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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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er beinahe das Haus niedergebrannt, ein flammendes Inferno den Canyon hinuntergeschickt und die gesamten Hollywood Hills vernichtet.
    Gleich am folgenden Tag, nachdem L.L.s Anwalt ihn auf Kaution aus dem Gefängnis geholt hatte, wo er wegen Brandstiftung saß, wurde ich auf ein Internat geschickt, im Gepäck die Sammlung Große Werke der Weltliteratur , und durfte den ersten in einer lebenslangen Reihe von Vorträgen genießen, die den Beruf des Erziehers priesen und kommerzielle Unterhaltung in all ihren Formen verdammten.
    Allerdings verfluchte er dabei nie den Film. Aber bereits die Tatsache, dass L.L. ihn totschwieg, ließ darauf schließen, dass diese fortschrittliche Unterhaltungsform für ihn nie existiert hatte.
     
     
    Ich folgte ihm hinaus auf den Parkplatz, zu seinem Mercedes-Cabrio, dem aktuellen Prunkstück in einer Reihe jährlicher Neuanschaffungen. Die Tantiemen aus den langen Jahren der Lohnschreiberei flossen immer noch.
     
    - L.L.

    Er pfefferte die Bücher auf den Rücksitz seines Mercedes, wo sich eine kleine Bibliothek stapelte, und wandte sich zu mir um.
     
    - Was? Was kann ich noch für dich tun, das ich nicht bereits getan hätte? Nachdem ich dich gezeugt, genährt, gekleidet und erzogen habe, wie kann ich dir zu diesem späten Zeitpunkt noch behilflich sein?
     
    Ich betrachtete die purpurfarbenen Äderchen auf seiner Nase. Seine geschwollenen Füße in Plastikclogs, die streichholzdürren Beine, die aus seinen Shorts ragten, den schweißfleckigen Anglerhut, der die Melanomnarben auf seinem kahlen Schädel bedeckte. Ich überlegte, ob ich ihn an ein paar Details aus unserem gemeinsamen Leben erinnern und danach für weitere zwei Jahre den Kontakt zu ihm abbrechen sollte.
    Doch dann dachte ich an den Fleck, den die Leiche auf dem Holzboden hinterlassen hatte, die Spuren der Maden, die von dem Motorölblut und dem ranzigen Talg weggekrochen waren.
    Ich deutete auf den Wagen.
     
    - Ich könnte’ne Mitfahrgelegenheit gebrauchen.
     
    Er wollte den Zeigefinger heben, hielt aber inne.
     
    - Gut. Eine Mitfahrgelegenheit.
     
    Er öffnete die Fahrertür.
     
    - Dann steig ein.
     
    Ich umrundete den Wagen und schwang mich auf den
Beifahrersitz. Er rollte zum Parkplatzausgang, und während er ein paar Fußgänger auf dem Bürgersteig passieren ließ, bemerkte ich, wie er hinunter zum Pier und dem Karussell starrte. Er rieb sich den Mund, öffnete ihn, schloss ihn wieder.
    Und ich ergänzte stillschweigend den Satz, den er in den letzten zwanzig Jahren an dieser Stelle unvermeidlich wiederholt hatte.
    Da, auf dem Pier, das Karussell, das Paul Newman in Der Clou betreibt. Möchtest du eine Runde fahren?
     
     
    Vor unserem Apartmenthaus angekommen, griff L.L. über die Rückenlehne nach hinten und wühlte in den Büchern, bis er die Ausgabe von Anna Karenina fand, mit der er mir bereits in der Bar auf den Wecker gefallen war. Er blätterte darin herum, während ich ausstieg.
    Dann klappte er das Buch wieder zu und reichte es mir.
     
    - Nimm es.
    - Ich hab’s schon gelesen.
     
    Er lehnte sich quer über den Beifahrersitz und stieß es mir in die Brust.
     
    - Dann lies es eben noch mal. Das hilft dir, nicht noch ignoranter zu werden, als du ohnehin schon bist.
    - Wie du meinst.
     
    Ich nahm das Buch.
     
    - Danke.
     
    Er legte einen Gang ein.

    - Du brauchst mir nicht zu danken. Lies einfach das verdammte Buch.
     
    Er gab Gas, die Reifen drehten jaulend durch, und er wäre mir beinahe über den Fuß gefahren.
    Ich starrte ihm nach, wie er um die Ecke schleuderte und dabei um ein Haar einen alten Mann überfahren hätte, der ein mit Plastiktüten behängtes Fahrrad schob.
     
    - Ich würde ja gerne sagen, schön, dich mal wieder gesehen zu haben, L.L., aber das wär eine gottverdammte Lüge.

WAS MAN DAVON HAT, SICH WIE EIN ARSCH AUFZUFÜHREN
     
     
     
     
    - Ich liebe Anna Karenina.
     
    Dot fläzte sich immer noch auf meiner Couch und trug Chevs Misfits-T-Shirt. Allerdings hatte sie inzwischen eine knapp sitzende Jeans übergezogen und ein paar Bücher um sich herum ausgebreitet.
     
    - Was, zum Teufel, tust du hier?
    - Lernen. Welchen Teil magst du am liebsten? Mir gefällt am besten, wie sie gemeinsam durch Europa reisen.
     
    Ich marschierte zu Chevs Zimmer, spähte durch die Tür, entdeckte aber nur das übliche Chaos aus Schmutzwäsche, überquellenden Aschenbechern, Cramps-, Black Flag- und Hot-Rod -Postern.
     
    - Was ich mit meiner Frage eigentlich zum Ausdruck bringen wollte,

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