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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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einziges Wort: »Hexe.« Im mondbeschienenen Garten bewegte sie die Hand, ein Wind kam auf und löschte alle Flammen.
    Der Regen prasselte schwer herab, jedes Blatt war eine kleine Trommel und dröhnte in einem lieblichen Rhythmus, zu dem sie tanzen wollte. Sie ging zu Jehan, richtete ihn auf und hob sein Gesicht in den fallenden Regen.
    »Wach auf«, sagte sie. »Ich habe den Wolf fortgespült.«
    Er öffnete den Mund zu den Wolken und blinzelte, als die Regentropfen, jeder einzelne so groß wie eine Beere, im Gesicht zerplatzten.
    Dann wandte er sich an sie und legte ihr die Hand auf die Haare. »Ich bin es«, sagte er. »Ich war es, und ich bin es. So weit bin ich gereist, um dich endlich zu finden.«
    Sie wusste es. In diesem Augenblick erkannte sie, dass sie schon einmal gelebt hatten und Geliebte gewesen waren, deren Liebe den Tod überdauert hatte. Wie war ihr Name gewesen? Und seiner? Sie konnte sich nicht erinnern. Ungerufen kamen ihr die Worte in den Sinn: »Und ich habe so lange gewartet, bis du endlich hier erscheinst.«
    Aelis küsste ihn und legte sich mit ihm zwischen die toten wilden Männer. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit fühlte sie sich nicht allein.

60
    Gedanke und Erinnerung
    H ugin blickte am Strand auf den Leichnam seiner Schwester hinab. Er hatte sie mit einem einzigen Hieb enthauptet, und der Kopf lag jetzt, von der Brandung mitgeschwemmt, fünf Schritte entfernt. Er ließ ihn liegen.
    Der Zauberbann, mit dem sie ihn beherrscht hatte, war gebrochen, sobald er den Wolfsstein angelegt hatte. In Wahrheit war er aber auch vorher schon geschwächt gewesen – sobald er das Gesicht der Edelfrau am Fluss gesehen hatte, als sie im Wasser beinahe ertrunken und erfroren war. Warum hatte er Aelis dort nicht getötet? Es hatte wohl an seiner Neugierde gelegen. Er hatte sich gefragt, ob sie überhaupt ertrinken konnte, da sie doch in den Plänen der Götter eine Rolle spielte. Die Götter hatten ihr ein grausameres Schicksal zugedacht als bloßes Ertrinken. Warum also sollten sie Nachsicht zeigen und sie im kalten Wasser sterben lassen? Oder sollte er als Odins Diener das Mädchen beseitigen?
    Wie er inzwischen wusste, gab es noch einen anderen Grund dafür, dass er Aelis nicht sofort bei der ersten Begegnung getötet hatte. Er hatte sie in seinen Träumen gesucht, nachdem die Hexe, die er seine Schwester genannt hatte, Aelis’ Platz eingenommen hatte. Hatte er die Täuschung geahnt, als er Aelis um ihr Leben kämpfend im Fluss beobachtet hatte?
    Frierend und glühend hatte er in der Höhle im Berg geträumt, hatte blind im Dunkeln getastet und sich an seine Klarheit und Persönlichkeit geklammert. Er war ein Rabe gewesen und mit dem Wind geflogen, hatte das weite Land nach etwas durchstreift, das er spüren, aber nicht benennen konnte. Und er hatte sich in dieser seltsamen Gasse aus Bäumen zwischen Fluss und Mauer befunden, wo das Efeu wuchs und des Nachts ein kleiner Schrein von Kerzen leuchtete. In der schalen Luft enger Tunnel, über den Bergen in Wind und Sonne, unter dem Mond, der das Wasser in zerknülltes Blei verwandelte und die Bäume mit Quarzkristallen bestreute, hatte er jemanden gesucht, den er nicht kannte. Immer war seine Schwester dort gewesen, dort unter dem Efeu am Schrein. Sie hatte ihn glauben gemacht, er sei ewig an sie gebunden, war in den Garten seiner Träume eingedrungen und hatte Aelis’ Platz eingenommen.
    Hugin war verbittert. Er hatte für seine Schwester getötet, sein Heim bei den Mönchen verlassen, sie in die Berge geführt und wie ein wildes Tier gelebt, schaudernd im Winter, durchnässt von den Stürmen. Im Dunklen hatte er ihre Hand gehalten, als die ersten Halluzinationen über sie gekommen waren, er war ihr gefolgt, als die Magie von ihr Besitz zu ergreifen schien, er hatte fremde Stimmen in einer fremden Sprache reden hören, die er schließlich besser beherrscht hatte als seine eigene. Die Götter der Nordmänner hatten zu ihnen gesprochen, und durch Ritual, Entbehrung und Dunkelheit hatte er ein Verständnis für sie gewonnen. Dennoch hatte er nicht bleiben wollen.
    »Lass uns weggehen«, hatte er gesagt. »Fort von dieser wilden Frau und ihrer Hexerei. Lass uns zu einem Edelmann oder Bauern gehen und uns als Arbeiter verdingen. Wir können behaupten, die Kriegswirren hätten uns vertrieben. Wir müssen sie meiden und diese Magie hinter uns lassen.«
    Doch seine Schwester hatte nur dagesessen, mit den Füßen in den Kieselsteinen gescharrt und vom Berg aus

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