Clean Team
Minikuchen.
- Nervös, Po Sin?
Er wischte den orangefarbenen Staub auf seinen Fingern an der Hose ab.
- Fick dich, Web. Und ja, ich bin ein Stressesser, okay? Wenn ich unter Druck gerate, verlier ich die Beherrschung und stopfe zwanghaft Essen in mich rein. Du siehst doch, wie beschissen fett ich bin, oder? Glaubst du vielleicht, das kommt von selbst? Tut’s nicht. Ich hab kein verschissenes Schilddrüsenproblem oder so was. Ich fress einfach nur zu viel. Vor allem Junkfood. Und wenn ich in Stress gerate, fress ich noch mehr. Und im Augenblick bin ich gestresst. Okay? Okay? Okay?
Ich lehnte mich zurück, um den Krümeln und der Spucke auszuweichen.
- Ja, okay. Schon verstanden. Du bist gestresst. Das ist dein gutes Recht. Ich versteh das. Aber, hey, ich bin auch gestresst. Und das auch nicht ohne Grund. Immerhin bin ich derjenige, den dein gottverdammter Neffe zusammengeschlagen hat. Oh, und da wir gerade dabei sind, ich konnte nicht umhin festzustellen, dass der Lieferwagen,
in dem er und seine Kumpel abgehauen sind, erst kürzlich mit der gleichen gelben Farbe verwüstet wurde, die Gabe heute Morgen unter den Fingernägeln kleben hatte. Nicht, dass ich vermute, das alles würde irgendwie zusammenhängen. Es kann ja wohl schlecht sein, dass ich hier mitten in eine blutige Leichenbeseitiger-Fehde geraten bin, oder?
Er hämmerte erneut gegen das Dach.
- Dieser verfickte Morton! Diese verfickte Genossenschaft!
- Ja, die Genossenschaft. Gut, dass du sie erwähnst. Zufällig ist nämlich die Sprache darauf gekommen, während Bum und ich miteinander geplaudert haben. Leider hatte ich zu diesem Thema wenig beizutragen. Ich bin gewissermaßen im Dunkeln getappt. Und vielleicht könntest du dich verflucht noch mal herablassen, ein wenig Licht in die Sache zu bringen.
Er hielt ruckartig an einer roten Ampel und drehte sich zu mir.
- Er heißt Ding-Bum, nicht Bum. Es ist der Name seines Großvaters. Ding-Bum.
Ich verschränkte die Arme und legte die Füße aufs Armaturenbrett.
- Solang er mich nicht wieder zusammenschlägt, kann er sich meinetwegen nennen, wie er will.
Po Sin schnippte mit den Fingern.
- Füße, Füße.
- Richtig, so heißen die Dinger am unteren Ende meiner Beine.
- Runter da.
Ich schüttelte den Kopf.
- Nö. Betrachte es als erste Anzahlung auf das mir zustehende Schmerzensgeld.
Er stopfte sich eine weitere Handvoll Flips in den Mund. Die Ampel wurde grün, der Wagen rollte los, und ich musterte die vor uns liegende Straße.
- Hey. Wo fahren wir eigentlich hin?
- Sherman Oaks.
Ich nahm die Füße runter und deutete auf die Straße.
- Aber warum hier lang?
- Weil das der schnellste Weg ist. Was kümmert’s dich?
- Nein, die Highland zum 101 ist schneller.
- Stimmt nicht. Nicht in diesem Fall.
- Hey, bieg hier ab!
Er fuhr weiter geradeaus.
- Verdammt, Po Sin, du hättest hier abbiegen müssen.
Er zerknüllte die leere Flipstüte und warf sie in den Plastikbeutel.
- Entspann dich, Web, wir sind goldrichtig. Was ist dein verfluchtes Problem?
- Nichts. Aber mein Weg ist schneller.
Er fischte eine Pappröhre mit Pringles-Chips aus der Einkaufstüte.
- Stimmt nicht. Laurel Canyon ist der schnellste Weg.
Ich schwieg und machte lediglich einen weiteren Haken auf der Strichliste. Noch ein Punkt für Gott in unserem fortlaufenden Wettbewerb Wer ist hier der gemeinere Arsch.
Dann kurvten wir den Canyon meiner Kindheit hinauf und kamen an der Stelle vorbei, an der Chevs Leben eine entscheidende Wende genommen hatte. Ich befühlte die Hunderter in meiner Tasche.
Im Casa Vega war es so finster wie in der Hölle.
Natürlich bin ich diesbezüglich auf Spekulationen angewiesen, Gott bewahre, trotzdem schien mir diese Mischung aus Düsternis und rötlich flackerndem Kerzenlicht ein perfektes Styling für den Hades abzugeben.
Außer, dass sie dort unten vermutlich keine Nachos und Margaritas servieren.
Wir tasteten uns an der Bar entlang in den Speiseraum vor. Wobei Po Sin offensichtlich von einer Art Drittem Auge oder innerem Kompass gelenkt wurde, der ihn zuverlässig die glühendheißen Keramikplatten mit Chile Relleno umtänzeln ließ. Ganz hinten, unter einem der etwas weniger kitschigen Stierkämpfer auf schwarzem Samt, hockte Gabe in einer Sitznische aus rotem Leder. Wegen der auf Hochtouren laufenden Klimaanlage trug er sein Jackett, dazu eine Krawatte und die
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