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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Räuberbande. Sie erkannte, dass der Abend dämmerte. Es war eine tote, kalte Dämmerung.
    »Die wurden schon einmal ausgeraubt, schau sie dir an.« Mit Mühe erkannte sie ihre eigene Sprache. Die Männer waren Franken, aber weder ihrem Bruder noch sonst jemandem untertan. Sie waren Gesetzlose. Einige trugen Lumpen, andere bessere Sachen, die sie offensichtlich gestohlen hatten.
    »Die wäre ganz hübsch, wenn sie eine ordentliche Mahlzeit im Bauch hätte.«
    »Mit etwas anderem im Bauch wäre sie auch nicht schlecht. Worauf warten wir noch? Hier sind zwei gute Sklaven. Wir ficken das Mädchen und verkaufen die beiden.« Ein junger Mann hatte dies gesagt. Er war klein und hatte ein hartes Gesicht, die Sonne hatte seine Haut braun gebrannt. Seine Zähne waren abgebrochen, ein Ohr war zerfetzt, und in ihm schienen viele Farben und Laute zu brodeln – die grünen Flecken von Moos an den Knien, goldener Pollen an den Ärmeln, ein Geräusch wie brennendes Holz, das seine Persönlichkeit zu beschreiben schien. Sie fand ihn faszinierend.
    Sie sprach:
    »Allein saß ich, als der Alte mich fand.
    Der Götterschrecken blickte mir ins Auge:
    ›Was hast du zu fragen? Was suchst du hier?‹
    ›Odin‹, sprach er, ›du versteckst dich vor dir selbst.‹«
    »Ist das die normannische Sprache? Sie ist eine Wikingerschlampe. Dänen! Für die bekommen wir einen guten Preis.«
    »Wir sind weit vom Meer entfernt«, gab ein anderer zu bedenken.
    Aelis spürte das Unbehagen wie einen kalten Wind und drehte sich zu dem Wolf hinter ihr um. Dort war jedoch kein Wolf, sondern nur der Beichtvater, der nackt am Boden lag. Jehan? Wo ist der Wolf? Doch Jehan war nicht mehr der, den sie gekannt hatte. Er war nicht mehr gebrechlich, sondern heil und ansehnlich. Wieder sprach sie:
    »In Ketten lag im Quellenwalde
    In Unholdgestalt der arge Loki.«
    »Das ist Hexerei«, warf ein anderer ein. »Tötet sie, ehe sie uns verhext.«
    »Das ist keine Hexerei, oder wenn, dann hat sie ihr nicht viel genützt«, meinte wieder ein anderer.
    Abermals sprachen die Reime durch Aelis. Das Gedicht war wie ein Wind, und sie war nur ein Schilfhalm, der ihm die Stimme verlieh.
    »Östlich saß die Alte im Eisengebüsch
    Und fütterte dort Fenrirs Geschlecht.
    Von ihnen allen wird eins das schlimmste:
    Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt.
    Ihn mästet das Mark gefällter Männer,
    Der Seligen Saal besudelt das Blut.
    Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern,
    Alle Wetter wüten: Wisst ihr, was das bedeutet?«
    Die Nacht kam. Die Bäume wurden dunkel, ein Wind wehte zwischen ihnen. Wie lange vorher hatte sich der heraufziehende Sturm schon angekündigt? Sie wusste es nicht. Dicke Regentropfen fielen auf ihre Haut, die sterbende Sonne färbte die Gewitterwolken golden und bleigrau, und der Wald schien rings um sie zu erglühen.
    »Wir nehmen sie einfach mit und verschwinden. Das wird eine üble Nacht.«
    »Zuerst will ich meinen Spaß haben, das wird mich aufwärmen.« Der Mann mit den abgebrochenen Zähnen und dem zerrissenen Ohr hatte ein Messer.
    Ihr Herz raste, das Blut wich ihr aus dem Gesicht. Dabei wirkte er so zerbrechlich wie eine zarte Blüte, wie eine wilde Blume, die sie mühelos pflücken konnte, um sich einen Moment lang an ihr zu erfreuen und sie wieder wegzuwerfen. Ein seltsames Gefühl ergriff von ihr Besitz, als existierte sie an vielen Stellen zugleich, ihr Geist war weit und barg viele Dinge.
    Er berührte sie.
    Aelis war im Wald und nicht im Wald, in der Höhle ihres Geistes, wo die Runen leuchteten und sangen, und nicht in der Höhle. Wo sonst? , fragte sie sich. Im Mondgarten ihrer Jugend, wo der Jasminduft sich in den Tau mischte und die Nachtluft sie wärmte, wenn sie barfuß wanderte und träumte. In einer Nische in der Wand bemerkte sie eine winzige Kerze. Dort waren noch viele weitere Flammen, wenn sie genau hinsah. Sie streckte die Hand aus und löschte diejenige, die ihr am nächsten war.
    Der Mann vor ihr, der junge Mann mit dem harten Gesicht und den abgebrochenen Zähnen, der mit einer Hand das Messer hob und mit der anderen die Hosen herunterließ, fiel tot um.
    Sie spürte den Schrecken der Gesetzlosen, die hektischen Gedanken, die ihnen durch die Köpfe schossen wie der erste Herbstwind in einem noch sommerlich grünen Wald.
    Zwei Gesetzlose sanken auf die Knie und berührten die Gesichter des Toten. Der Mann war kalt, obwohl er erst vor wenigen Augenblicken gestorben war. Dann zogen sie die Waffen und sprachen ein

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