Clean Team
anderen Staat lebt.
- Mit meiner Mutter hatte ich nie Probleme. Aber meinem Dad hätte ich ein paarmal am liebsten den Hahn abgedreht.
- Meiner hängt die meiste Zeit in einer Bar drüben in Santa Monica ab. Das ist so weit westlich, fast ein anderer Staat. Also ist er sicher vor mir.
- Die Distanz stimmt einen milder.
- Ja, schön wär’s.
Er stampfte auf den Lieferanteneingang zu.
- Meine Mutter und mein Vater leben beide weit weg. Und mein Bruder, na ja, wir haben keinen Kontakt mehr. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist noch weniger Familie.
Er zögerte und schaute zum Ende der Gasse, wo Bum verschwunden war.
Ich bückte mich, hob einen Kackbeutel auf und warf ihn in den Container.
- Er hat’s drauf angelegt, Po Sin.
Unverwandt starrte er die Gasse hinunter.
- Er ist noch ein Junge, und ich bin ein erwachsener Mann.
Er musterte mich mit einem ernsten Blick.
- Ein Mann sollte immer seine Würde bewahren.
Ich blickte auf die Scheiße zu meinen Füßen.
Po Sin setzte sich wieder in Bewegung.
- Wir haben gleich Mittag. Bring das zu Ende, und dann gehen wir’nen Happen essen.
- Wo?
Er winkte über die Schulter hinweg ab.
- Spielt keine Rolle. Bei dem Job schmeckt eh alles nach Scheiße.
Er betrat das Hotel durch den Hintereingang. Ich massierte
meinen Finger, ließ mein Handgelenk kreisen und schwang locker den Arm, um zu prüfen, ob alles noch intakt war. Dann machte ich mich an die Arbeit. Und schaufelte Scheiße in den Container.
Was das Essen anging, behielt er recht.
Mit dem Geruch vergorener Exkremente in den Haaren, den Kleidern, hoch oben in der Nase und tief unten in der Kehle, wollte sich bei mir kein rechter Appetit einstellen. Ganz anders bei den erfahrenen Kollegen. Ich sah zu, wie Po Sin seinen dritten Cheeseburger hinunterschlang und Gabe sorgfältig die Reste seines Chilis aus der Schüssel kratzte.
Po Sin spülte einen Bissen seines Burgers mit einem Schluck Schokoladenshake hinunter.
- Jeder hat mit anderen Dingen Probleme.
Ich griff nach einer Fritte und biss hinein. Sie schmeckte nach wie vor nach Scheiße.
- Du willst also sagen, es soll mich nicht weiter beunruhigen, dass ich keinen Appetit verspüre, weil meine gesamten Nasenschleimhäute nach Kot duften? Danke, das erleichtert mich jetzt wirklich. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, ich sei vielleicht nicht ganz normal, weil ich keine Lust auf Essen habe, wenn alles nur noch nach ranziger Arschbutter stinkt. Also, da fällt mir aber wirklich ein Stein vom Herzen, dass ich nicht allein bin, und alle anderen auch so ihre Probleme haben.
Po Sin wischte sich den Mund.
- Dachte mir, dass es dir hilft.
Ich ließ die Fritte fallen und schob mein kaum berührtes Mittagessen in die Mitte des Tischs.
- Also, mit was hast du Probleme?
Po Sin schnappte sich ein paar meiner Fritten und stopfte sie sich in den Mund.
- Ich? Mit nichts.
Gabe rieb sich die Nase.
- Mit Kindern.
Po Sin schaute mich an.
- Kids sind hart. Niemand kann Kids ab.
Ich sah rüber zur Theke des Fatburger-Lokals, wo sich ein paar Teenager gegenseitig schubsten und herumalberten, und beschloss Po Sins Bemerkung zu übergehen, was immer sie bedeuten mochte.
- Ich mag Kids. Kids sind okay.
Gabe kippte den Rest seines Eistees.
- Tote Kids. Niemand kann tote Kids ab.
Po Sin warf mir erneut einen Blick zu, aber ich wich ihm aus, und er verdrückte noch eine Fritte.
- Er meint, bei einer Tatortreinigung. Wenn es ein Kind erwischt hat. Das ist hart.
Gabe lehnte sich zurück. Unser Tisch spiegelte sich merkwürdig verzerrt in seiner Sonnenbrille, die er nicht mehr abgenommen hatte, seit wir aus dem Hotel gekommen waren.
- Zählt aber nicht wirklich. Kids gehen jedem an die Nieren. Und von dem anderen Scheiß macht ihm nichts wirklich Probleme.
Po Sin zuckte mit den Schultern.
- Wer den Job lang genug macht, entwickelt ein dickes Fell.
Sein Schädel neigte sich in Gabes Richtung.
- Gabe kann Modergeruch nicht ab.
- Schimmelpilz.
- Richtig, Schimmel. Wasserschäden. Kann er nicht haben.
Ich musterte Gabe.
- Schimmel?
Er wandte den Kopf ab.
- Ja.
- Berge von ranziger Scheiße sind okay, aber bei Schimmel kriegst du die Krise?
Er kratzte über die lange Narbe auf seinem linken Unterarm.
- Ich mag das Zeug einfach nicht. Das ist alles.
Po Sins Handy klingelte. Er
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