Clean Team
unvermeidliche Sonnenbrille.
Wir zwängten uns in die Nische, und er wies auf die Speisen vor uns.
- Hab schon mal bestellt.
Po Sin packte seine Gabel und machte sich über die mit Fleisch gefüllten und mit Käse überbackenen Chilischoten her.
- Danke.
Gabe musterte mich.
- Iss was. Das Zeug ist gut.
Ich deutete auf mein Gesicht.
- Ja, ist sicher lecker. Aber davon abgesehen, dass Kauen im Moment keine allzu gute Idee ist, ess ich nicht gern in einer Umgebung, in der ich die Hand nicht vor Augen sehen kann. Ich hab nämlich keine Lust, mir die Gabel ins Gesicht zu rammen.
Po Sin schnappte sich meinen Teller und zog ihn zu sich rüber.
- Geht schon in Ordnung.
Ich pickte einen Tortilla-Chip aus dem Korb auf dem Tisch und nagte vorsichtig an einer Ecke. Salz geriet in eine offene Stelle an meinem Mund, ich zuckte zusammen, griff nach einer der Margaritas, die Gabe für uns bestellt hatte, und nahm einen großen Schluck. Aber weil es so verdammt dunkel war, übersah ich den Salzrand am Glas, und jetzt brannte es wie die verfluchte Hölle.
- Verfluchte Hölle.
Gabe schob mir ein Wasserglas hin.
- Tut mir leid. Wusste nicht, ob du sie mit oder ohne magst.
Ich spülte meinen Mund mit kaltem Wasser, was ebenfalls verflucht wehtat.
- Scheiße.
Ich blickte zu Po Sin, der seinen ersten Teller mit einer Tortilla sauber wischte.
- Also, Mann. Ich will ja nicht undankbar sein für das Dinner, das ich nicht essen kann. Aber vielleicht kommen wir jetzt endlich zu dem Teil, wo ich erfahre, was zum Teufel hier gespielt wird?
Er schaufelte Guacamole auf einen Chip.
- Ja, sind schon dabei. Sofort.
Er verschlang den Chip. Und dann noch ein paar weitere. Gabe schwieg hinter seiner Sonnenbrille.
Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
- Also was jetzt? Was läuft hier? Was zum Henker ist die Genossenschaft? Waswaswas?
Po Sin wischte sich mit einer roten Serviette über den Mund.
- Aftershock.
- Hä?
- Aftershock ist der Name einer weiteren Firma, die Tatorte reinigt. Sie haben eine Menge fester Kunden, hauptsächlich in der Westside. Hotels, Bürohochhäuser, Hausverwaltungen. Und sie werden dort von der Polizei bevorzugt empfohlen. Nehmen wir an, irgendjemand fragt die Cops oder Deputys an einem Tatort, Wie krieg ich das bloß sauber? Mein Huey Baby, mein Junge, ist erschossen worden, wie krieg ich das je wieder weg? Wobei Huey Baby wohlgemerkt ein Koloss von über dreihundert Pfund war, der das ganze Haus vollgeblutet hat, nachdem ihn draußen auf der Veranda ein Typ niedergeschossen hat, der mal sein bester Freund war, bevor einer der beiden die Baby Mama des anderen gevögelt hat oder irgend so’n Scheiß. Jedenfalls empfiehlt der zuständige Beamte ihnen dann einen zuverlässigen Tatortreiniger, der sich der Angelegenheit annimmt.
Ich entdeckte einen Strohhalm auf dem Tisch und zog ihn aus der Papierhülle.
- Und dafür kassiert er Schmiergeld.
Po Sin wackelte mit dem Zeigefinger.
- Kein Schmiergeld. Empfehlungsgebühr.
- Jedenfalls ist es absolut illegal.
- Das schon, aber keine Bestechung.
Ich tauchte den Strohhalm in die Margarita und nahm einen Schluck.
- Und die Genossenschaft?
Er knöpfte sich den zweiten Teller Chile Relleno vor.
- Die Genossenschaft ist eine Art Mafia. Morton, der Typ, dem Aftershock gehört, will alle Reinigungsfirmen unter einem Dach vereinigen. Die Genossenschaft verteilt dann sämtliche Jobs und Verträge. Setzt die Preise fest. Handelt Versicherungsbeiträge aus und den ganzen Kram. Je mehr Reinigungsfirmen er unter einen Hut kriegt, desto mehr Druck kann er auf die verbliebenen unabhängigen ausüben. Wer nicht mitspielt, muss von den Brotkrumen leben, die vom reichgedeckten Tisch der Genossenschaft fallen.
- Und was ist so schlecht an einer Organisation, die günstige Bedingungen für dich aushandelt und dir hilft, deine Ressourcen optimal auszuschöpfen?
Er leckte seine Gabel blank und legte sie auf den ebenso sauberen Teller.
- Weil es ein abgekartetes Spiel ist, Web. Weil die Arbeit von der Genossenschaft nicht gerecht verteilt wird. Morton ist Präsident und Manager der Genossenschaft und gleichzeitig Chef von Aftershock, was ihn in einen erheblichen Interessenkonflikt bringt. Zwei von drei reinkommenden Aufträgen schanzt er seiner eigenen Firma zu. Wenn ich beitrete, erhält die Genossenschaft Zugang zu meinen sämtlichen
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