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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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hatte hoch über dem Korn gestanden, der Himmel war strahlend blau gewesen. Wenn die Mönche Visionen erwähnt hatten, dann hatte er sich immer vorgestellt, ein Engel oder die Heilige Jungfrau sei auf einer Wolke oder in einer Nebelwolke erschienen. Doch ihm hatte sie sich greifbar nahe gezeigt, als könnte er sie jederzeit berühren. Sie hatte zu ihm gesprochen, oder vielmehr hatte er ihre Stimme im Kopf gehört, auch wenn er dies niemandem gegenüber zugeben mochte, denn er war immer noch nicht sicher, was sie ihm hatte sagen wollen. Jahrelang hatte er über ihre Worte nachgedacht, ohne sich irgendjemandem anzuvertrauen.
    »Suche mich nicht.«
    Er hatte dies als Warnung vor der Sünde des Stolzes aufgefasst: Er sollte nicht zu heilig tun und nicht darauf schielen, andere Menschen mit seiner Frömmigkeit zu übertreffen. Seiner Ansicht nach war die Suche nach dem Himmelreich der beste Weg, den Stolz zu verlieren.
    Sie hatte sich von ihm entfernt, und er war ihr hinterhergelaufen, doch in diesem Moment war er erblindet. Die anderen Brüder hatten ihn zwischen den Bienenstöcken aufgegriffen, wo er hilflos umhergetappt war. Zum Glück hatte er keinen Bienenkorb angestoßen und war nicht zerstochen worden.
    Seine Prophezeiungen hatten sich fortan als zutreffend erwiesen – Überfälle entlang der Küste, Rouen in Flammen, Bayeux, Laon und Beauvais zerstört, die Söhne der Kirche hingerichtet. Der Abt hatte ihn zu einem Heiligen auf Erden erklärt, zu einem Beichtvater, und Gott hatte ihn mit weiteren Gebrechen und neuen Visionen gesegnet.
    »Man hat Euch zu einem Heiligen gemacht, weil Ihr sie gesehen habt?«
    »Ja. Deshalb, und weil das Kloster den Wunsch hatte, unter seinen Mönchen einen Beichtvater zu haben. Es war gerecht, und es gab politische Gründe«, erklärte er.
    »Was hätten sie getan, wenn Ihr etwas anderes gesehen hättet, wie etwa … « Sie führte den Gedanken nicht zu Ende.
    Jehan schwieg und wartete, bis sie sich wieder gefasst hatte.
    »Sucht Ihr die Buße?«
    Aelis lachte kurz. »Ich habe nichts zu beichten, Vater. Keine Sünden, die vergeben werden müssen. Wenn ich aber vor die Gemeinde trete und das, was ich erlebt habe, als Sünde bezeichne, für die ich einen Priester um Vergebung bitten will, dann könnte mein Leben verwirkt sein, noch ehe ich diese Kirche verlasse. Darf ich Euch um etwas bitten? Schwört Ihr, niemals zu offenbaren, was ich Euch zu sagen habe?«
    »Das Bußsakrament muss in der Öffentlichkeit stattfinden«, widersprach Jehan.
    »Es gibt nichts, was ich bereuen müsste. Werdet Ihr es schwören?«
    »Dieser Pfad ist voller Dornen«, erwiderte der Beichtvater halblaut. Wenn die Frau ihm nun anvertraute, dass sie eine Ehebrecherin oder gar eine Mörderin war? Ein solches Geheimnis konnte er nicht guten Gewissens hüten.
    Der Kampflärm kam näher. Hatten die Nordmänner einen Turm eingenommen? Das war unmöglich, dachte er, wenn man nicht gerade einen Tunnel grub. Dies hatten die Feinde bereits erfolglos versucht.
    Die Schreie und Flüche rissen den Beichtvater in die Gegenwart zurück.
    »Ich schwöre es«, sagte er.
    »Sie haben Euch zum Heiligen gemacht, weil Ihr die Jungfrau gesehen habt«, begann Aelis. »Wie hätten sie Euch genannt, wenn Ihr dem Teufel begegnet wärt?«
    »Das einfache Volk hätte mich vielleicht einen Hexer geschimpft«, erwiderte der Beichtvater, »aber der Glaube an die Hexerei ist ein Frevel. Man könnte jemanden einen Ketzer nennen, wenn er sich selbst als Hexer ausgibt, aber eine Vision ist eben nur eine Vision. Für sich selbst genommen hat sie nicht viel zu bedeuten.«
    »Wie würdet Ihr dann mich nennen?«
    »Habt Ihr den Teufel gesehen?«
    »Ja. Bin ich nun eine Hexe, ohne es selbst zu wissen?«
    »Christus sah den Teufel in der Wildnis – war er ein Hexer?«
    Sie neigte den Kopf.
    Jehan schluckte und wiegte sich schneller hin und her.
    »Für solche Dinge gibt es viele Erklärungen. Eine Krankheit vielleicht, ein vorübergehendes Fieber im Gehirn. Ein Traum ist oft nicht mehr als dies, eine Einbildung ohne Verbindung zum Tagewerk.«
    »Ich träumte von ihm, als ich wach war. Er ist immer da.«
    Weitere Schreie. Jehan hörte einen Ruf in der nordischen Sprache: »Stirb!«
    Er zögerte nicht. »Woher wisst Ihr, dass es der Teufel ist?«
    »Er ist ein Wolf. Zugleich ein Mann und ein Wolf. Er kommt aus den Schatten, ich sehe ihn aus den Augenwinkeln. Er ist neben mir, wenn ich einschlafe, und bei mir, wenn ich erwache. Er ist ein Wolf und

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