht ist und nöthigenfalls auch Bariton singt.
    Das ist das ewige Duett Pipos und Bettinas, das sie bei den späteren Vorstellungen in Shangai recht oft vorzuführen hoffen. Die glücklichen Shangaier! Sie kennen noch nicht einmal die »Mascotte«!
    Hier verhandeln auch Fulk Ephrjuell und Miß Horatia mit einem gewissen Eifer und ich erhasche noch das Ende ihres Zwiegespräches.
    »Ich fürchte, sagt die Händlerin, in Peking steigen die Haare jetzt im Preise …
    – Und ich, erwidert der Handelsreisende, die Zähne möchten billiger geworden sein. Ah, wenn so ein fröhlicher Krieg ausbräche, wo die Russen den Söhnen des Himmels die Kinnladen zerschlügen …«
    Da seh’ nur Einer! Die Leute sollen sich schlagen, nur um dem Hause Strong Bulbul and Co. aus New-York Gelegenheit zu geben, seine Erzeugnisse abzusetzen!
    Wahrlich, ich weiß nicht, was ich erfinden soll, und wir haben noch sechs Reisetage vor uns. Der Kukuk hole die ganze Groß-Transasiatische Bahn mit ihrer langweiligen Fahrt! Da geht es doch auf der Pacific-Bahn von New-York nach San Francisco ganz anders her! Mindestens überfallen Rothhäute dann und wann einen Schnellzug, und die Aussicht scalpirt zu werden kann ja nur zu den Annehmlichkeiten der Reise beitragen.

    Ei, was hör’ ich denn da im Hintergrunde unsers Waggons vortragen oder vielmehr ableiern?
    »Es giebt keinen Menschen, von welcher Farbe er auch sei, der sich nicht hüten müßte, zu viel zu essen, um sich gegen die Uebel zu schützen, die aus der Magenüberfüllung hervorgehen. Diejenigen welche mit der Ordnung der öffentlichen Angelegenheiten vertraut sind, sollten darauf sogar noch mehr achten als die andern …«
    Es ist der Doctor Tio-King, der aus seinem Cornaro mit lauter Stimme eine Stelle abliest, um sie sich besser einzuprägen. Das Princip, das der edle Venetianer da aufstellt und den politischen Persönlichkeiten besonders empfiehlt, ist am Ende gar nicht zu verachten. Wenn ich es nun telegraphisch dem französischen Ministerrathe übermittelte? Vielleicht banquetlirten die Herren dann etwas weniger vor allen Leuten ….
    Während dieses Nachmittags haben wir, meinem Coursbuche nach, auf einer Holzbrücke den Yamanyar überschritten. Dieser Wasserlauf fällt von den Bergen in Westen aus einer Höhe von mindestens fünfundzwanzigtausend englischen Fuß herab. Und jetzt ist sein Stromgebiet noch durch das Schmelzen des Schnees vergrößert. Zuweilen schlängelt sich der Zug durch dichte Dschungeln, in denen sich, wie Popof behauptet, sehr viele Tiger aufhalten sollen. Sehr viele? … Mag sein, gesehen hab ich aber keinen. Und doch könnten uns statt der »Rothhäute« die »getigerten Häute« einige Abwechslung verschaffen! Wie viel »Vermischtes« gäbe das für ein Journal! Welches Glück für einen Journalisten! …
    Telegramm:
    » Entsetzliches Unglück … Zug der Groß-Transasiatischen von Tigern überfallen … Wuthgeheule und Flintenschüsse … fünfzig

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