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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zusammengeschweißt, bemerkt der Komiker mit einer leichten Schulterbewegung.
    – Für das Leben, wie zwei Stücke Eisen! setzt die Soubrette lächelnd hinzu – nein, wie zwei Dompfaffen! – (Sie hat nämlich nicht vergessen, daß gerade diese Vögel wegen treuer gegenseitiger Anhänglichkeit besonders bekannt sind.)
    – In China, läßt der junge Pan-Chao sich vernehmen, sind es nicht die Dompfaffen, sondern die Mandarinenvögel, die als Symptom der ehelichen Treue gelten.
    – Ach was, Mandarinenvögel oder Dompfaffen, es kommt doch auf eins hinaus!« erwidert philosophisch Herr Caterna.
    Die Feierlichkeit ist beendet. Man beglückwünscht das neue Ehepaar, dann geht Jeder wieder seiner Beschäftigung nach, Fulk Ephrjuell nimmt seine Rechnungen, Mistreß Ephrjuell ihre Arbeiten wieder vor. Im Zuge ist keine Veränderung eingetreten – er führt jetzt nur zwei Eheleute mehr mit sich fort.
    Der Major Noltitz, Pan Chao und ich, wir begeben uns nach der Plattform, um ein wenig zu rauchen, und lassen dabei Herrn und Frau Caterna bei ihren Vorbereitungen, die so aussehen, als hielten sie in ihrer Ecke eine Probe ab. Das bezieht sich jedenfalls auf die abendliche Ueberraschung.
    Die Landschaft ist kaum verändert. Immer die eintönige Wüste von Gobi mit den Humboldt-Bergen zur Rechten, die mit den Bergzügen von Nan-Chan in Verbindung stehen. Stationen nur selten, und dann doch immer nur ein Haufen von Hütten, neben denen ein Bahnwärterhäuschen wie ein Palast aussieht. Gelegentlich wird bei einem solchen Wasser und Kohle eingenommen. Jenseits des Kara-Nor, wo es wieder mehr Ortschaften giebt, wird sich die Nähe des eigentlichen volkreicheren und arbeitsamen China deutlicher bemerkbar machen.
    Dieser Theil der Wüste von Gobi gleicht nur wenig den Gebieten des östlichen Turkestan, durch die wir von Kaschgar aus gekommen sind. Das Land hier ist Pan-Chao und dem Doctor Tio-King ebenso neu wie uns Europäern.
    Der Seigneur Farusklar hält sich jetzt nicht mehr so hochmüthig von unsrer Gesellschaft zurück. Er ist ein liebenswürdiger, unterrichteter, geistreicher Mann, mit dem ich nach unsrer Ankunft in Peking noch näher Bekanntschaft zu machen hoffe. Er hat mich bereits eingeladen, ihn in seinem Yamen zu besuchen, und das wird mir Gelegenheit zu einem eingehenden Interview bieten. Er ist viel gereist und scheint für französische Journalisten eine besondre Vorliebe zu haben. Er wird sich auch nicht weigern, auf das »XX. Jahrhundert« – in Paris 48, in den Departements 56, im Auslande 76 Francs – zu abonniren.
    Während der Zug mit voller Dampfkraft dahinbraust, plaudern wir von Dem und Jenem. Bezüglich Kaschgariens erbot sich, als dieses genannt wurde, der Seigneur Farnsklar unaufgefordert, uns interessante Aufschlüsse über diese Provinz zu geben, die durch wiederholte Aufstandsversuche so arg mitgenommen worden war. Es war zur Zeit, wo die Hauptstadt, während sie der chinesischen Begehrlichkeit Widerstand leistete, noch nicht unter russische Oberhoheit gekommen war. Wiederholt wurden damals hier eine Menge Chinesen bei Gelegenheit der Empörung turkestanischer Häuptlinge hingemordet, und die Garnison mußte sich nach der Festung von Yanghi-Hissar zurückziehen.
    Unter diesen Insurgentenführern gab es einen, jenen Ugli-Khan-Tulla, den ich schon gelegentlich der Erdrosselung Schlagintweit’s erwähnte, der sich zeitweilig zum Herrn über Kaschgarien emporschwang. Es war das ein sehr verständiger, daneben aber unglaublich grausamer Mann. Der Seigneur Farnsklar erzählte uns einen Zug von ihm, der eine Idee von dem gefühllosen Charakter dieser Orientalen giebt.
    »In Kaschgar, berichtete er, wohnte ein Waffenschmied, der in dem Wunsche, sich die Gunst Ugli-Khan-Tulla’s zu erwerben, ein kostbares Schwert anfertigte. Als dieses vollendet war, beauftragte er seinen Sohn, einen zehnjährigen Knaben.
    das Schwert zu überbringen, in der Hoffnung, das Kind werde aus seiner königlichen Hand eine reiche Belohnung erhalten. Es erhielt freilich eine. Nachdem der Wütherich das Schwert betrachtet, fragte er, ob die Klinge auch gut gehärtet sei. ›Ja,‹ antwortet das Kind. – ›Tritt näher heran,‹ befahl Ugli-Khan-Tulla, und mit einem Hieb schlug er dem Knaben den Kopf ab und sandte diesen dem Vater gleichzeitig mit der Bezahlung für das Schwert zu, das er von vorzüglichster Qualität gefunden habe.«
    Wenn diese Ueberlieferung auch vollständig auf Wahrheit beruhte, so glaube ich doch nicht, daß

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