Claw Trilogy 01 - Fenrir
doch er tat, was er konnte, und versorgte Wunden, schiente Arme und machte aus dem, was er fand, Salben und Verbände. Die Wikinger waren schließlich der Ansicht, es sei ein Glückstag, dass sie einem solchen Mann begegnet waren.
Während Hugin arbeitete, kam Ofaeti zu ihm. »Auf ein Wort.« Der große Wikinger klopfte dem Raben auf die Schulter, als erzählte er ihm einen Witz.
Hugin richtete sich auf und folgte Ofaeti zu dem Langschiff, wo der große Wikinger so tat, als untersuchte er das Steuerruder und wollte Hugin um seine Meinung bitten, wie es ersetzt werden konnte.
»Ich kenne diese Männer oder wenigstens einen von ihnen«, sagte er. »Es ist Skakki der Lange. In unserem Land ist er ein Gesetzloser. Er treibt nicht nur Handel, sondern verschleppt auch die Einwohner als Sklaven. Gute Männer der Horda hat er mitgenommen. Ich werde ihn mit dem Tod büßen lassen.«
»Wir brauchen ihn und seine Mannschaft«, gab Hugin zu bedenken.
»Ich weiß. Aber ich sage dir eines: Wenn wir fast an Land sind, werde ich ihn und seine Männer töten.«
»Sie sind zwanzig.«
»Ja, und ich werde sterben. Aber wenn ich fertig bin, werden sie fünfzehn oder weniger sein.«
»Wir können das Schiff nicht ohne Hilfe in den Hafen lenken. Ich bin kein Seemann.«
»Ich mache es nahe am Ufer. Sehr nahe. Mit etwas Glück werden die Männer über Bord springen und schwimmen. Wenn nicht, könnt ihr schwimmen. Ich erwarte und brauche hierbei keine Hilfe.«
Hugin nickte und entschied zugleich, dass er dies nicht zulassen durfte. Er musste Helgi töten, denn dies schien jetzt die beste Möglichkeit zu sein, die Prophezeiung zu unterlaufen, damit der Gott nicht durch die Zähne des Wolfs starb. Inzwischen war er überzeugt, Helgi selbst sei der zu Fleisch gewordene Gott. Helgi war ein großer Krieger und ein Schutzherr der Dichter und Zauberer. Odin war der Gott des Krieges, der Dichtkunst und der Magie. Und der Gott des Irrsinns. Verzögerungen durfte es nicht geben, also musste Hugin Ofaeti töten. Das wollte er eigentlich nicht, denn der Wikinger hatte ihm in gewisser Weise Glück gebracht. War er die Belohnung für all die Krieger, die Hugin in Odins Hallen geschickt hatte? Der dicke Mann hatte ihm gezeigt, dass man den Wolf mit blankem Stahl verletzen konnte. Der Rabe tastete nach seinem Schwert. Hätte er das im Kloster von Saint-Maurice gewusst, dann wäre sicher vieles anders verlaufen. Als der Wolf noch in seiner menschlichen Gestalt gesteckt hatte, hätte man ihn töten können. Aber jetzt? Hugin hatte seine Zweifel.
Konnte er Odin anrufen? Hatte er den Gott nicht bereits verraten? Wollte er nicht die Frau retten, die den Wolf anlocken würde? Aber an wen konnte er sich sonst noch wenden? An Loki? Die Worte kamen ihm ungerufen in den Sinn: Gott der Lügen, Freund der Menschen, hilf mir, mein Ziel zu erreichen.
Der große Wikinger gesellte sich zu ihnen am Schiff. »Wir versuchen es zu reparieren, aber mit grünem Holz können wir nicht viel ausrichten.« Er tippte auf das zerbrochene Steuerruder. »Auf dieser Reise hatten wir überhaupt kein Glück. Mit mehr als hundert Schiffen haben wir die Franken angegriffen, aber Arnulf ist ein mächtiger König und kennt sein Land. Er führte seine Kavallerie durch die Marschen und griff uns an. So viele Pferde habe ich noch nie gesehen. Sie haben uns hingeschlachtet, und wir haben es gerade noch bis zu den Schiffen geschafft. Bei der Landung hier ging das Ruder entzwei. Sandbänke.«
»Habt ihr denn trotz eurer Mühen überhaupt nichts gewonnen?«, erkundigte sich Ofaeti.
»Gar nichts. Nein, halt – unten am Fluss haben wir ein paar Sklaven eingefangen.«
Hugin folgte dem Blick des Mannes zu den beiden Männern, die Rücken an Rücken gefesselt waren. Bisher hatte er sie noch gar nicht bemerkt. Einer war ein Bauernjunge, den sie schrecklich zusammengeschlagen hatten. Er war beinahe ohnmächtig. Der andere war ein sehr kräftiger Kerl, groß und muskulös und mit bleicher Haut, als sei er bereits ertrunken. Seine Haare waren hellrot und standen als wirres Büschel auf dem Kopf.
»Der Junge wird es wohl nicht schaffen, aber der Große dürfte uns auf dem Markt ein bisschen was einbringen.«
»Lass mich nach dem Ruder sehen«, bot Ofaeti an. »Ich kenne mich mit dem Schiffsbau aus, und es dürfte nicht zu schwer sein, es in Ordnung zu bringen. Ich könnte ein wenig Holz von eurem Deck und unserem kleinen Boot ausborgen, falls es noch da ist, wo wir es gelassen haben.«
»Du
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