Clean Team

war echt übel. Ich kann mich noch genau erinnern, als es passiert ist, und es war total schlimm. Ich hab die ganze Nacht geheult. Also, ich wollte nur sagen, tut mir echt leid.
     
    Ich starrte auf ihre Finger.
     
    - Fass mich nicht an, du bescheuerte Plastikschlampe.
     
    Ihre Hand zuckte zurück.
    Ich zeigte auf Chevs Zimmer.
     
    - Und richte dich hier bloß nicht zu häuslich ein. Chev fickt dich, bis es ihn langweilt, und dann meldet er sich nicht mehr bei dir. Außer vielleicht zwei, drei Mal im Monat, wenn er besoffen ist und jemanden flachlegen will.
     
    Ihre Lippen wurden schmal, und sie begann, ihre Bücher einzusammeln.
     
    - Dann wirst du deinen Freunden erzählen, dass das okay ist, weil du gern ab und zu unkomplizierten Sex hast, aber wenn du ihn mal deswegen anrufst, tut er einen Teufel und ruft zurück. Er erkennt deinen Namen auf dem Display und murmelt irgendwas von, das ist die
Braut, die ich mal gebumst hab und die mir jetzt wie ein Hund nachläuft .
     
    Sie stopfte die Bücher in ihren Rucksack und sprang auf.
    Ich winkte ihr, sich wieder zu setzen.
     
    - Nein, nein. Du bleibst schön hier und machst es dir bequem. Ich bin sicher, Chev kommt schon bald auf ein schnelles Nümmerchen nach Hause.
     
    Als ich die Wohnungstür hinter mir zuschlug, hörte ich, wie von innen Anna Karenina dagegen donnerte.
    Einen Moment lang zögerte ich und überlegte, ob ich zurückgehen und mich entschuldigen sollte. Oder ob ich ihr vorlügen sollte, Chev hätte mir anvertraut, sie ließe sich beim Sex gern vollpinkeln. Oder ob ich einfach hier stehen bleiben und mich nie wieder im Leben von der Stelle rühren sollte.
    Aber wozu das alles? Entschuldigungen brachten nichts. Menschen ließen sich nur bis zu einem gewissen Grad demütigen, bevor ihnen scheißegal wurde, was man ihnen antat. Und wenn ich hier wartete, käme früher oder später nur die verrückte Katzenfrau aus dem Erdgeschoss angeschlurft und würde mich bitten, ihr zu helfen, ihre fiese Perserkatze hinter dem Trockner im Waschkeller hervorzuziehen, und ich hatte wahrlich schon genug Prankenhiebe von diesem tollwütigen Katzenvieh einstecken müssen.
    Also lief ich die Treppe runter, umrundete das Gebäude und betrat die Gasse, die in östlicher Richtung auf die Highland führte. Eine Abkürzung zum Laden, wo ich meinem besten Freund ein paar ausgesuchte Schimpfwörter an den Kopf zu werfen gedachte.
    In der Gasse sortierte das obdachlose Pärchen vor seinem Zelt recycelbaren Müll in drei Tonnen, die auf einen Ziehwagen geschnallt waren.
    - Schwanzlutscher.
    - Schlampe.
    - Bescheuerter Loser.
    - Verfluchte Hure.
     
    Ihre identischen Irokesenschnitte wippten im Takt, während sie sich über die Tonnen beugten und wieder hochkamen, beladen mit Glas, Plastik und Aluminium.
    Das Mädchen schielte zu mir rüber.
     
    - Hey du, hast du vielleicht ma’ bisschen Kleingeld heute?
     
    Ich senkte den Kopf und marschierte an ihnen vorbei, zwischen den Autos hindurch, die hinter den Apartmenthäusern parkten.
    Ich hörte, wie sie ausspuckte.
     
    - Blödes Arschloch! Wir leben doch nur hier! Versuchen, zu überleben! Genau wie du! Du musst uns nicht ignorieren, bloß weil wir obdachlos sind!
     
    Ich drehte mich um und lief rückwärts weiter.
     
    - Ich ignorier euch nicht, weil ihr obdachlos seid. Ich ignorier euch, weil ihr mitten in der Nacht rumbrüllt, wenn ich schlafen will. Und weil mich diese Nikolausmütze ankotzt, die du dir jedes Weihnachten überstülpst, weil du dir einbildest, die Leute geben dir dann mehr Almosen. Ich ignorier dich nicht deshalb, weil ich keine Obdachlosen mag, sondern weil ich ganz speziell dich nicht mag.
     
    Mein Hinterkopf prallte schmerzhaft gegen einen harten Gegenstand.
    Die Augen der Obdachlosen quollen über.

    Ich fuhr herum, und wurde von einem muskelbepackten Kerl mit Skimaske zu Boden geschleudert.
    Dann verpasste er mir einen Tritt in die Rippen.
     
    - Versuch nicht, die Genossenschaft zu ficken, Arschloch.
     
    Ich krümmte mich vor Schmerz.
     
    - Was?
     
    Er kniete sich neben mich, packte mein Hemd, zerrte mich hoch und verpasste mir rechts und links ein paar Schläge.
     
    - Fick! Nicht! Die! Genossenschaft!
     
    Schleim und Blut spritzten aus meiner Nase, als ich anfing zu schreien.
     
    - Okay! Okay! Okay! Kein Genossenschaftsficken.
     
    Er packte mich bei der Kehle und schüttelte mich.
     
    - Ich mein’s ernst!
     
    Ich schnappte keuchend nach Luft.
     
    - Ich weiß! Ich weiß! Ich merk’s an