Clean Team
flankiert von Türmen aus gestapeltem Müll, Zeitungsbündeln und Milchflaschen voller Urin, und verfolgte seelenruhig, wie die Kakerlaken der gesamten Schöpfung auf der Suche nach Schlupflöchern an mir hochkrabbelten.
- Wer das nicht packt, packt den Job nicht.
Er stand vor mir, sein Oberkörper war übersät von Kakerlakenschwärmen in Form von Kontinenten, von denen sich Teile lösten, davonschwammen und sich zu neuen Landmassen vereinigten. Die geophysikalische Erdgeschichte,
dargestellt von Küchenschaben auf einem globusförmigen Mann.
Er hob eine Hand und wischte elegant ein paar von ihnen vom Ärmel seines Overalls.
- Es gibt Schlimmeres, von dem man bedeckt sein kann, glaub mir.
Gabe schob sich an mir vorbei und zwängte sich durch den schmalen Korridor zwischen den Abfallbergen auf das dämmrige Licht im hinteren Teil der Wohnung zu, wo sie am Tag zuvor zwei Fenster freigelegt hatten.
- Viel Schlimmeres.
Und mit diesen Worten verschwand er in dem Chaos aus Müllstapeln und Ungeziefer.
Po Sin musterte mich.
Unwillkürlich malte ich mir aus, was dieses Schlimmere wohl sein mochte.
Po Sin beugte sich vor.
- Alles klar?
Auf dem unbedeckten Hautstreifen zwischen meiner Filtermaske und der Overallkapuze kitzelten die Beinchen einer Schabe. Ich schnippte sie zu Boden und zerstampfte sie. Und mit ihr gleich ein Dutzend weitere.
- Ja, alles klar. Du bist ein absoluter Oberarsch, aber ich bin okay.
Er nickte und deutete in den rückwärtigen Teil des Apartments.
- Fang da hinten an. Gabe packt den Mist ein. Du kannst das Zeug zum Aufzug schleppen.
Langsam tastete ich mich den Flur hinunter, während der Gestank ranziger Scheiße durch die Maske zu sickern begann.
- Du bist echt zum Kotzen, Po Sin!
Unerwartet tauchte Gabe vor mir auf und schüttelte den Kopf.
- Hör zu. Besser du brüllst nicht so rum. Das löst deine Maske am Kinn und am Kiefer, und die Viecher kriechen rein. Du reißt die Maske runter, um sie loszuwerden, und sofort hast du sie überall im Gesicht. In den Nasenlöchern zum Beispiel.
Kakerlaken in den Nasenlöchern. Klang nicht gut. Aber wie gesagt, es gab Schlimmeres.
Also machte ich mich an die Arbeit.
Ich schleppte Scheiße. Säckeweise. Der Typ, der sich in seinem Apartment eingesperrt hatte, musste täglich ein Dutzend Mal geschissen haben. Und offensichtlich hatte er nichts anders als Bohnen und Brokkoli sowie eine Müslimischung zu sich genommen.
Während ich die großen schwarzen Müllsäcke voller scheißegefüllter kleiner Beutel schleppte, sie durch die sich türmenden Massen fauligen Mülls schleifte, den Gestank vergorener Exkremente in der Nase, lenkte ich mich mit Matheaufgaben ab. Versuchte zu berechnen, wie viele Jahre der Typ in Tüten geschissen haben musste, um solche Berge anzuhäufen.
Ich transportierte die Müllsäcke zum Aufzug und dann runter zu dem Container, den Po Sin eigens für den Job angemietet und in der Gasse hinterm Hotel abgestellt hatte. Mein Gesicht juckte unter der Maske, und ich wollte sie schon abnehmen, aber im letzten Moment wurde mir klar, dass mich der Gestank aus den Säcken umbringen würde. Also fing ich an, die auf einem Karren gestapelten Säcke über die Seitenwand des Containers zu werfen.
Dabei dachte ich daran, welchen Betrag Chev für sein neues Handy veranschlagt hatte. An die zweihundert Mäuse. Das lief auf mindestens zwanzig Stunden Scheißeschleppen hinaus.
Scheiße.
Einer der Säcke verfing sich an einem Stahlhaken am Rand des Containers, riss auf, und es regnete kleine Scheißebeutel auf die Straße.
- Verfluchter Mist!
Ich bückte mich, um sie aufzuheben.
Kaum drei Stunden Arbeit, und schon schmerzten mein Rücken, meine Knie, Arme und Schultern wie die Hölle. Ich musste daran denken, wie mein Dad und seine Saufkumpane früher auf der Veranda unseres Hauses in Laurel Canyon hockten, Bourbon schlürften und Beschissenster Job je spielten. Alle versuchten sich gegenseitig zu überbieten.
Tankwart.
Liftboy.
Stallbursche.
Taxifahrer.
Hausmeister.
Kuhbefruchter.
Nachtwächter.
Schullehrer.
Der letzte Einwurf stammte von meinem Dad. Der Trumpf, mit dem er sie alle schlug und die Runde in lautem Gelächter enden ließ. Alle waren sie irgendwann mal Lehrer an öffentlichen Schulen gewesen, bevor sie den Sprung ins Filmbusiness geschafft hatten.
Man müsste dieses Spiel wieder einführen und Wetten darauf abschließen können.
Weitere Kostenlose Bücher