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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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letzten Tag wie die Götter durch die Zähne des Wolfs zu sterben. Ihre Mutter hatte die Jungen versteckt – einen bei den Wölfen in den Wäldern im Osten, den anderen bei einer Familie im Tal der Lieder – und gehofft, sie würden einander nie begegnen. Doch eine Frau, in der eine alte, von den Göttern gefürchtete Rune lebte, hatte damit gedroht, die Jungen zusammenzuführen. Also hatte die Mutter einen von ihnen ausgesandt, die Frau zu töten. Er hatte es vollbracht, und obwohl der Junge traurig gewesen war, hatten sein Land und seine Familie gedeihen können.
    Die Dunkelheit der Höhle und die Gegenwart des Gottes, das Hungern und das Frieren warfen Louis’ Geist aus der Bahn. Das Lied der wilden Frau war fast ebenso real wie der Berg, die Kälte und der Nebel, so real wie die Vorliebe seiner Schwester für die schreckliche Höhle. Schließlich begriff er, dass es um ihn selbst ging.
    »Er erwacht in dir«, erklärte die Frau. »Dies«, sie berührte ihn am Arm, »und dies«, sie berührte seine Augen, »gehört ihm. Sie sind sein, und du bist ein Rabe, der mit dem Wind fliegt.«
    »Was ist mit Ysabella? Was geschieht mit ihr?«
    »Sie erfährt, was sie in sich trägt.«
    »Bekommt sie ein Kind?«
    »Kein Kind. Die Runen.«
    Da sah er die seltsamen Symbole in der Schwärze glühen und kreisen, die Runen, die klingelten und sangen, die das Licht, den Regen und den Geruch der Ernte in die kleine Höhle trugen.
    »Ich muss zu ihr.« Er drehte sich um und ging in den hinteren Teil der Höhle, zu dem Tunnel im Fels, um den Steinhaufen abzutragen, den er immer aufschichtete, wenn er sich von seiner Schwester entfernte.
    »Nein.« Die Frau schüttelte den Kopf. »Der Gott wandelt neben ihr. Du kannst ihr jetzt nicht mehr helfen. Nun wird sie deine Führerin sein. Wenn das Wetter besser wird, gehe ich.«
    »Wohin?«
    »Fort. Ich habe anderswo zu tun, um euren Tod zu verhindern. Ich hinterlasse euch aber ein Geschenk.«
    »Was für ein Geschenk?«
    »Eines, das sogar der Wolf fürchtet. Wenn der Gott tot ist, wird es den Wolf töten. Behandle es vorsichtig, denn es ist mit den Albträumen der Hexen vergiftet.«
    Danach schwieg sie und starrte am Feuer vorbei in den Nebel des Berges. Er schlief, und am nächsten Morgen war die wilde Frau verschwunden. An ihrer Stelle fand er das Schwert, den schlanken, gekrümmten Stahl in der schwarzen Scheide. Er zog es, betrachtete das Schimmern in der Morgensonne und sah sich abermals an sein früheres Leben erinnert. Vom Verkauf eines solchen Schwerts konnte er jahrelang essen und behaglich leben, wenn er nur eine Stadt oder ein Dorf fände, wo er das Geld ausgeben konnte, ohne die Aufmerksamkeit der Adligen zu erregen. Vielleicht konnte er ein Händler werden? Er hatte die Packzüge gesehen, die sich auf dem Weg in die fränkischen Königreiche durch die Lombardei quälten. Die Händler waren freie Männer, keinem Herzog oder Markgrafen untertan.
    Dann aber trat seine Schwester aus der Höhle und setzte sich – schmutzig, wie sie war – ans Feuer. Er machte ihr Eintopf und fütterte sie mit Wurzeln, die er ausgegraben und gebacken hatte. Sie sollte es bequem haben, doch sie blieb gerade lange genug, um wieder zu Kräften zu kommen, und kehrte in die Höhle zurück.
    Er ertrug es nicht, sie allein dem zu überlassen, was sie in der Höhle erwartete, und begleitete sie. Als er wieder herauskam, hatte sich etwas verändert.
    Er hatte Louis schlafend in der Dunkelheit zurückgelassen und sich in Hugin verwandelt, der scharfe Augen besaß und stark war, gebunden an den Gott, der ihm im dunklen Verlies der Höhle erschienen war. Ritual und Selbstverleugnung bildeten fortan die Grundlage seines Lebens. Er kümmerte sich weiter um seine Schwester, suchte die Pilze und Wurzeln, die sie für ihre Versenkung brauchte, ging auf die Jagd und wurde immer stärker. Es war, als sprächen alle Pflanzen der Berge zu ihm. Er wusste, welche er auswählen musste, um ein Leiden zu heilen, und welche ihn in Albträume von Göttern und Ungeheuern zu stürzen vermochten. Munin zeigte ihm unterdessen die Magie, die sie aus der Dunkelheit schöpfte, und erlaubte es dem Gott, auch ihren Bruder zu berühren und zu segnen. In der undurchdringlichen Finsternis, in der feuchten Luft und zwischen kalten Steinen spürte Hugin, wie der Leichengott ihn packte und seinen Namen flüsterte: »Odin.« Hugin begriff es. Er war auserwählt, dem Tod zu dienen.
    Er sah auch andere Dinge. Die Höhle schien sich

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