Claw Trilogy 01 - Fenrir
es war nur eine Katze. Huldre, die große trächtige Mäusejägerin, bettelte um Essensreste. Wie alt wäre Sváva jetzt? Alt genug, um eines der Kätzchen als Geschenk für ihr eigenes neues Haus zu bekommen. Es war eine traditionelle Gabe, die beim Schritt in das Eheleben helfen sollte.
Er ist noch nicht mit dem Mädchen eingetroffen. Dem Wolfsmann war eine Aufgabe anvertraut, die eine ganze Truppe von druzhina nicht vollbringen konnte. Ist er überhaupt bis nach Paris gelangt? Hat er das Mädchen gefunden? Helgi zweifelte nicht, dass der Mann, der an seinen Wachen vorbei nach Aldeigjuborg schleichen konnte, auch nach Paris hineinzugelangen vermochte. Also bestand doch eine gewisse Hoffnung. Hat er sie unterwegs verloren? Noch schlimmer, wurde sie getötet? Wenn sie tot war, dann würden die Runen sie verlassen und zu den anderen ziehen, die ihre Schwestern im Geiste hegten. Das Erscheinen des Gottes würde näher rücken, Helgis Ländereien einen Schritt weiter hin zu Zerstörung und Vernichtung tun. Vielleicht würde der durchtrennte Knoten wieder heil werden.
In seinen Albträumen sah Helgi sich von dem schrecklichen Odin verfolgt, der ihn mit dem Speer pfählen wollte. Vor dem Pferd mit den acht Beinen wallte der Schnee auf wie eine Bugwelle, das Gesicht des Gottes war vor Wut und Hass verzerrt. Alles, was Helgi sah, bestätigte die Worte des Wolfsmannes. Odin kam. Doch was war mit der Abmachung mit dem rothaarigen Kerl? Wer war er gewesen? Loki, das wusste Helgi längst. Der Name des Gottes verriet ihm alles, was er wissen musste: Lügenschmied, Prinz der brennenden Luft, Täuscher, Feind der Götter.
»Der Gott hat mir versprochen, dass ich ein großer König werde«, sagte Helgi halblaut. »Dennoch werden wir belagert.«
Er dachte an die seltsamen Dinge, die seit der Geburt Aeringunnrs geschehen waren, und die noch schlimmeren Dinge, die sich nach ihrem Tod zugetragen hatten. Kiew entwickelte sich unter Ingvar zu einer Großmacht, während Nowgorod, die neue Hauptstadt, die er als Zwischenhalt auf dem Weg nach Osten bauen wollte, von einem Feuer verwüstet worden war. Sein eigenes Volk war seit zehn Jahren nervös und ängstlich. Eine Woche nach Svávas Tod hatten sie Gillingr in den Grabhügel gesteckt und mit Speer und Schwert, mit Bett und Lyra und allem anderen bestattet, was er im Nachleben brauchen mochte – Essen, Duftwasser und Kleidung.
Helgi hielt es für ein schlechtes Zeichen, dass sie beim Anlegen des Grabes auf ältere Tunnel gestoßen waren. Diese waren tief und eng und gehörten höchstwahrscheinlich zu römischen Minen, wie jene behaupteten, die so etwas schon einmal gesehen hatten. Sein Volk besaß keine Erfahrungen im Bergbau. Sie hatten die Gänge zugeschüttet und das Hügelgrab versiegelt.
Kurz danach war die Grabstätte jedoch zusammengebrochen, und gleich nach Beginn der Aufräumarbeiten hatten sie festgestellt, dass einige Dinge aus dem Grab entwendet worden waren. Die Edelsteine waren verschwunden, die Lyra war zerschmettert und zerbrochen, auch die Lebensmittel, die Decken und der Speer hatten gefehlt. Jedoch hatte kein Mensch Hand an diese Dinge gelegt, denn Gillingrs Familie und eine Reihe von Helgis druzhina hatten die Bestattung beaufsichtigt.
Seitdem erzählten die Leute, Gillingrs Geist hauste in den Tunneln. Deshalb hatte man ihn an einen anderen Ort umgebettet. In den folgenden Jahren hatten die Einwohner der Stadt an der alten Grabstätte vor den Eingängen der Stollen Opfergaben niedergelegt. Füchse mochten sich das Brot oder das Fleisch schnappen, aber kein wildes Tier nahm Töpfe mit Honig, Bier, Decken und Stiefel an sich. Irgendjemand hatte die Sachen dennoch geholt.
Schließlich hatte Helgi sich gezwungen gesehen, sich persönlich einzuschalten. Er hatte sich vor dem halb zusammengebrochenen Eingang des Tunnels auf die Erde gesetzt und das dunkle Loch beobachtet. Natürlich hatte er sich auch drinnen umgesehen. Der Eingang war klein, und er hatte sich mühsam durchgezwängt. Leider hatte er nichts gefunden. Die Gänge waren zu eng und zu gewunden. Überall blockierten Erdrutsche und Wassereinbrüche das Fortkommen. Inzwischen war Gras über den Grabhügel gewachsen, doch er ging immer noch manchmal zu der Mündung, um sich hinzusetzen und nachzudenken.
Wenn er ins Feuer blickte, fühlte er sich aufgerieben und verletzlich. Er floh nach draußen. Der Nebel lag schon seit einer ganzen Woche unverändert dicht über der Stadt. Nur die Wachfeuer, die kleine
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